Der letzte Befehl
Präsidentin. »Ferner wissen wir wenigstens ansatzweise – oder glauben zumindest zu wissen –, wie der Angriff auf Ihr Heimatsystem durchgeführt wurde ... und von wem. Wir glauben auch zu wissen, wer die neuentwickelte Bio-Nanotechnologie bereitgestellt hat, mit der man Menschen in vorprogrammierte Attentäter verwandeln kann ... oder auch in Selbstmordattentäter. Und« – erneut blickte sie Elizabeth geradewegs in die Augen – »wir glauben zu wissen, für wen Arnold Giancola gearbeitet hat, wer mich so weit manipuliert hat, dass ich erneut gegen Sie in den Krieg gezogen bin, und wer Sie dazu manipuliert hat, wieder gegen mich in den Krieg zu ziehen.«
Elizabeth starrte sie an. Ihre Gedanken überschlugen sich. Sie konnte einfach nicht glauben, was sie da gerade hörte.
»Eure Majestät, die Republik Haven – nicht nur die derzeitige Republik Haven, sondern auch die Alte Republik von Haven – und das Sternenimperium von Manticore stehen seit Jahrhunderten auf der gleichen Abschussliste. Wir haben einen gemeinsamen Feind – einen Feind, der uns dazu manipuliert hat, Millionen unserer eigenen Leute abzuschlachten, und das alles nur, damit wir den Zielen und Zwecken dieses gemeinsamen Feindes dienlich sind. Einem Feind, der bei seinen eigenen Plänen nun einen entscheidenden Punkt erreicht hat. Dieser Feind hat Dinge in Bewegung gesetzt, bei denen die Zerstörung – nicht die Niederlage, sondern die völlige Zerstörung! – sowohl des Sternenimperiums als auch der Republik erforderlich ist. Und seit fast einem T-Jahrhundert haben wir beide die ganze Zeit über immer genau das getan, was dieser Feind will.«
Wieder hielt Pritchart inne und schüttelte dann langsam und bedächtig den Kopf.
»Ich denke, es ist an der Zeit, dass wir damit aufhören«, schloss sie sehr leise.
»Noch etwas Kaffee, Eure Majestät?«
Angesichts dieser leise gestellten Frage blickte Elizabeth auf, dann lächelte sie und hob schweigend ihre Tasse. James MacGuiness schenkte ihr nach, dann umrundete er langsam den ganzen Tisch, füllte hier und dort weitere Tassen. Elizabeth blickte ihm hinterher, als er anschließend schweigend den Raum verließ. Erst dann nippte sie an ihrer eigenen Tasse. Wie stets war der Kaffee köstlich, und wieder einmal ging Elizabeth Winton durch den Kopf, welche ungeheuerliche Verschwendung es doch sei, dass MacGuiness derart großartigen Kaffee zu kochen wusste, während Honor das Getränk einfach nicht ausstehen konnte.
Dieser Gedanke war ihr allzu vertraut, und so stellte Elizabeth die Tasse wieder ab und schüttelte den Kopf, um wieder zur Sache zu kommen. Zweifellos hatten ihre Bediensteten im Mount Royal Palace im Augenblick alle Hände voll zu tun, ihre Abwesenheit geheim zu halten. Aber eine Weile würden sie noch durchhalten müssen. Trotz der entsetzlichen Müdigkeit nach allzu vielen Stunden der Beratung und Diskussion, trotz entschieden zu viel Adrenalin und all den Erschütterungen des Universums, das Elizabeth Winton doch eigentlich verstanden zu haben glaubte, wusste sie genau, dass Eloise Pritchart und sie bei weitem noch nicht fertig waren.
Über den Tisch hinweg blickte sie die havenitische Präsidentin an. Pritchart hatte gerade eine Portion von MacGuiness’ vielgelobten Eiern Benedikt verspeist und hob nun ihre eigene Kaffeetasse. Trotz einer schlaflosen Nacht und einem Arbeitstag, der noch länger war als der Elizabeths, war die Havenitin immer noch geradezu unfassbar schön. Und sie hatte auch immer noch diese beeindruckende Ausstrahlung. Elizabeth bezweifelte, dass man gezielt einen größeren Kontrast hätte finden können als den, der sich zwischen ihrer eigenen mahagonibraunen Haut und ihren dunklen Augen einerseits und Pritcharts Platinhaar und den Topasaugen ergab. Sie beide entstammten Systemen, die sich politisch und sozial mindestens ebenso sehr unterschieden wie das äußere Erscheinungsbild dieser beiden Vertreter jener Systeme. Und doch war Elizabeth zu dem Schluss gekommen – unwillkürlich und immens gegen ihren eigenen Willen –, dass sie beide, wenn man die Oberfläche einmal übersah, einander sogar äußerst ähnlich waren.
»Also«, sagte sie und rückte ihren Sessel ein wenig von dem Esstisch ab, an dem sie nur mit Honor, Pritchart und Theisman saß, »sagt dieser Simes nun die Wahrheit oder nicht, Honor?«
Mit gelindem Erstaunen blickten die beiden Haveniten Honor an, und sie lächelte. Nimitz hockte wie üblich auf seiner Sitzstange und schlief tief
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