Der letzte Beweis
offensichtlich.«
Brand steht erneut auf, um Einspruch einzulegen. Molto legt ihm eine Hand auf den Ärmel, und Brand nimmt wortlos wieder Platz. Tommy will nicht den Eindruck erwecken, als hätte die Anklagevertretung irgendwas zu verbergen. Brand neigt eher als sein Boss dazu, selbst dann noch zu kämpfen, wenn die Fakten auf der Hand liegen. Prima Danas Kanzlei hatte Mist gebaut und eine Empfangsbestätigung für die von meinem Dad gezahlte Rechnungssumme an die Adresse meiner Eltern geschickt, und meine Mom, die normalerweise für die Rechnungen zuständig war, öffnete den Umschlag und ging zur Bank, um herauszufinden, was es damit auf sich hatte.
»Schildern Sie uns bitte Ihr Gespräch mit Mrs Sabich.«
»Auf der Empfangsbestätigung war die Nummer einer Barüberweisung.« Mrs Belanquez hat sich auf ihrem Stuhl umgedreht und deutet auf die Leinwand neben ihr. »Sie wollte wissen, ob die Nummer von uns war. Ich sagte, dass ich das vermutete, aber nachsehen müsste. Ich hab in den Unterlagen nachgeschaut und ihr dann gesagt, dass ich mit dem Filialleiter sprechen müsste.«
Marta nimmt einen Plastikbeutel vom Tisch der Verteidigung und geht damit zu Brand. Der schaut ihn sich an und steht dann auf.
»Euer Ehren, das sehen wir zum ersten Mal.«
»Euer Ehren, dieses Dokument wurde uns von der Staatsanwaltschaft bei der ersten Offenlegung im November zur Verfügung gestellt.«
Das muss richtig sein, denn Detective Gissling winkt Brand und nickt. Marta flüstert kurz mit Brand, der macht eine abwinkende Handbewegung, und das Dokument wird als Beweisstück akzeptiert. Sandys Assistentin wirft für die Geschworenen eine Diaaufnahme davon auf die Leinwand. Es ist der bankinterne Beleg für die Barüberweisung. Ich habe das Dokument schon im letzten Herbst gesehen. Damals schien es unbedeutend im Vergleich zu dem Scheck für die Untersuchung auf Geschlechtskrankheiten.
»Schauen Sie sich bitte Beweisstück 1 der Verteidigung an. Worum handelt es sich da?«
»Das stammt aus den Unterlagen, in denen ich nachgesehen habe. Damit belegen wir unsere Barüberweisungen.«
»Sie sagten gerade, dass Sie mit dem Filialleiter sprachen.«
»Ja.«
»Und nach dem Gespräch, sprachen Sie dann weiter mit Mrs Sabich?«
»Ja, natürlich.«
»Und was sagten Sie ihr?«
»Ja, also -« Mrs Belanquez lächelt und fährt sich nervös über die Lippen. »Ich hab ihr gesagt, was der Filialleiter gesagt hatte.«
»Und was hatte er gesagt?«
Brand wirft ein, dass sei Hörensagen.
»Ich lasse es zu«, sagt Richter Yee.
»Wissen Sie, das ist so. Richter Sabich hat die Barüberweisung, die BU, mit Bargeld bezahlt, das er bei sich hatte, und mit einer Abhebung von dreihundert Dollar am Geldautomaten, die er unmittelbar davor gemacht hatte. Ich meine, das ließ sich anhand der im Automaten gespeicherten Daten ersehen. Also war es praktisch eine Abhebung vom Konto. Und wir haben ihm keine Gebühren für die BÜ berechnet, weil er bei uns Kontoinhaber war. Die Frage war also: Ist die BÜ eine Kontobewegung, und was darf Mrs Sabich sehen, und was darf sie nicht sehen, weil nämlich Mrs Sabich auch Inhaberin des Kontos war. Und der Filialleiter hat gesagt: Tja, wenn wir ihm für die BÜ keine Gebühren berechnet haben, weil er bei uns ein Konto hat, und wenn sie Mitinhaberin des Kontos ist, dann ist es eine Kontobewegung, und da kann sie sehen, was sie sehen will.
Und das hab ich dann auch gesagt und ihr unseren internen Beleg für die BÜ und das Überweisungsformular gezeigt.«
»Wenn Sie bitte Beweisstück 23 der Anklage anschauen würden. Ist das das Formular der Barüberweisung, das Sie Mrs Sabich gezeigt haben?«
Die Barüberweisung an »Mann und Rapini«, in deren Betreffsteht: »Re.-Nr. 645332, Beratung 4.9.08.«
Mrs Belanquez sagt: »Ja«, und Marta sagt, sie habe keine weiteren Fragen. Im Saal ist es still. Alle wissen, dass gerade etwas Wichtiges geschehen ist. Mein Dad hat gesagt, meine Mom habe Selbstmord begangen, und jetzt gibt es dafür einen Grund. Weil sie wusste, dass er bei Dana, dem Scheidungsanwalt, gewesen war, dass er vorhatte, sie zu verlassen.
Auf der anderen Seite des Gerichtssaales ist Jim Brand wahrlich nicht glücklich. Das sind Staatsanwälte selten, wenn sich herausstellt, dass die Verteidigung etwas weiß, das sie nicht wissen. Er sitzt breitbeinig in seinem Sessel und wirft tatsächlich seinen Stift in die Luft und fängt ihn wieder, ehe er aufsteht wie ein Cowboy, der einem widerspenstigen Rind
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