DER LETZTE BESUCHER
Frau Walter dann das Haus verlassen, um ihren Mann in der Stadt zu treffen , und war erst gegen elf mit ihm zusammen zurück nach Hause g e kommen. “
Er fügte noch hinzu, dass der Sohn der Walters wohl bei einem Schulfreund übernachtet habe und deshalb auch nicht zu Hause war. Dann schilderte Ralf seine G e spräche mit zwei weiteren Hausbewohnern. Die waren entweder zur Ta t zeit nicht zu Hause gewesen oder hatten überhaupt nichts mi t bekommen.
„ Na, das war ja nicht sehr ergiebig “ , brummte Becker , „sonst noch was?“ Er fuhr jetzt voll konzentriert, denn sie näherten sich der Autobahnau s fahrt Heidelberg, und auf der rechten Fah r spur schoben sich die Lkws dicht an dicht vorwärts. Er fädelte sich geschickt in eine Lücke ein , gerade noch rechtzeitig, um die Ausfahrt nicht zu verpa s sen.
„Nichts von Bedeutung “ , Ralf zögerte, „ aber irgendwie geht mir der Hausmeister nicht aus dem Kopf. Der Kerl ist aa l glatt , und du mm ist er auch nicht. N ach dem, was er mir so ganz nebenbei über die Hau s bewohner erzählt hat, gibt es in diesem Haus nicht viel, was ihm entgeht. Am besten reden Sie selbst noch ei n mal mit ihm. Vielleicht habe ich ja doch irgendetwas Wichtiges übe r hört. “
„ Mache ich . “
Sie hatten Heidelberg erreicht und fuhren nun du rch die Innenstadt über die Neckarbrücke , bogen rechts in die Ufe r straße ein und ve r ließen dann das Stadtzentrum wieder . Der H ainweg war eine kleine ruhige Woh n straße, die auf halber Höhe am Berg entlanglief. Hau s n ummer 7 gehörte zu einem flachen älteren Bungalow mit einem gepflegten Vorgarten. Runde g e stutzte Buxbäumchen bildeten den Rahmen für ein Rondell, in dem prachtvoll blühende Rosenbüsche standen mit Blättern, so makellos grün und glänzend, dass sie wah r scheinlich de n Neid der ganzen Nachbarschaft erregten, in deren Rosenbeeten sich reichlich Rost und Mehltau brei t gemacht hatten. Dazwischen leuchtend blauer duftender Lavendel , in dem es summte und brummte. Wer hier wohnte, besaß nicht nur Geschmack, sondern offenbar auch den b e rühmten ´ grünen Daumen ´ , oder er hatte einen guten Gärtner.
Links neben dem Vorgarten die Einfahrt zu einer Doppelg arage, die offenstand. Auf der einen Seite ein knal l roter Minicooper, die andere Seite war leer. Daneben Regale bis an die Decke und ein Fahrradständer mit zwei Fah r rädern . Becker musterte die Regale und pfiff a n erkennend du rch die Zähne. Donne r wetter, in diesem Haus lebten offenbar ausgesprochen ordnungsliebende Menschen . Durchsichtige Kunststoffbehälter, die , orden t lich beschriftet und sorgfältig nebeneinander ausgerichtet , Schädling s bekämpfung s mittel , Dünger für Rosen, Rhododendron, Rasen und Nadelhölzer enthielten. Daneben ein blauer blit z sauberer offener Werkzeugkasten mit allem, was der Hei m werker so braucht, und außerdem noch ein e flache Kuns t stoff wanne mit verschiedenen kleinen Garte n helfern. Im Hintergrund eine Tür, die vermutlich direkt in den Garten führte und daneben ein elektrischer Rase n mäher und mehrere Rechen und Spaten , die der Größe nach an der Wand hingen .
Die beiden Männer gingen über den Kiesweg zur Hau s tür und klingelten. Im Haus ertönte ein melodischer Gong , und kurz darauf erklang aus der Sprec h anlage eine Stimme: „Einen Moment bitte. Wer ist denn da?“
„ Kriminal ober kommissar Ulrich Becker, Krimina l polizei Frankfurt, bitte öffnen Sie uns.“
Metallisches Klirren, innen wurde eine Kette vorgelegt. D ann öffnete sich die Tür einen Spaltbreit und ein e r schrockenes Gesicht, aus dem ihn en fragende Augen mis s trauisch entgegenschauten, wurde sichtbar. „ Ja? Ist etwas pa s siert?“
Becker hielt seinen Ausweis in Augenhöhe vor den Spalt. „ Sie sind Frau Kugler, nehme ich an?“ und auf ihr Kop f nicken hin: „Wenn Sie die Tür aufmachen, können wir sicher be s ser reden.“
D as Gesicht gehörte zu einer kleinen lebhaften Frau mittleren Alters mit langen hellbraunen Haaren, die straff zu einem Pferdeschwanz z u sammengebunden waren. An ihrer linken Wange klebte ein wenig Erde. Sie war u n geschminkt und trug einen hellbraunen Arbeitsanzug und grüne Garte n handschuhe. „ Aus Frankfurt sind Sie – oh Gott, i st etwas mit meiner Schwester?“ Sie nestelte nervös an den Han d schuhen und zog sie von den Händen :
„ Sie müssen meinen Aufzug entschuldigen. Ich habe gerade im Garten gearbeitet. Aber kommen Sie doch bitte erst einmal he
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