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Der letzte Beweis

Der letzte Beweis

Titel: Der letzte Beweis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Turow
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Molto hatte vieles zu sagen, aber nicht im Beisein von Marco. Sie sprachen über die Footballmannschaft der Uni, bis Cantu die kümmerlichen Reste seines Paninos in das Wachspapier einwickelte. Ehe er aufstand, stützte Marco die Hände auf seinen breiten Oberschenkel.
    »Wissen Sie, ich fand's ziemlich mies, wie Rusty Sie bei dem Prozess verarscht hat«, sagte Cantu. »Deshalb hat's mir auch nichts ausgemacht, ein paar Kumpeln beim Bier die Sache zu erzählen.«
    »Das weiß ich zu schätzen«, sagte Tommy, obwohl das Räderwerk in ihm sich verkeilte. Er vermutete, dass Cantu mit ein bisschen Spucke seinen eigenen Groll gegen Sabich aufpolierte.
    »Aber das Hotel«, sagte Marco. »>Die Privatsphäre unserer Gäste.<« Er malte mit seinen dicken Fingern Anführungszeichen in die Luft. »Mordsmäßig wichtig. Wie bei 'ner gottverdammten Schweizer Bank. Also wenn irgendwas davon je rauskommt, dann haben Sie von mir nichts gehört. Falls Sie was Schriftliches brauchen, schicken Sie einen Cop rüber, und ich red mit meinem Boss, damit der mit seinem Boss reden kann. Bleibt sich letztlich gleich, aber Sie wissen ja, wie das läuft.«
    »Alles klar«, sagte Molto und sah Marco hinterher, der in seinem schicken Anzug davonging.
    Tommy warf den Rest seines Sandwiches weg und winkte Brand zurück zum Auto. Jim hatte den Mercedes auf der anderen Straßenseite im Parkverbot abgestellt, wo er ihn im Auge behalten konnte. Als sie einstiegen, nahm Brand den Zettel, den er unter die Windschutzscheibe gelegt hatte -
    KINDLE-COUNTY-POLIZEIKRÄFTE IM DIENST - und klemmte ihn wieder hinter die Sonnenblende.
    »Hör mal, der Kerl war ein ziemlich mieser Cop, als er noch auf Streife ging«, erklärte Tommy.
    »Ich würde glatt sagen, der war ein Oberarschloch«, sagte Brand, »aber das wäre zu schmeichelhaft.«
    »Und zwischen ihm und Rusty ist irgendwie böses Blut, hab ich recht?«
    »Ist auch mein Eindruck. Als wir das erste Mal über die Sache geredet haben, hat Marco ordentlich Dampf abgelassen und erzählt, dass Sabich, als er noch Prozessrichter war, ihm mal die Schuld für einen Beweisausschluss gegeben hat.«
    »Okay, dann sieht Can-tu-nix vielleicht ein kleines bisschen mehr, als ein anderer sehen würde.«
    »Vielleicht, vielleicht auch nicht. Aber dir ist doch wohl klar, wenn er recht hat, dann wäre das ein Motiv für Adios Mrs Sabich.«
    »Wie du's auch nennen willst, das war vor anderthalb Jahren. Und als Mordmotiv ist es nicht sehr überzeugend. Schon mal das Wort Scheidung gehört?«
    »Wäre bei meiner Frau ausgeschlossen«, sagte Brand. »Die würde mich fertigmachen.« Jody, eine ehemalige Staatsanwältin, war eine harte Nuss. »Vielleicht hat Rusty gedacht, eine Scheidung würde seinem Wahlkampf schaden.«
    »Dann hätte er noch sechs Wochen warten können.«
    »Vielleicht konnte er das nicht. Vielleicht ist die junge Lady schwanger und bekommt allmählich Bauch.«
    »Vielleicht, vielleicht, vielleicht, Jimmy.«
    Sie waren jetzt auf der Madison, gleich gegenüber vom Haupteingang der Uniklinik. An der Fußgängerampel an der Ecke wartete ein Pulk von Leuten auf Grün, ihrem Aussehen nach Ärzte und Patienten und Arbeiter, und jeder Einzelne von ihnen, Molto zählte acht Personen, hatte ein Handy am Ohr. Wo war bloß das Hier und Jetzt geblieben?
    »Boss«, sagte Brand. »Rusty wird nicht gleich um Mitternacht deswegen hingerichtet. Aber du hast gesagt, ich soll dir was liefern. Und das hier ist was. Es geht um einen Mann, der schon mal wegen Mordes vor Gericht stand. Jetzt stirbt plötzlich und unerwartet seine Frau, und er lässt die Leiche aus unerfindlichen Gründen erst mal einen Tag abkühlen. Und wie sich herausstellt, ist er fremdgegangen. Also, kann doch sein, dass er den Übergang erleichtern wollte. Ich weiß es nicht. Aber wir müssen der Sache nachgehen. Mehr sag ich gar nicht. Wir müssen unsere Arbeit machen und der Sache nachgehen.«
    Tommy blickte die breite Avenue hinunter, die auf beiden Seiten von Parkanlagen gesäumt und von mächtigen alten Bäumen beschattet wurde. Es wäre einfach sehr viel leichter gewesen, wenn es um jemand anderen ginge.
    »Wie bist du überhaupt auf diese Information gestoßen?«, fragte er. »Wer hat dich auf Marco gebracht?«
    »Einer von den Cops in Nearing spielt jeden Dienstagabend mit Cantu Billard.«
    Die Antwort gefiel Tommy nicht.
    »Ich hoffe, die halten sich alle schön zurück. Nicht dass noch die halbe Polizei von Nearing durch die Gegend rennt und jeden, der

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