Der letzte Befehl
und fest. Nach einer solchen Nacht sah Honor auch keinerlei Veranlassung, ihn zu wecken.
»Es gibt einen Grund, warum Ihre Majestät mich fragt, und nicht Nimitz oder Ariel«, erklärte sie ihren Gästen. »Zufälligerweise treibe ich mich schon so lange in der Gesellschaft von Baumkatzen herum, dass ich zumindest einige ihrer Fähigkeiten aufgeschnappt habe. Ich kann zwar keine Gedanken lesen, aber wenigstens Emotionen. Ich weiß, wenn jemand lügt.«
Es fiel ihr erstaunlich leicht, das gegenüber den Regenten der Sternnation zuzugeben, gegen die Honor unablässig kämpfte, seit sie erwachsen geworden war.
Erstaunt blinzelte Pritchart sie an. Dann kniff sie die Topasaugen zusammen und nickte – zunächst langsam, dann immer nachdrücklicher.
»Ach, deswegen geben Sie eine derart teuflisch effektive Diplomatin ab!«, sagte sie und klang dabei fast schon triumphierend. »Ich habe einfach nicht fassen können, dass ein völliger Neuling auf diesem Gebiet uns derart gründlich durchschauen sollte! Jetzt weiß ich Bescheid – Sie haben gemogelt! «
Beim letzten Wort lachte die Präsidentin fast schon. Honor nickte bestätigend.
»Was Diplomatie betrifft gibt es laut meinen Ratgebern vom Foreign Office so etwas wie ›mogeln‹ einfach nicht, Madame Präsidentin. Ja, einer der besagten Ratgeber hat mir gegenüber einmal ein altes Axiom zitiert. Er hat immer gesagt, wenn man nicht mogelt, strengt man sich nicht genug an.«
Elizabeth stieß ein belustigtes Schnauben aus, und Theisman schüttelte den Kopf.
»In diesem Fall jedoch«, fuhr Honor ernsthafter fort, »fragt mich Ihre Majestät, ob Dr. Simes meines Erachtens die Wahrheit sagt oder nicht. Ich habe ihr bereits gesagt« – nun richtete sie den Blick auf Pritchart – »dass Sie zweifellos die Wahrheit sagen, Madame Präsidentin. Andererseits vermutete ich, dass Sie davon ausgegangen sind, Nimitz werde mich umgehend informieren, falls dem nicht so wäre, und dass ich eine entsprechende Beobachtung seinerseits auch an Ihre Majestät weitergeben würde. Deswegen hatte ich dabei keine sonderlichen Skrupel.«
Wieder nickte Pritchart, und Honor zuckte die Achseln.
»Über diesen Simes kann ich Ihnen sagen, dass sein Zorn und seine Entrüstung über dieses ›Alignment‹ absolut echt sind. Der Schmerz, den dieser Mann durchleidet, ist ebenfalls völlig glaubwürdig.«
Kurz schloss Honor die Augen, und ihre Nasenflügel bebten.
»Alles, was ich ›in seinem Geistesleuchten schmecken‹ kann, sagt mir, dass er uns die Wahrheit sagt – soweit er selbst sie eben kennt. Ob McBryde möglicherweise auch noch Desinformation betreiben wollte, vermag ich selbstverständlich nicht zu sagen. Aber wenn ich alles, was wir bislang wissen, gegeneinander abwäge, dann denke ich, dass auch er die Wahrheit gesagt hat. Das passt alles einfach viel zu gut zu dem, was wir bereits selbst gesehen haben. Und es passt auch zu gut zu den Dingen, die Simes uns über diese neue Hardware zu berichten weiß.«
»Und trotzdem gibt es da noch so verdammt viele Lücken.« Elizabeth fauchte es fast.
»Ja, das stimmt«, pflichtete Honor ihr bei. »Andererseits würde ich behaupten wollen, das Sternenimperium weiß schon ungleich mehr als noch gestern um diese Zeit, Elizabeth ... wenn man bedenkt, dass wir da noch überhaupt nichts wussten.«
Langsam nickte Elizabeth und blickte dann Pritchart an.
»Also läuft es wohl auf eine einzige Frage hinaus«, erklärte sie langsam. »Wie geht es jetzt weiter? Was auch immer geschehen mag, ich möchte, dass Sie wissen, wie dankbar ich Ihnen für all die Informationen bin, die Sie uns gegeben haben. Und ich denke, wir können uns wohl auch darauf einigen, dass der Krieg zwischen Haven und Manticore vorbei ist.«
Sie schüttelte den Kopf, als könne sie selbst nicht glauben, was sie gerade gesagt hatte. Nicht, weil sie das nicht wollte, sondern weil es ihr einfach unmöglich erschien – als sei es etwas, das schlichtweg nicht wahr sein konnte , weil doch jeder so sehr ersehnte, es sei wahr.
»Allerdings«, fuhr sie fort, »rechne ich nicht damit, dass darüber wirklich alle hocherfreut sein werden. Noch vor ein paar Tagen hätte ich selbst das noch nicht voller Freude aufgenommen«, gestand sie ein.
»Glauben Sie mir, es gibt da ein paar Milliarden Haveniten, denen es wahrscheinlich ganz genauso ergeht«, gab Pritchart trocken zurück.
»Und das ist auch der Haken an der Sache, nicht wahr?«, fragte Elizabeth leise. »Damit aufzuhören,
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