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Der letzte Beweis

Der letzte Beweis

Titel: Der letzte Beweis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Turow
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herkömmlichen toxikologischen Untersuchung nicht erfasst wird. Ist das richtig?«
    »Daran erinnere ich mich.«
    »Und aus diesem Grund wäre Mr Harnason beinahe nicht des Mordes überführt worden, nicht wahr?«
    »Wenn ich mich recht erinnere, kam der Rechtsmediziner zunächst zu dem Ergebnis, dass Mr Millan eines natürlichen Todes gestorben war.«
    »Was der Rechtsmediziner anfänglich auch bei Mrs Sabich annahm. Richtig?«
    »Ja.«
    »Nun, Richter Sabich, ist Ihnen eine Gruppe von Medikamenten bekannt, die als >MAO-Hemmer< bezeichnet werden?«
    »Mit diesem Terminus konnte ich früher nicht viel anfangen, aber inzwischen ist er mir sehr wohl geläufig, Mr Molto.«
    »Und wie steht es mit einem Medikament namens Phenelzin. Ist Ihnen auch das bekannt?«
    »Allerdings, ja.«
    »Woher kennen Sie Phenelzin?«
    »Phenelzin ist ein Antidepressivum, das meine Frau gelegentlich einnahm. Es wurde ihr über Jahre hinweg verschrieben.«
    »Und Phenelzin ist ein MAO-Hemmer, nicht wahr, Richter Sabich?«
    »Heute weiß ich das, Mr Molto.«
    »Sie wissen es schon ziemlich lange, nicht wahr?«
    »Das kann ich wirklich nicht sagen.«
    »Nun, Richter Sabich, Sie haben die Aussage des Zeugen der Anklage Dr. Gorvetich gehört, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Und Sie werden sich gewiss daran erinnern, dass er eine forensische Untersuchung erläuterte, die er an Ihrem Privatcomputer vornahm, nachdem das Gerät bei Ihnen zu Hause sichergestellt worden war. Hab ich recht?«
    »Ich erinnere mich an seine Aussage und daran, dass mein Haus auf Ihre Anweisung hin durchsucht und mein Computer beschlagnahmt wurde.« Mein Dad ist bemüht, nicht zu verbittert zu klingen, aber er unterstreicht ganz bewusst die Verletzung seiner Privatsphäre.
    »Sie werden sich zudem an Dr. Gorvetichs Aussage erinnern, dass laut dem Cachespeicher Ihres Webbrowsers zu einem bestimmten Zeitpunkt, den er auf Ende September 2008 eingrenzen konnte, auf ihrem Computer zwei Seiten aufgerufen wurden, auf denen es um Phenelzin geht.«
    »Ich erinnere mich an diese Aussage.«
    »Werfen wir einen Blick auf diese Seiten, Richter Sabich.« Tommy wendet sich einem Assistenten am Tisch der Staatsanwaltschaft zu und nennt die Nummer eines Beweisstücks. Die leere Leinwand neben meinem Dad füllt sich, und Tommy hebt mit einem Laser-Pointer eine Passage hervor, die er laut vorliest. »>Phenelzin ist ein Monoaminooxidase-Hemmer (MAO-Hemmer).< Sehen Sie das?«
    »Natürlich.«
    »Erinnern Sie sich daran, dass Sie das Ende September 2008 gelesen haben, Richter Sabich?«
    »Nein, ich erinnere mich nicht, Mr Molto, aber ich verstehe, worauf Sie hinauswollen.«
    »Und im Prozessprotokoll Harnason, Beweisstück der Anklage Nummer 47, das Sie, wie Sie vorhin selbst sagten, gelesen haben, steht auf Seite 463, dass bei einer toxikologischen Untersuchung, die im Rahmen einer Obduktion nach einem plötzlichen Todesfall routinemäßig erfolgt, nicht auf MAO-Hemmer getestet wird. Ist das korrekt?«
    »Ja, das steht da.«
    Dann holt Molto die Urteilsbegründung von Richterin Hamlin, die sie für sich und Richter Mason im Fall Harnason geschrieben hatte, auf die Leinwand. Auch darin steht, dass bei Obduktionen genommene Blutproben nicht auf Arsenik und viele andere Wirkstoffe wie zum Beispiel MAO-Hemmer untersucht werden.
    »Haben Sie die Urteilsbegründung von Richterin Hamlin gelesen?«
    »Ja, Sir. Mehrere Entwürfe.«
    »Dann wissen Sie also, dass eine Überdosis Phenelzin bei einer routinemäßigen toxikologischen Untersuchung nicht bemerkt werden würde, hab ich recht, Richter Sabich? Genau wie das Arsenik, mit dem Mr Harnasons Lebensgefährte getötet wurde?«
    »Einspruch, argumentativ«, sagt Stern.
    Richter Yee wackelt mit dem Kopf, als wäre das keine große Sache, sagt aber: »Stattgegeben.«
    »Lassen Sie mich die Frage folgendermaßen formulieren, Richter Sabich: Haben Sie Ihre Frau mit Phenelzin getötet, weil Sie wussten, dass es bei einer routinemäßigen toxikologischen Untersuchung nicht nachgewiesen werden würde, und Sie daher hofften, dass man ihren Tod natürlichen Ursachen zuschreiben würde?«
    »Nein, Mr Molto, das habe ich nicht.«
    Tommy legt eine kleine Pause ein und geht ein paar Schritte hin und her. Der Kernpunkt seiner Argumentation ist klar geworden.
    »Richter Sabich, haben Sie die Aussage von Officer Krilic gehört, der am Tag nach dem Tod Ihrer Frau den Inhalt ihres Arzneischranks sicherstellte?«
    »Ich weiß noch, dass Officer Krilic mich fragte, ob er die

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