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Der letzte Beweis

Der letzte Beweis

Titel: Der letzte Beweis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Turow
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ist. Wir kennen ihn ja beide schon sehr lange.«
    Molto wollte andeuten, dass Dickerman meinem Dad vielleicht möglichst wenig schaden wollte, aber in diesem Punkt hat er den Kürzeren gezogen.
    »Um es ganz klar zu sagen, Richter Sabich, es gibt nur zwei Fläschchen im Arzneischrank Ihrer Frau, von denen wir ohne jeden Zweifel sagen können, dass ihre Fingerabdrücke nicht darauf sind. Entspricht das den Tatsachen?«
    »Allem Anschein nach.«
    »Und eines davon ist das Fläschchen Schlaftabletten, das Sie an dem Tag vor Ihrem Tod abholten, richtig?«
    »Ja.«
    »Und dieses Fläschchen ist voll, richtig?«
    »Richtig.«
    »Wenn wir also das ungeöffnete Fläschchen Schlaftabletten beiseitelassen, dann ist das einzige Behältnis aus dem Arzneischrank, von dem die Experten zweifelsfrei sagen können, dass daran keine Fingerabdrücke Ihrer Frau nachzuweisen sind, das Fläschchen Phenelzin, korrekt?«
    »Es gibt keine eindeutig identifizierbaren Abdrücke von Barbara auf dem Phenelzinfläschchen und, wie Sie bereits sagten, auf drei weiteren Behältnissen.«
    »Ich beantrage, die Antwort zu streichen«, sagt Molto, was bedeutet, dass mein Dad die Frage seiner Auffassung nach nicht beantwortet hat.
    Richter Yee lässt sich die Frage und die Antwort noch einmal vorlesen.
    »Die Antwort bleibt im Protokoll«, sagt Yee, »aber, Richter Sabich, nur eine geöffnete Flasche, wo Sachverständige mit Sicherheit sagen können, keine Fingerabdrücke von Ihrer Frau. Ja?«
    »Könnte man so sagen, Euer Ehren.«
    »Okay.« Yee bedeutet Molto mit einem Nicken, fortzufahren.
    »Und auf diesem Fläschchen Phenelzin stammen die einzigen Fingerabdrücke, die nachgewiesen wurden, von Ihnen, richtig?«
    »Meine Abdrücke sind auf diesem Fläschchen und auf sieben anderen, einschließlich der Schlaftabletten, die noch ungeöffnet waren.«
    »Ich beantrage, die Antwort zu streichen«, sagt Molto wieder.
    »Stattgegeben«, sagte Yee ein wenig drohend. Er hat meinem Dad die Chance gegeben, sich ordnungsgemäß zu verhalten, und der hat sie nicht genutzt.
    »Soweit wir das anhand der Fingerabdrücke sagen können, sind Sie die einzige Person, die das Phenelzin angefasst hat.«
    Nach dem Warnschuss von Richter Yee antwortet mein Dad vorsichtiger.
    »Wenn man nur die Fingerabdrücke in Erwägung zieht, ist das richtig, Mr Molto.«
    »Also gut«, sagt Tommy. Erst im Nachhinein scheint ihm klar zu werden, dass er sich angehört hat, als würde er Stern imitieren. Einer der Geschworenen, ein Schwarzer mittleren Alters, bemerkt das und lächelt. Offenbar gefällt ihm Tommys Auftritt. Molto steht jetzt wieder am Tisch der Staatsanwaltschaft und blättert seinen Notizblock durch, ein Zeichen dafür, dass er das Thema wechseln wird.
    »Wäre das guter Zeitpunkt für Pause?«, fragt der Richter.
    Molto nickt. Der Richter lässt seinen Hammer knallen und erklärt, dass die Verhandlung für fünf Minuten unterbrochen ist. Die Zuschauer erheben sich und fangen sofort an zu murmeln. Seit Jahrzehnten ist mein Dad in Kindle County ein bekannter Mann, vor allem bei der Bevölkerungsgruppe, die sich gern Gerichtsverfahren anschaut. Man mag es bezeichnen, wie man will, Blutdurst oder Sensationsgier, aber viele von ihnen sind hier, um seinen Sturz mitzuerleben, um sich in ihrer Annahme bestätigt zu sehen, dass Macht korrumpiert und man alles in allem ohne sie besser dran ist. Ich vermute, hier in den Sitzreihen gibt es außer mir kaum jemanden, der immer noch hofft, dass mein Dad unschuldig ist.
     

Kapitel 26
    Nat, 22. Juni 2009
     
    Solange ein Zeuge im Zeugenstand ist, darf niemand mit ihm über seine Aussage sprechen, auch nicht seine Anwälte. Stern und Marta nicken meinem Dad vom Tisch der Verteidigung aus zu, und Sandy reckt eine kleine Faust, um ihm zu sagen, er soll durchhalten, aber keiner geht zu ihm. Mir missfällt das. Dass er von allen im Saal gemieden wird, spiegelt die Wirklichkeit der letzten Zeit zu genau wider, und so gehe ich rüber, um ihn zu fragen, ob er ein frisches Glas Wasser möchte. Er antwortet mit einem weiteren gleichgültigen Achselzucken.
    »Alles klar?«, frage ich.
    »Angeschlagen, aber noch nicht k. o. Er treibt mich durch den Ring.«
    Ich sollte nicht darauf antworten, und wie könnte ich es auch? Ich sage dieselbe Dummheit, die er mir früher vom Spielfeldrand aus zurief, wenn meine Highschool-Baseballmannschaft hoffnungslos zurücklag.
    »Lass dich nicht unterkriegen.«
    »Wir werden sehen.« Er lächelt schwach. In den

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