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Der letzte Befehl

Titel: Der letzte Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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schaffen sollten, eine förmliche Kriegserklärung zu erreichen. Stattdessen werden wir die Reserve aktivieren und gleichzeitig die Forschungs- und Entwicklungsabteilungen antreiben, endlich herauszufinden, was die Mantys mit ihren Raketen denn nun angestellt haben. Und dann muss das so rasch wie möglich nachgebaut werden. Das wird Rajani zwar überhaupt nicht passen, aber militärisch gesehen beschränken wir uns auf eine Defensivhaltung, während wir uns mit der technischen Seite des Problems befassen und diplomatisch und in den Medien in die Offensive gehen. Wir werden die Position vertreten, dass wir trotz der entsetzlichen Provokation seitens Manticore nicht geradewegs losstürmen und ein Blutbad anrichten werden – und wessen Blut dann vor allem fließen würde, bliebe erst noch abzuwarten. Stattdessen streichen wir deutlich heraus, dass wir eine diplomatische Lösung für den Konflikt anstreben, bei der Manticore endlich wieder aus dem Talbott-Sternhaufen verschwindet, so wie sich das gehört. Und letztendlich werden wir sie für ihr provokatives Handeln vor New Tuscany und Monica zur Verantwortung ziehen, und vielleicht auch für die Geschehnisse von Green Pines.«
    »Also praktisch in die Offensive gehen, ohne dass damit schon der Krieg begonnen würde, meinen Sie?«, fragte Wodoslawski nach.
    »Ganz genau. Eigentlich geht es uns ja nur darum, Zeit zu schinden, bis wir eine Möglichkeit gefunden haben, irgendwie gegen ihre neuen Raketen anzukommen. Wir werden denen ein richtiges Sperrfeuer entgegenschleudern, ganz ohne Waffengewalt, natürlich: diplomatische Missionen, Medienberichte, all so etwas, damit das alles immer schön weiter köchelt, bis wir unser Defizit mit unserer Hardware ausgeglichen haben. Wir brauchen keine Waffen, die so gut sind wie ihre; es reicht, wenn sie gut genug sind, um unsere zahlenmäßige Überlegenheit wieder zum Tragen zu bringen. Wenn wir diesen Punkt erst einmal erreicht haben, werden wir voller Bedauern zu dem Schluss kommen, dass sich auf diplomatischem Wege leider nichts erreichen ließ und wir daher keine andere Wahl haben, als doch militärisch vorzugehen. Und das tun wir dann unter Berufung auf Artikel sieben, ohne vorher eine förmliche Kriegserklärung anzustreben.«
    »Und Sie denken wirklich, das könnte so funktionieren?«, fragte Wodoslawski.
    »Ich denke, die Chancen dafür stehen zumindest nicht schlecht«, antwortete Kolokoltsov. »Ich will nicht behaupten, dieses Vorgehen sei narrensicher – ganz und gar nicht! Wir werden hier mit scharfen Handgranaten jonglieren, ganz egal, was wir nun unternehmen! Und es ist nun einmal so: Manticore muss begreifen, dass die Liga einfach viel zu groß ist, um letztendlich besiegt zu werden, ganz egal, wie gut ihre Waffensysteme sind. Solange wir bereit sind, diplomatisch vorzugehen, werden sie das auch sein, denn wenn sie stattdessen eine Militäroperation vorantreiben – vor allem, solange ihr taktischer Vorteil noch so gewaltig ist –, wird man sie eindeutig als ›die Aggressoren‹ ausmachen und nicht als ›die mutigen kleinen Neobarbaren, die sich gegen die große, böse Solare Liga zur Wehr setzen‹. Die sind doch aufgrund dieser Green-Pines-Vorwürfe ohnehin schon halb in Ungnade gefallen, also können sie es sich nicht leisten, das auch noch dadurch zu fördern, dass sie plötzlich die Rolle des großspurigen Schlägers übernehmen. Die können es unmöglich überleben, wenn sie die gesamte öffentliche Meinung der Solaren Liga gegen sich aufbringen! Also werden sie uns keinesfalls angreifen und für Millionen weiterer Toter sorgen. Das wäre dann ja eindeutig als Angriffskrieg zu erkennen.
    In der Zwischenzeit muss der gesamten Liga klar sein, dass wir ›etwas‹ unternehmen. Wie auch immer wir in diesen Schlamassel hineingeraten sind, wir zeigen deutlich, dass wir in angemessener Weise und äußerst bedächtig darauf reagieren und unser Bestes tun, die Expansionsbestrebungen von Manticore einzudämmen, ohne dass dabei irgendjemand zu Schaden kommt. Letztendlich wird das die öffentliche Meinung besänftigen. Wahrscheinlich wird es sogar ein paar von denen auf unsere Seite ziehen, die im Augenblick ganz besonders laut herumkrakeelen, wie böse Manpower doch ist – wie diese Idioten von der Renaissance Association –, einfach weil sie alle sehen, wie viel Mühe wir uns geben, unnötiges Blutvergießen zu vermeiden. Und je mehr wir betonen, wie sehr uns an einer diplomatischen Lösung des Problems gelegen

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