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Der letzte Befehl

Titel: Der letzte Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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erwiderte Lady Dame Honor Alexander-Harrington, »irgendwie werde ich dafür schon Zeit finden.«
    Lieber Gott, er sieht ja furchtbar aus!
    Dieser Gedanke ging Honor durch den Kopf, kaum dass Hamish aus der Zugangsröhre geschwommen kam und in der Schwerkraft des Beiboothangars der Invictus zum Stehen kam.
    Honor spürte, wie Nimitz ihr beipflichtete, und schmeckte erneute Besorgnis, als Samantha, die auf Hamishs Schulter kauerte, sie beide anblickte. Nimitz Gefährtin sah erschöpft aus, regelrecht abgekämpft. Ihr sonst stets makellos gepflegtes Fell war zerzaust, und ihr Schweif hing über Hamishs Rücken herab wie das Banner einer besiegten Armee.
    Und Hamish selbst sieht fast genauso schlimm aus , dachte Honor. Doch dann begriff sie, dass das eigentlich gar nicht stimmte. Er hielt sich so gerade wie immer, seine Schultern waren gestrafft, und er ging erhobenen Hauptes. Er verströmte sogar Selbstbewusstsein, und nur jemandem, der ihn sehr gut kannte, wären die neuen Falten in seinem Gesicht aufgefallen, die neuen grauen Strähnen an seinen Schläfen, die Schatten unter seinen blauen Augen. Doch Honor brauchte diese körperlichen Anzeichen nicht. Sie konnte seine Erschöpfung schmecken, verspürte sie am eigenen Leib. Und hinter seiner Pflicht, der Öffentlichkeit und seinen Untergebenen immer noch ein Bild des Selbstvertrauens zu präsentieren, fühlte Honor bodenlose, düstere Trauer. Ein Gefühl des Scheiterns, das genau mit ihrem eigenen übereinstimmte. Und dort war noch etwas anderes, noch finsterer und persönlicher. Weniger selbstzerstörerisch als ihr eigenes Schuldgefühl – selbst wenn sie wusste, dass es ihm genauso ging. Etwas Kälteres, noch ungleich Niederschmetternderes.
    Keine dieser Emotionen ließ sich Hamish anmerken, als er den Hangaroffizier vom Dienst förmlich um Erlaubnis bat, an Bord zu kommen. Dann waren alle Formalitäten erledigt, er passierte die Spalier stehende Seite, ging an Captain Cardones vorbei. Tobias Stimson, sein persönlicher Waffenträger, blieb die ganze Zeit über dicht hinter ihm. Sergeant Stimson wirkte so wachsam und professionell wie immer, ein Musterbeispiel für einen Waffenträger von Grayson. Doch als Honor ihn anblickte, schmeckte sie auch seine düsteren Gedanken, die Finsternis in seiner innersten Seele. Und dort fand Honor das Gleiche vor, das auch Hamish und Samantha quälte.
    Die Sorge um die beiden – eigentlich sogar um alle drei – drohte Honor zu übermannen, doch dann stand Hamish vor ihr und streckte ihr die Hand entgegen.
    Sie griff danach und gab ihm den Händedruck, auf den sie sich bei offiziellen Anlässen immer beschränkten. Neuerliche Besorgnis durchzuckte sie, als sie spürte, dass Hamishs Hände vor Erschöpfung und Trauer zitterten – dieser entsetzlichen, nachtschwarzen Trauer, die ihn niederdrückte, als kauere ein entsetzliches, furchtbares Untier auf seinen Schultern. So stand Honor dort, blickte ihrem Mann einen Herzschlag lang in die Augen. Dann ließ sie seine Hand los. Noch bevor sie überhaupt begriff, was sie da tat, nahm sie ihn in die Arme, schloss die Augen und lehnte ihren Kopf gegen seine Schulter.
    Einen Sekundenbruchteil lang erstarrte Hamish angesichts dieser unvermittelten Missachtung jeglichen Protokolls. Doch dann erwiderte er ihre Umarmung, drückte sie fest an sich, während Samantha und Nimitz einander leise zuraunten.
    »Willkommen zu Hause!«, flüsterte Hamish Honor ins Ohr. »Oh Gott – willkommen zu Hause , Honor!«
    »Na ja«, sagte Honor bewusst unbekümmert in der Aufzugskabine, die sie zu ihrer Kajüte brachte, »damit dürften wir die Disziplin in der Flotte um mindestens ein Jahrhundert zurückgeworfen haben.«
    »Weißt du«, erwiderte Hamish, der mit einem Arm immer noch ihre Taille umschlang, »um ehrlich zu sein mache ich mir darüber nicht allzu viele Sorgen. Ich meine, wie viele Flottenchefs werden wohl in Zukunft ihren Ersten Lord heiraten?«
    »Wohl nicht allzu viele«, gestand Honor ein, doch dabei schmeckte sie, wie entschlossen ihr Ehemann war, ebenso unbekümmert zu klingen wie sie. Und sie spürte, wie schwer es ihm fiel.
    Der Aufzug hielt an, die Türen öffneten sich, und gemeinsam schritten sie, Hamish, Nimitz, Samantha, Hawke und Stimson den kurzen Korridor hinab, der zu ihrer Kajüte führte. Vor der Tür hielt Clifford McGraw Wache. Er nahm Haltung an, salutierte vor Honor und Hamish, dann nickte er Stimson und Hawke zu und entriegelte die Tür.
    Das Türblatt glitt zur Seite, und

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