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Der letzte Beweis

Der letzte Beweis

Titel: Der letzte Beweis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Turow
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manchmal nicht würdig. Und es war absolut typisch für Tommy, dass er, obwohl er wusste, dass Sabich bereits schwer angeschlagen war, die ersten Anzeichen eines gewissen Unbehagens spürte.
    Dennoch war nicht zu bestreiten, dass er eine richtig gute Vorstellung geliefert hatte. Natürlich gebührte ihm längst nicht alle Ehre, das wusste er. Man konnte sich noch so lange vorbereiten, ein Kreuzverhör war nun mal ein Drahtseilakt, und manchmal tanzte man beschwingt darüber hinweg, und manchmal landete man auf dem Hintern, und wie es ausging, stand größtenteils ganz einfach in den Sternen. Bis zu dem Moment, als Rusty versuchte zu punkten, indem er sagte, er habe nicht gesehen, dass Barbara die Lebensmittel zu sich genommen hatte, an denen sie offenbar gestorben war, hatte Tommy sich nie richtig klargemacht, wie absurd der Gedanke war, sie sei durch einen unglücklichen Zufall gestorben. Das war ein großer Moment für ihn gewesen, und es hatte noch ein paar weitere gegeben. Ein paar Fehltritte waren ihm auch unterlaufen, einige Male hatte er die Tür zu weit aufgestoßen, aber das passierte immer. Alles in allem jedoch hatten die Erklärungen der Anklagevertretung im Gerichtssaal wie ein Trompetenstoß gewirkt.
    Selbst die Reporterrudel vor dem Gerichtsgebäude schienen endlich beeindruckt zu sein. Tommy hatte nur wenige echte Fans bei der Presse. Vor laufenden Kameras neigte er dazu, stocksteif zu werden, und die kompromisslose Persönlichkeit, die ihm im Gerichtssaal gute Dienste leistete, kam bei Reportern nicht gut an. Sie ließen sich nicht gern als die Widersacher behandeln, die sie oft genug waren. Und derzeit hielt Tommy sich ihnen gegenüber ohnehin ständig zurück. Sobald Yee ernannt worden war, hatte Stern einen vertraulichen Antrag in Bezug auf die Untersuchungsergebnisse der DNS-Proben aus dem ersten Prozess gestellt. Yee hatte unter Ausschluss der Öffentlichkeit nicht nur die Zulassung der DNS-Ergebnisse verweigert, wie Tommy die ganze Zeit prophezeit hatte, sondern zudem von der Staatsanwaltschaft verlangt, alle Personen zu benennen, die davon wussten, und sie per Gerichtsbeschluss dazu verdonnert, bis zur Urteilsverkündung absolutes Stillschweigen über die Tests zu bewahren. Der Richter erklärte sogar, dass er es als Missachtung des Gerichts einstufen würde, falls die Testergebnisse bekannt würden. Und die ganze Zeit ritten die Zeitungen - zweifellos mit Sterns Schützenhilfe - täglich weiter auf der Rachefeldzugtheorie herum, rekapitulierten detailliert den ersten Prozess, schilderten, wie die Anklage in sich zusammengebrochen war, und erwähnten häufig, dass anschließend ein Jahr lang gegen Tommy ermittelt worden war, ehe er wieder als Staatsanwalt arbeiten konnte. Tommy, der schon lange keine Fairness mehr von der amerikanischen Presse erwartete, konnte darauf nichts anderes erwidern, als dass alle nach dem Verfahren sehen würden, dass seine Hände sauber waren. Aber nach seinem heutigen Auftritt wusste Tommy, dass nun kein Anwalt und kein Journalist etwas anderes sagen konnte, als dass Jim Brand und er einen Fall vor Gericht gebracht hatten, in dem eine Anklageerhebung unumgänglich gewesen war.
    Noch immer gratulierten ihm einige Staatsanwälte, während sie weiter den Flur hinuntergingen. Aber als sie Tommys Büro erreichten, verharrte er in der Tür wie ein widerwilliger Gastgeber. Er ließ nur sein Prozessteam herein. Er akzeptierte noch den ein oder anderen Händedruck, dann klatschte er einige Male laut, was so viel hieß wie, zurück an die Arbeit. Die Mitarbeiter seiner Behörde wussten sehr wohl, dass es verfrüht war, mitten im Prozess den Sieg zu verkünden, und die Tatsache, dass so viele von ihnen sein Kreuzverhör feiern wollten, verriet im Grunde ihre Zweifel, besagte nichts anderes, als dass es besser gelaufen war, als sie erwartet hatten. Viele der erfahrensten Staatsanwälte wussten genau, wie groß nach wie vor die Chance war, dass sie nach der Urteilsverkündung nicht hier stehen und Sekt trinken würden.
    »Eine glatte Zehn«, sagte Rory Gissling, als Tommy nach einem kurzen Telefonat mit Dominga zurückkam. Tommy hatte nur eine Sekunde mit seiner Frau reden können. Tomaso, der inzwischen sprach und manchmal richtig frech wurde, stellte die Geduld seiner Mutter derzeit schwer auf die Probe.
    »Na ja«, entgegnete Tommy, schwieg dann aber eine ganze Weile.
    Die vier saßen um Tommys Schreibtisch. Jim und er hatten ihre Jacketts ausgezogen und die Füße auf das

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