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Der letzte Beweis

Der letzte Beweis

Titel: Der letzte Beweis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Turow
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ganz genau, wie Sie den Computer manipuliert haben. Nur unter uns. Sie haben mein Wort, dass niemand je deswegen angeklagt wird. Ich verspreche, dass alles, was Sie sagen, streng vertraulich bleibt. Erklären Sie es mir einfach.«
    »Tut mir leid, Tom. Wir haben eine Absprache getroffen. Ich habe gesagt, ich werde keine Fragen beantworten. Und dabei bleibt es.«
    »Wollen Sie es schriftlich haben? Haben Sie einen Stift? Ich schreib es Ihnen auf. Reißen Sie einfach eine leere Seite aus einem von Ihren Büchern.« Er zeigt auf den Stapel auf meinem schmalen Regalbrett. »>Ich, Tommy Molto, Oberstaatsanwalt von Kindle County, verspreche, dass im Zusammenhang mit Rusty Sabichs PC keinerlei Anklagen mehr erhoben werden und dass ich sämtliche mir zur Verfügung gestellten Informationen streng vertraulich behandeln werde.< Denken Sie, dass ich so ein Versprechen nicht halten kann?«
    »Wahrscheinlich nicht, ehrlich gesagt. Aber darum geht es auch nicht.«
    »Nur Sie und ich, Rusty. Sagen Sie mir, was passiert ist. Dann kann ich die ganze Sache endlich auf sich beruhen lassen.«
    »Denken Sie wirklich, Sie würden mir glauben, Tommy?«
    »Weiß der Himmel, warum, aber ja. Ich weiß nicht, ob Sie ein Soziopath sind oder nicht, aber ich würde mich nicht wundern, wenn Sie bislang nicht gelogen haben, Rusty. Zumindest nicht danach beurteilt, wie Sie die Wahrheit sehen.«
    »Zumindest damit haben Sie recht. Okay«, sage ich, »Sie sollen die Wahrheit hören. Ein für alle Mal. Nur unter uns.« Ich stehe vom Bett auf und sehe ihm direkt in die Augen. »Ich habe die Justiz behindert. Und nun lassen Sie's gut sein.«
    »Wollen Sie das?«
    »Das will ich.«
    Molto schüttelt den Kopf und bemerkt auf einmal den feuchten Fleck auf der Schulter seines Jacketts. Er reibt ein paarmal darüber, und als er aufsieht, kann ich ein Lächeln nicht ganz unterdrücken. Seine Augen werden hart. Ich habe den alten wunden Punkt zwischen uns getroffen, Rusty oben, Tommy unten. Durch mich ist er zum Mr Wahrheit-und-Gerechtigkeit geworden, aber wenn wir beide allein sind, kann ich ihn noch immer empfindlich treffen.
    »Sie können mich mal, Rusty«, sagt er dann. Er geht zur Tür hinaus, dann kommt er wieder zurück, aber nur, um die Plastikkiste mitzunehmen.
     

Kapitel 43
    Tommy, 6. August 2009
     
    Tommy hatte sich schon immer gefragt, was mal aus jungen Leuten wie Orestes Mauro werden würde, dem Beweismittelspezialisten der Staatsanwaltschaft, der für digitales Equipment zuständig war. Tommy meinte, in seinem reifen Alter zumindest eine gewisse Vorstellung haben zu müssen, aber er konnte sich nicht erinnern, dass es in seiner Jugend Menschen wie Orestes gegeben hatte. Der Junge war clever und machte seine Arbeit gut, wenn auch auf seine ganz eigene Art und Weise. Aber für Orestes war das Leben ein Spiel. Ständig hatte er die Stöpsel von seinem iPod in den Ohren stecken, und er nahm höchstens mal einen raus, wenn er mit jemandem sprach. Immer wenn Tommy Orestes auf dem Flur reden hörte, ging es um Onlinespiele und die neusten Updates für seine Xbox. Sein Interesse an Computern beruhte überwiegend darauf, dass er Rechner und Software als ein kompliziertes Rätsel betrachtete, weshalb die jeweils anstehende Arbeit immer der faszinierenden Fragestellung untergeordnet war, wie alles im Innern der Maschine funktionierte. Orestes akzeptierte Arbeit als langweilige Notwendigkeit, sie durfte nur nicht zu lange dauern. Er war ein lieber, freundlicher Junge. Falls er überhaupt mitbekam, dass er nicht allein war.
    Orestes war im Beweismitteldepot und trommelte Rhythmen auf mehreren Pappkartons, als Tommy ins Büro kam. Es war fast sieben Uhr abends. Auf dem Rückweg von Morrisroe und der staatlichen Arbeitsfarm hatte er elend lange im Stau gestanden, bis er schließlich abgebogen und über Landstraßen nach Hause gefahren war, wodurch er direkt am Bezirksgebäude vorbeikam. Da er das Abendessen mit Dominga und Tomaso ohnehin schon verpasst hatte, beschloss er, noch rasch die Akten für seine morgendliche Besprechung im Berufungsgericht abzuholen. So würde er am nächsten Morgen eine halbe Stunde später losmüssen, und Dominga konnte etwas länger schlafen.
    Als er jetzt Orestes erblickte, änderte er die Richtung und betrat das Beweismitteldepot, einen umgebauten Lagerraum hinter dem Lastenaufzug. Beweismittel, die im Zuge eines Anklageverfahrens beschlagnahmt worden waren, mussten, so die gesetzliche Vorschrift, bei der Staatsanwaltschaft

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