Der letzte Befehl
Verfügung stehen! Gewiss, ich halte es immer noch für unwahrscheinlich, dass die so einen Detektor zusammengebastelt bekommen, aber ich bin nicht bereit, das für unmöglich zu halten.
Wenn man es also von der Warte aus betrachtet, wie man in das Zielgebiet vordringen kann, dann wird es beim zweiten Mal schon deutlich kniffliger werden – vor allem, wo dieses zweite Mal so dicht auf Oyster Bay folgen soll.«
Über den Tisch hinweg blickte Benjamin seinen Vater so lange auffordernd an, bis Albrecht mit einem Nicken andeutete, bislang könne er den Ausführungen seines Sohnes folgen.
»Zweitens«, fuhr Benjamin dann fort, »würden wir bei diesem zweiten Angriff deutlich mehr Kampfstärke benötigen. Oyster Bay hat nur funktioniert, weil wir auf völlige Überraschung bauen konnten und es sich bei den Zielobjekten um zivile Anlagen gehandelt hat. Sie waren nicht gepanzert, sie hatten weder aktive noch passive Verteidigungsanlagen, und sie konnten auch nicht ausweichen. Nach dem, was in deren Heimatsystem passiert ist, garantiere ich dir, dass niemand, der so erfahren ist wie die Mantys, zulassen wird, dass wir unter ähnlichen Umständen an ihre Schlachtflotte herankommen! Wenn sie schon sonst nichts unternehmen, werden auf jeden Fall deren Impeller immer aktiv sein! Höchstwahrscheinlich werden die immer eine Minimalbesatzung an Bord haben, einfach um diese Keile aktiv zu halten, und sie werden ihre verdammten ÜL-Ortungsplattformen weit genug verteilt haben, um auf jeden Fall Keile und Seitenschilde vollständig zu aktivieren, bevor irgendetwas in Angriffsreichweite kommen kann. Also würden wir deutlich mehr Feuerkraft benötigen, um entscheidende Ergebnisse zu erzielen. Und die Sharks sind bedauerlicherweise zu klein dafür – und wir haben auch nicht genug davon –, um eine solche Kampfkraft zu bekommen. In vielerlei Hinsicht noch schlimmer ist, dass die Sharks einfach zu empfindlich sind. Die können einfach nicht die Art Schäden überstehen, die Laser-Gefechtsköpfe der Mantys nun einmal anrichten können.
Und damit kommen wir zum dritten Punkt, und das ist meines Erachtens das Wichtigste, Vater: Wir können es uns einfach nicht leisten, diese Sharks zu verlieren. Genauer gesagt dürfen wir deren Besatzungen nicht riskieren. Die Leute an Bord dieser Schiffe sind die Saat für die Besatzung aller Schiffe, die wir im Augenblick auf Darius bauen lassen. Wir haben gerade eine gewaltige Lücke in die Reihen ausgebildeter Truppen der Mantys gerissen. Das wird sich gewaltig darauf auswirken, wie lange die brauchen werden, um sich von Oyster Bay zu erholen. So wie wir vorgehen, und gerade angesichts unserer Operations- und Strategieplanung, dürfen wir nicht zulassen, dass uns genau das Gleiche widerfährt. Wir brauchen jeden einzelnen der Männer und Frauen, die Oyster Bay durchgeführt haben. Wir brauchen deren Fertigkeiten und deren Erfahrung, und wir brauchen sie hier – lebendig! –, und nicht in ihre Atome zerschossen vor Trevors Stern.«
»Hältst du das wirklich für ein wahrscheinliches Endergebnis?«, fragte Albrecht, nachdem er mehrere Sekunden lang schweigend nachgedacht hatte. Sein Tonfall klang neugierig, nicht widersprechend. Abermals zuckte Benjamin die Achseln.
»Ganz ehrlich? Nein. Ich glaube zwar wirklich nicht, dass ein solcher Angriff auch nur ansatzweise so erfolgreich verlaufen könnte wie Oyster Bay, und ich halte es für riskant, wenn man den Mantys noch einen Blick auf unsere neue Hardware zugesteht – oder auch nur die Chance auf einen weiteren Blick. Aber eigentlich halte ich es nicht für wahrscheinlich, dass sie in der Lage sein werden, die Sharks zu orten, nachzuverfolgen und dann im großen Stile abzuschlachten. Bedauerlicherweise ist ›eigentlich halte ich es nicht für wahrscheinlich‹ keine solide Basis für die Operationsplanung. Zu den Dingen, die du uns vor langer Zeit gelehrt hast, gehörte auch, dass wir das Universum nicht zu dem machen können, was wir gerne hätten. Deswegen sind wir zu dem Schluss gekommen, wir sollten besser herausfinden, wie das Universum denn nun wirklich ist , und das bei unserer Planung entsprechend berücksichtigen. Und in diesem Falle wiegt selbst dann, wenn alles nahezu perfekt läuft, der potenzielle Gewinn keinesfalls den möglichen Schaden auf, den wir erleiden werden, falls eben nicht alles nahezu perfekt läuft.«
Wieder schwieg Albrecht einige Sekunden lang nachdenklich, dann leerte er sein Weinglas und stellte es wieder auf den
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