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Der letzte Beweis

Der letzte Beweis

Titel: Der letzte Beweis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Turow
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auf den im Berufungsgericht?«
    »Wenn ich Sie richtig verstehe, meinen Sie damit, dass ich, wenn ich im Gericht war, auf die Webseite von ClearCast ging, um meine privaten E-Mails einzusehen, und wenn ich zu Hause war, kamen diese E-Mails direkt auf das E-Mail-Programm in meinem PC und wurden dort abgespeichert.«
    »Genau das wollte ich damit sagen. Und nach dreißig Tagen war das der einzige Ort, auf dem diese E-Mails verblieben, ist das richtig?«
    »Da muss ich mich auf Sie verlassen. Aber es klingt richtig.«
    »Haben Sie routinemäßig E-Mails von Ihrem PC zu Hause gelöscht?«
    »Nein. Manchmal habe ich Gerichtsdokumente auf meinen privaten PC geschickt, und ich wusste nie im Voraus, was ich brauchen würde, deshalb hab ich die E-Mails meistens einfach draufgelassen.«
    »Und vorhin haben Sie uns gesagt, dass Ihre Frau gelegentlich Ihren PC benutzte.«
    »Ich habe gesagt, dass sie ihn manchmal kurz für Recherchen im Internet benutzte, weil er gleich neben unserem Schlafzimmer stand.«
    »Mr Brand hat mich während der Pause an etwas erinnert. Hatten Sie denn nicht viele vertrauliche Informationen vom Berufungsgericht auf Ihrem PC?«
    »Doch. Deshalb hatten wir ja zwei PCs zu Hause. Barbara war sich bewusst, dass sie weder meine Dateien noch meine E-Mails einsehen sollte. Aber das war ja auch nicht nötig, wenn sie nur kurz etwas im Internet suchte.«
    »Verstehe«, sagt Molto. Er hat wieder das gleiche selbstzufriedene Lächeln aufgesetzt, das er immer mal wieder zeigt, wenn er eine Erklärung meines Dads zu glatt findet. »Also, Sie haben Dr. Gorvetichs Aussage gehört, dass er nach einer forensischen Auswertung Ihres Computers zu dem Schluss gelangt ist, dass etliche Mails von Ihrem PC gelöscht worden sind, und zwar, den Daten im Protokoll nach zu schließen, an dem Tag, bevor Ihre Frau starb. Haben Sie das gehört?«
    »Ja.«
    »Genau genommen hat er ausgesagt, dass die E-Mails nicht einfach nur gelöscht wurden, sondern dass eine Schredder-Software namens Evidence Eraser zum rückstandslosen Entfernen von Dateien heruntergeladen und eingesetzt wurde, sodass keine forensische Rekonstruktion dessen, was auf Ihrem Computer war, mehr möglich war. Haben Sie das gehört?«
    »Ja.«
    »Und Sie bestreiten, das getan zu haben?«
    »Ja.«
    »Wer wohnte außer Ihnen noch in Ihrem Haus, Richter Sabich?«
    »Meine Frau.«
    »Und Sie sagten, Sie und Ihre Frau hatten sich darauf verständigt, dass sie Ihre E-Mails niemals anrühren sollte?«
    »Das ist richtig.«
    »Ihre Aussage ergibt nicht viel Sinn, finden Sie nicht auch, Richter Sabich?«
    »Offen gesagt ergibt das alles nicht viel Sinn, Mr Molto. Sie sagen, ich hätte die E-Mails auf meinem Computer mit einer Schredder-Software so gründlich gelöscht, dass sie sich nicht mehr rekonstruieren ließen, aber gleichzeitig soll ich mir nicht mal die Mühe gemacht haben, meine Recherchen über Phenelzin zu löschen, ganz zu schweigen davon, dass ich angeblich achtlos meine Fingerabdrücke auf dem Tablettenfläschchen hinterlassen habe. Deshalb, ja, Mr Molto, das alles klingt lächerlich.«
    Das kann eigentlich nicht richtig als Gefühlsausbruch gelten, weil mein Dad das Ganze in einem ziemlich gelassenen Tonfall vom Stapel gelassen hat. Und er hat recht. Die Widersprüche in der Theorie der Anklagevertretung sind ermutigend. Zum ersten Mal hat er Molto wirklich den Schneid abgekauft. Tommy starrt meinen Dad an und sagt zu Richter Yee. »Ich beantrage, die Antwort zu streichen. Der Angeklagte wird noch Gelegenheit haben, eine abschließende Erklärung abzugeben.«
    »Bitte, noch mal vorlesen«, sagt Yee zur Gerichtsschreiberin. Das macht die Sache für die Staatsanwaltschaft nur noch schlimmer, weil die Geschworenen nun die kleine Tirade meines Dads noch einmal zu hören bekommen. Und anschließend schüttelt Yee den Kopf.
    »Er hat geantwortet, Mr Molto. Besser nicht fragen, was Sinn ergibt. Und, Richter Sabich -« Er spricht meinen Dad mit derselben Geduld und Höflichkeit an, die er schon die ganze Zeit an den Tag legt. »Bitte keine Plädoyers.«
    »Verzeihung, Euer Ehren.«
    Yee schüttelte den Kopf, um die Entschuldigung abzuwehren. »Angemessene Antwort, schlechte Frage. Viele gute Fragen, aber die nicht.«
    »Ich stimme Ihnen zu, Euer Ehren«, sagt Molto.
    »Okay«, sagt der Richter, »dann alle glücklich.« Der ganze Gerichtssaal findet diesen Ausspruch mitten in einem Mordprozess zum Schreien komisch, und der Richter, dem nachgesagt wird, dass er privat ein

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