Der letzte Befehl
waren nicht nur ihre wichtigsten Ratgeber für Angelegenheiten des Militärs, des Nachrichtendienstes und der Außenpolitik: Montreau hatte sich den beiden anderen angeschlossen, weil sie zu den engsten politischen Verbündeten der Präsidentin gehörte.
Allerdings war sich die Außenministerin durchaus ihres Sonderstatus’ als jüngstes Mitglied in Pritcharts innerstem Kreis bewusst, und so blickte sie kurz zu Theisman und LePic hinüber, als wolle sie abwarten, ob einer der beiden das Wort ergreifen wolle. Als beide jedoch schwiegen, zuckte sie kurz mit den Schultern.
»Ich denke, wir haben die letzten anderthalb Stunden darauf verschwendet, uns bloß ein wenig zu winden und uns gegenseitig einzugestehen, dass wir im Augenblick überhaupt nichts wissen«, erklärte sie ihrer Präsidentin. »Und gemeinsam haben Sie, Tom und Denis es tatsächlich geschafft, Tonys Mütchen wenigstens etwas zu kühlen. Er scheint jetzt nicht mehr ganz so sehr davon überzeugt, die richtige Strategie wäre es, bei den Friedensverhandlungen aggressiver vorzugehen als zuvor – vorausgesetzt natürlich, die Friedensverhandlungen werden überhaupt noch einmal fortgesetzt! Aber ich bin mir nicht sicher, dass auch Henrietta begriffen hat, jetzt sei nicht der richtige Zeitpunkt, Gegendruck aufzubauen.«
»Und ich wünschte, dass ich mehr wüsste«, ärgerte sich Pritchart und legte dabei eine Offenheit an den Tag, die sie sich nur sehr, sehr wenigen gegenüber gestattete. »Sie haben recht, wir wissen wirklich überhaupt nichts.« Sie blickte LePic an. »Haben Wilhelms Leute denn überhaupt schon eine Spur, Denis?«
»Keine, von der ich Ihnen nicht schon berichtet hätte.« LePic verzog das Gesicht. »Ich wünschte, uns lägen irgendwelche Informationen über den Verbleib von Cachat und Zilwicki vor – eigentlich ganz egal, was für Informationen! Wenn es irgendjemanden gibt, der vielleicht Aufschluss darüber geben könnte, was zur Hölle denn nun eigentlich auf Mesa und bei Manpower los ist, dann sind das wohl die beiden.«
»Sie sind nicht der Ansicht, durch das, was die beiden getan haben, könnte dieser ganze Schlamassel erst ausgelöst worden sein?«, erkundigte sich Montreau. Die anderen blickten sie an, und wieder zuckte die Außenministerin mit den Schultern. »Ich weiß selbst nicht, ob oder wie das geschehen sein könnte, aber wie Denis gerade impliziert hat, wissen wir doch überhaupt nicht, was auf Mesa vorgeht. Und da dem so ist, wissen wir auch nicht, ob Officer Cachat und Captain Zilwicki nicht vielleicht wirklich über irgendetwas gestolpert sind, was diejenigen, die da unten tatsächlich die Fäden in der Hand halten, dazu bewogen haben könnte, Manticore anzugreifen.«
»Das halte ich für unwahrscheinlich, Leslie«, gab Theisman zurück. »Bei dem Angriff auf Manticore hat es sich ganz eindeutig um ein gründlich geplantes und sehr sorgfältig vorbereitetes Unternehmen gehandelt. Ich glaube nicht, dass das nur eine Panikreaktion war. Und wenn man bedenkt, wie lange es schon her ist, dass zumindest Zilwicki auf Mesa ums Leben gekommen ist, ohne dass irgendjemand hier oder auf Manticore zu neuen Erkenntnissen gekommen wäre, werden die sich in dieser Hinsicht vermutlich ziemlich in Sicherheit wiegen.«
»Ich bin immer noch nicht bereit, Cachat einfach abzuschreiben«, sagte LePic störrisch. Theisman blickte ihn skeptisch an, und der Justizminister zuckte die Achseln. »Ich will damit nicht sagen, ich würde damit rechnen , dass er es auch dieses Mal wieder zurück nach Hause schafft. Aber bislang hat er es jedes Mal geschafft, irgendwie unbeschadet jeder Widrigkeit zu trotzen. Deswegen glaube ich nicht, dass er tot ist, solange mir nicht jemand seinen Leichnam vorlegt. Und selbst dann werde ich mich erst noch persönlich davon überzeugen, dass das wirklich kein Klon ist!«
»Na ja«, bemerkte Pritchart. »Ich hoffe auf jeden Fall, dass Sie recht haben, Denis. Ob Cachat nun wirklich als Wahnsinniger angesehen werden muss oder nicht, er ist auf jeden Fall unser Wahnsinniger. Wie Sie schon sagten: Wenn er bei Manpower ein wenig herumgestochert hat, dann kann er uns ja vielleicht wenigstens ein paar neue Hinweise geben, was zur Hölle da eigentlich vor sich geht. Nach Toms kurzer Einweisung ist mir ein ziemlich verstörender Gedanke gekommen.«
»Das Gefühl kenne ich«, versetzte Theisman. »Und welchen Gedanken hatten Sie?«
»Sie hatten darauf hingewiesen, dass wir nicht wissen, welches Endziel derjenige
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