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Der letzte Befehl

Titel: Der letzte Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Honor und Hamish traten ein. Zu ihrer Überraschung machte weder Hawke noch Stimson Anstalten, ihnen zu folgen. Honor blieb stehen und warf einen Blick über die Schulter. Erstaunt weiteten sich ihre Augen, als sie sah, dass Stimson Hawke die Hand auf die Schulter gelegt hatte. Selbst bei den persönlichen Waffenträgern eines Gutsherrn von Grayson pflegten Unteroffiziere nicht ihre Vorgesetzten von der Erfüllung ihrer Pflichten abzuhalten. Fragend blickte Honor die beiden an. Sie hatte eigentlich fest damit gerechnet, eine Erklärung zu erhalten, doch stattdessen schüttelte Hawke nur den Kopf, deutete mit dem Kinn fast unmerklich auf Hamish und schloss dann wortlos die Tür.
    »Großer Gott«, sagte Honor. »Ich kann einfach nicht fassen, dass alle drei einfach da draußen auf dem Korridor herumstehen wollen. Nicht einer von ihnen wollte sich vergewissern, dass sich wirklich kein skrupelloser Attentäter im Schlafzimmer versteckt hat! Du hattest nicht zufällig irgendetwas damit zu tun, dass Toby mit seiner Handbewegung Spencer die Entscheidung ein wenig ... vereinfacht hat, oder?«
    »Nein, wirklich nicht«, erwiderte Hamish, zuckte die Achseln und verzog die Lippen zu einem angespannten Lächeln. »Die wollen uns wahrscheinlich nur ein bisschen Privatsphäre lassen.« Irgendetwas an seinem Tonfall erschien Honor sonderbar, doch bevor sie darüber nachdenken konnte, sprach er schon weiter. »Und um ehrlich zu sein: Wenn es das war, was Toby im Sinn hatte, dann war das eine verdammt gute Idee. Ein bisschen Privatsphäre können wir weiß Gott gut gebrauchen.«
    »Amen, kann man da nur sagen«, bestätigte Honor inbrünstig und ließ sich erneut von ihrem Ehemann umarmen.
    Eine ganze Weile standen sie nur so dort. Nimitz, immer noch auf Honors Schulter, beugte sich ein wenig vor und rieb seine Wange an der Samanthas. Schließlich richtete sich Honor wieder auf und trat einen Schritt zurück. Nur der Anflug eines Lächelns stand noch auf ihrem Gesicht.
    »Also gut, Mac«, sagte sie ein wenig lauter. »Sie können jetzt herauskommen.«
    Hamish stieß einen Laut aus, der eines Tages vielleicht wieder ein Lachen werden mochte, als James MacGuiness den Kopf durch die Tür zur Steward-Pantry streckte.
    »Hallo Mac«, begrüßte ihn der Earl.
    »Guten Abend, Mylord«, erwiderte MacGuiness mit all seiner üblichen Höflichkeit. »Darf ich Ihnen vielleicht etwas anbieten?«
    »Ja, ein Whiskey wäre nett«, entschied Hamish. »Am besten ein ziemlich großer. Vom Glenlivet Grand Reserve ihrer Hoheit. Und bitte nicht mit Eis verunreinigen.«
    »Sehr wohl, Mylord. Und für Sie, Hoheit?«
    »Ich denke, für mich ist es noch ein bisschen zu früh, um schon mit Whiskey anzufangen«, sagte Honor und warf Hamish einen nachdenklichen Blick zu. »Für mich bitte ein Old Tilman.«
    MacGuiness deutete eine Verneigung an und verschwand in seiner Pantry – aber nur für wenige Sekunden. Dass er in derart kurzer Zeit beide Getränke einschenken und ihrem Humpen auch noch eine perfekte Schaumkrone verpassen konnte, war für Honor nur ein weiterer Beweis dafür, dass Mac wirklich zu zaubern vermochte.
    Mit einem dankbaren Lächeln nahm sie das Bier entgegen. MacGuiness erwiderte das Lächeln, reichte Hamish den Whiskey und verschwand wieder. Dieses Mal schloss er leise die Tür hinter sich.
    Honor blickte zu Hamish hinüber, dann deutete sie, den Bierkrug immer noch in der Hand, auf das Sofa vor dem Couchtisch. Zustimmend nickte Hamish schweigend, dann nahm er Platz, und Honor setzte sich neben ihn. Wieder legte er den Arm um sie, dann nahm er einen tiefen Zug aus seinem Glas. Schließlich lehnte er sich zurück, die Augen geschlossen, und stieß einen langen, erschöpften Seufzer aus, so wie er es niemals in der Gegenwart einer anderen Person tun würde. Das wusste Honor ganz genau.
    Nimitz und Samantha hatten sich fast unbemerkt zum anderen Ende des Sofas zurückgezogen. Dort kuschelten sie sich eng aneinander. Samantha drückte ihre Schnauze sanft gegen Nimitz Wange, während er zärtliche Laute ausstieß und mit seinen Echthänden liebevoll ihr langes, seidiges Fell streichelte.
    Fast reglos saßen sie alle dort. Ihr Schweigen konnte unmöglich so lange gedauert haben, wie es Honor vorkam, doch währenddessen genossen sie einfach die Anwesenheit der anderen. Aber so sehr sich Honor auch freute, Hamish wiederzusehen, toste doch die Finsternis in seinem Geistesleuchten unvermindert weiter – und bei Samantha schmeckte Honor genau das

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