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rchgedreht w ä re.“
„Und was war das mit I hrer Bemerkung vorhin, als Sie sagten , jetzt hätte er es g e schafft?“ , hakte Becker nach.
„Mein Schwager hat ihr vor der Schei du ng monatelang nachgestellt, hat ihr aufgelauert und ihr immer wie de r g e droht, sich an ihr zu rächen , falls sie nicht zu ihm zurüc k kommt. Meine Schwester wohnte damals bei einer verhe i rateten Freundin in Hamburg . D ie hatte in ihrem Haus eine kleine Einliegerwohnung, die z u fällig leer stand.“
„ Wie heißt diese Freundin? Kennen Sie ihre Anschrift? Das würde mir die Arbeit erleichtern, falls ich auch in Ha m burg recherchieren muss. Rein vorsor g lich . “ Becker notierte sich den Namen und die Adresse der Freundin, dann erhob er sich und gab Ralf ein Zeichen, das selbe zu tun .
„Eine letzte Frage noch, Frau Kugler. Hatte I hre Schwester wieder einen Freund oder eine feste B e ziehung ? “
Beate Kugler zögerte nur kurz : „Nein, nicht dass ich wüsste. Es gab da mal jemanden, einen gewissen Stefan Wi n ter aus Stuttgart, aber das ist schon ein paar Jahre her. Sie war wohl ein bisschen verliebt damals, aber irgen d wie hat es dann doch nicht funktioniert. Ich glaube, sie hatte einfach Angst vor einer neuen En t täuschung. Mit Stefan Winter trifft – traf sie sich zwar gelegentlich immer noch, aber das ist – war wohl mehr aus Se n timentalität. Er hing so sehr an ihr. Nein, wenn sie wieder einen festen Freund gehabt hat, dann weiß ich es jede n falls nicht.“
Nachdem die beiden Beamten sich verabschiedet hatten und wieder im Auto saßen, stand sie immer noch in der offenen Haustür mit vor der Brust ve r schränkten Armen, als friere sie. Der kleine Schmutzfleck auf ihrer linken Wange war verschwunden, die Tränen hatten ihn wohl wegg e waschen.
Zurück im Präsidium wartete schon ein e Nachricht der Hamburger Kollegen auf Becker. E in Dirk D. Bauer war polize i lich immer noch im Hamburger Stadtteil Ottensen in der Bahrenfelder Straße gemeldet, wo er eine Eigentum s wohnung besaß. Nachbarn berichteten jedoch, dass er und seine Frau bereits vor längerer Zeit au s gezogen waren und die Wohnung seither offenbar leer stand. Glücklicherweise wusste einer der Hausb e wohner, dass Bauer damals in Hamburg für eine große internationale Unternehmen s beratung gearbeitet hatte. Danach ging es dann schnell. Eine offizielle A n frage bei Browers & Partner ergab, dass Herr Bauer vor zwei Jahren in die Niederlassung nach Frankfurt versetzt worden war . Dort arbeitete er immer noch. Der Kommissar notierte sich die Adresse und b e schloss, selbst dorthin zu fahren und Bauer aufz u suchen.
„Ralf, rufen Sie doch noch einmal den Hausmeister an , diesen – na wie heißt er doch gleich – u nd b e stellen ihn für morgen Vormittag ins Präsidium. Und danach machen Sie der KTU ein bisschen Dampf . Ich will spätestens morgen früh die Untersuchungsergebnisse auf meinem Schreibtisch haben. Ach ja, noch etwas. Ich brauche unbedingt eine Liste mit allen Hausbewohnern, mit denen Sie gestern g e sprochen haben . “
M it den Worten “Ich bin dann mal weg für heute , f ahre noch in den Westhafen und nehme mir diesen Dirk Bauer vor“ erhob sich Becker kurz darauf und ve r ließ das Büro. Jemand, der ih m auf dem Weg zum Fahrstuhl b e gegnet wäre , hätte leicht erkennen können, wie erschöpft er plötzlich au s sah. Doch nach ein paar Sekunden der Schwäche nahm er sich wieder zusammen und schüttelte die Müdigkeit gewal t sam ab. Er straffte die Schultern , trat mit festen Schritten in den Aufzug und fuhr nach u n ten.
9
H elen lief und lief . Sie rannte um ihr Leben. Hinter ihr die Schritte ihres Verfolgers, die immer näher kamen. „Schneller, schneller, d u musst schneller laufen“, hämmerte es in ihr. Dabei waren ihre Füße schwer wie Blei, die Lunge schmerzte bei jedem Atemzug. Der Weg wurde steiler, nasse Zweige peitschten ihr Gesicht und Angst ihre Seele . „Halte du rch, es ist nicht mehr weit. Gleich hast du es geschafft. Gleich bist du in Sicherheit.“ Mit letzter Kraft ve r suchte sie, ihre Atmung zu kontrollieren und nicht lan g samer zu werden. Plötzlich rutschte sie, verlor das Gleichgewicht und taumelte. Noch im Fallen spürte sie, dass sie ve r loren hatte, dass sie wieder einmal verloren hatte und nun alles von vorne beginnen würde. Sie drehte sich um und blickte direkt in sein höhnisch verzogenes Gesicht. Seine Augen funkelten kalt, als er sich zu
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