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Der letzte Befehl

Titel: Der letzte Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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sich in den Sessel fallen, der dem ihren gegenüberstand, streckte die Beine aus und schüttelte erneut den Kopf. Dieses Mal wirkte die Bewegung unendlich müde. Als Teague die Dunkelheit in seinen Augen sah, verspürte sie etwas, das sich entschieden zu sehr nach echter Furcht anfühlte.
    Sie wollte noch etwas sagen, doch dann hielt sie inne, stand auf und goss ihrem Kollegen Kaffee in eine Tasse in Navy-Standardausführung. Einen Moment lang blickte sie ihn forschend an, dann griff sie nach der Flasche Single Malt Whiskey, die sie stets in einer der Schubladen ihres Schreibtisches hatte, und fügte dem Kaffee einen kräftigen Schuss hinzu. Danach goss sie sich selbst ebenfalls einen Kaffee ein, verzichtete dabei allerdings auf den Whiskey. Schließlich reichte sie al-Fanudahi das Getränk, setzte sich auf die Kante ihres Schreibtischs, umschloss ihre eigene Tasse mit beiden Händen und blickte ihren Besucher neugierig an.
    »Erst trinken!«, befahl sie. »Und dann erzähl.«
    »Jawohl, Ma’am«, erwiderte er und brachte ein schwaches Lächeln zustande. Nach dem ersten Schluck wirkte sein Lächeln schon deutlich entspannter. »Für diese Sorte Kaffee ist es wahrscheinlich noch ein bisschen zu früh«, merkte er an.
    »Für Kaffee ist es nie zu früh«, versetzte sie. »Und irgendwo auf diesem Planeten ist auch schon Feierabend, also ist es auch spät genug, das Aroma ein bisschen zu verbessern.«
    »Eine interessante Interpretation von gleitender Arbeitszeit.«
    Er trank noch einen Schluck Kaffee mit Schuss, dann lehnte er sich in seinem Sessel zurück. Es entging Irene nicht, dass al-Fanudahi sich endlich ein wenig entspannte.
    Das beruhigte sie. Sie könnte es jetzt wirklich nicht gebrauchen, wenn er in seinem Zorn seinen Vorgesetzten gegenüber das Falsche sagte. Sie war überrascht, wie sehr sie ihn im Laufe der letzten Monate schätzen gelernt hatte. Dass er zur Schlachtflotte gehörte, sie aber zur Grenzflotte, war völlig bedeutungslos geworden, nachdem Irene erst einmal begriffen hatte, dass seine Besorgnis über mögliche Waffensysteme der Manticoraner gänzlich berechtigt war. Dass er sich hartnäckig weigerte, ihr seine eher ›schwarzseherischen‹ Analysen vorzulegen, rief bei ihr immer noch ein gewisses Schuldgefühl hervor, auch wenn sie durchaus verstehen konnte, warum er so entschied. Bedauerlicherweise verstand sie auch, was er in den Berichten entdeckt hatte, die alle anderen geflissentlich zu ignorieren pflegten, und so war auch ihre eigene Besorgnis stetig angewachsen. Die schiere Anzahl weiterer Berichte, die anscheinend äußerst kreativ falsch abgelegt worden waren – und von denen al-Fanudahi und sie erfahren hatten und sie sogar wieder aufspüren konnten –, machte alles nur noch schlimmer.
    Dann waren die ersten Berichte über die Schlacht von Spindle eingetroffen. Trotz all ihrer eigenen Besorgnis, trotz al-Fanudahis pessimistischsten Prognosen, waren sie beide schlichtweg schockiert, wie überwältigend der Sieg der Manticoraner ausgefallen war. Nicht einmal sie hatten damit gerechnet, eine ganze Flotte Superdreadnoughts könne so beiläufig von einer Einheit besiegt werden, deren schwerstes Schiff gerade einmal ein Schlachtkreuzer war. Das war, als würde man miterleben, wie ein ... wie ein Preisboxer nach einem einzigen Schlag von seiner achtjährigen Tochter zu Boden ging!
    Ja, sie beide waren wirklich schockiert gewesen. Der ganze Rest der Navy hingegen war wie betäubt. Das Offizierskorps war einfach nicht in der Lage zu begreifen, dass das Unmögliche tatsächlich eingetreten war.
    Entsprechend hatte die erste Reaktion in reinem Leugnen bestanden. Das konnte nicht passiert sein, also war es auch nicht passiert. Da musste ein Irrtum vorliegen. Was auch immer die ersten Berichte besagen mochten, die Mantys mussten einen eigenen kompletten Kampfverband von Wallschiffen vor Ort gehabt haben!
    Bedauerlicherweise hatte diese Logik (wenn dieser Begriff überhaupt angemessen war!) einen kleinen Haken: Die Mantys schienen mit einer derartigen Reaktion bereits gerechnet zu haben. Zusammen mit ihrer diplomatischen Note hatten sie Admiral O’Cleary persönlich in die Heimat zurückgeschickt – und sie hatten ihr gestattet, die taktischen Aufzeichnungen über die Schlacht mitzunehmen.
    Im Augenblick war O’Cleary eine Ausgestoßene, ein echter Paria, vom selben Makel befleckt wie vor ihr Evelyn Sigbee. Doch im Gegensatz zu Sigbee befand sich O’Cleary wieder in der Heimat, auf Alterde,

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