Der letzte Beweis
eine Zeitlang.«
»Wieso nur eine Zeitlang?«, fragte Brand.
»Das hier ist Barscheck Nummer zwei.«
Der Scheck über 800 Dollar war vom 12. September, also nur etwas über einen Monat alt, und auf Dana Mann ausgestellt. Der Vermerk darauf lautete: »4.9.08 Beratung.« Prima Dana, wie er genannt wurde, war der Topanwalt für Scheidungen in besseren Kreisen und vertrat die Reichen und die Superreichen. Im Allgemeinen galt er als eitler Widerling, eher durchtrieben als clever, dessen Hauptfähigkeit darin bestand, sich öffentlichkeitswirksam mit leidenden Mandanten zu zeigen, die gerade eine Scheidung durchmachten, aber es gab auch einige, die sein Fingerspitzengefühl und Urteilsvermögen zu würdigen wussten, und allem Anschein nach zählte Rusty dazu.
»Also, wie schätzen Sie das ein?«, fragte Tommy Rory.
»Sie meinen, dass er für eine Beratung bezahlt hat?«
»Nein«, sagte Tommy. Das konnte er sich selbst erklären. Prima Dana war ständig im Berufungsgericht. Solange Rusty nicht Danas Mandant wurde, sondern bei Barbara blieb, und solange er Danas Rechnung bezahlt hatte, musste er sich bei Danas zukünftigen Fällen nicht als Richter zurückziehen, was praktisch einer öffentlichen Erklärung gleichkäme, dass er an Scheidung gedacht hatte.
»Eine Scheidung mitten im Wahlkampf wäre schwierig«, sagte Brand.
»Vor allem, wenn es da eine andere Frau gibt«, sagte Tommy.
»Könnten wir Prima Danas Akten anfordern?«, fragte Rory.
Tommy und Brand schüttelten beide den Kopf.
»Höchstens die Rechnung und den Zahlungsbeleg«, antwortete Tommy. »Er würde uns niemals erzählen, worüber sie gesprochen haben. Das fällt unter die anwaltliche Schweigepflicht. Und es wäre auch nicht der Mühe wert. Wie oft hat Prima Dana in den letzten zehn Jahren irgendwas anderes verhandelt als Scheidungen?«
Brand ging zu Tommys Computer. Jim war einer von diesen Typen, die sich so gut mit Computern auskannten, als wären sie in einem Rechner zur Welt gekommen, und er konnte scheinbar im Handumdrehen jede Information mit dem Druck auf ein paar Tasten aufrufen. Tommy dagegen musste schon überlegen, wenn er seine E-Mails öffnen wollte.
>ausschließlich Eherechtsfälle<«, las Brand von Prima Danas Webseite ab.
Rory hatte einen weiteren Barscheck an Prima Dana vom Juli 2007 mit einem ähnlichen Vermerk. Offenbar hatte Rusty sich also länger mit dem Gedanken an Scheidung beschäftigt. Die frühere Beratung passte zeitlich ziemlich gut in die Phase, als er mit seiner jungen Geliebten rummachte.
»Also, wie reimen Sie sich das alles zusammen?«, wollte Tommy von Rory wissen.
»Meine Maschine für Reisen in die Vergangenheit ist leider kaputt. Könnte vieles bedeuten, aber wir können ziemlich sicher davon ausgehen, dass er eine Freundin hatte. Danach müssen wir spekulieren. Man weiß ja, wie das so läuft: Sie hat ihm gesagt, er soll seine bessere Hälfte abservieren, sonst wäre Schluss. Er wollte nicht, sie haben sich getrennt, und dieses Jahr im September hat er es sich anders überlegt. Er war auf dem Absprung. Doch dann«, sagte Rory mit einer leicht dramatischen Betonung, »erwies sich die werte Gattin als erstaunlich entgegenkommend und verstarb.« Sie sah Tommy an, dann Brand. Natürlich wusste sie, worum es ging. Natürlich. Die Frau war gut. Rustys zweiter Scheck an Prima Dana war weniger als drei Wochen vor Barbaras Tod ausgestellt worden.
»Kein Wort«, sagte Tommy und zeigte mit dem Finger auf sie. »Nicht mal Phil gegenüber.«
Sie machte eine blitzschnelle Bewegung, als würde sie sich die Lippen abschließen und den Schlüssel wegwerfen.
Tommy überlegte. Es könnte noch viele andere Erklärungen geben, aber diese war ziemlich gut.
»Wissen wir, wer die Freundin ist?«, fragte er.
Rory zögerte kurz. »Ich hatte gehofft, die großen Jungs hätten vielleicht eine Idee.«
»Da tappen wir leider völlig im Dunkeln«, sagte Tommy.
Rory ebenso. Die Festnetzdaten waren inzwischen gelöscht, und laut der Liste mit den Handyverbindungen hatte er fast nur bei sich zu Hause oder bei seinem Sohn oder in der Apotheke in Nearing angerufen.
Sie schmunzelte. »Wir könnten die Telefondaten des Gerichts per Beschluss anfordern. Aber ich glaube, dann müssten wir dem Chefrichter die Mitteilung über die Neunzig-Tage-Sperre übergeben. Und die Einzelgesprächsnachweise sind nach anderthalb Jahren bestimmt längst gelöscht worden, so wie die Daten von Privatanschlüssen.«
»E-Mail?«, fragte
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