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Der letzte Beweis

Der letzte Beweis

Titel: Der letzte Beweis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Turow
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Brand.
    »Heutzutage putzt jeder Provider seinen Server nach dreißig Tagen sauber. Natürlich könnte Sabich noch Nachrichten auf seiner Festplatte haben. Mich würde schon reizen, mal einen Blick in seinen Computer zu Hause zu werfen. Oder im Büro.«
    »Kommt vorläufig nicht infrage«, sagte Tommy. »Nicht vor der Wahl. Und nicht, ohne dass wir mehr vorzuweisen haben.«
    Tommy dankte Rory und lobte sie überschwänglich für ihre gute Arbeit.
    »Bin ich dabei?«, fragte sie schon an der Tür, was heißen sollte, dass sie die Festnahme vornehmen wollte, falls es je eine gab.
    »Sie sind dabei«, sagte Tommy. »Kann mir niemand Besseren vorstellen. Wir rufen Sie an.«
    Brand und Tommy blieben allein zurück. Man hörte Telefone summen und Staatsanwälte lautstark auf dem Flur debattieren.
    »Wir haben was, Boss. Glücklich verheiratete monogame Männer lassen sich nicht auf Geschlechtskrankheiten testen. Und wir wissen, dass er nur wenige Wochen vor ihrem Ableben ernsthaft in Erwägung zieht, die Ehe zu beenden.«
    Tommy überlegte. »Vielleicht hatte Barbara eine Affäre«, sagte er. »Vielleicht hat er das Geld abgezweigt, um einen Privatdetektiv zu bezahlen, und dieser Privatdetektiv entpuppt sich als eine junge Frau, übrigens eine verdammt gute Tarnung in dem Beruf, und mit der hat er sich in dem Hotel getroffen. Vielleicht hat er sich testen lassen, um sicherzugehen, dass seine Frau nichts Schlimmes mit nach Hause gebracht hat. Nach einer Weile merkt er, dass er ihr einfach nicht verzeihen kann, und deshalb berät er sich mit Prima Dana.«
    Brand lachte laut auf. »Du hast wirklich deine Berufung verpasst, echt. Du wärst ein genialer Verteidiger geworden, Boss. Du hast genau die richtige Denke dafür.«
    »Aber mein Magen hätte es nicht verkraftet«, erwiderte Tommy. »Jimmy, die Sache ist die. Der Rechtsmediziner sagt, Barbara ist eines natürlichen Todes gestorben.«
    »Weil der böse Richter vierundzwanzig Stunden abgewartet hat, bis das, woran sie tatsächlich gestorben ist, sich in ihr aufgelöst hatte.« Brand kam um Tommys Schreibtisch herum. »Wir müssen offensiv werden, Boss.« Brand hatte eine lange Liste von Dingen, die sie tun sollten. Rustys Computer beschlagnahmen. Zeugen vernehmen, um herauszufinden, wie Rusty und Barbara sich verstanden. Den Abend vor Barbaras Tod auf die Minute genau rekonstruieren. Mit dem Sohn der Sabichs reden.
    »Noch nicht«, entgegnete Tommy. »Wenn die Presse davon Wind bekommt, verliert Rusty die Wahl. Wenn Rusty die Wahl verliert, liefern wir ihm die Entschuldigung dafür, ganz gleich mit was für Beweisen wir letztlich aufwarten können. Du kannst dir denken, wie die Schlagzeile lauten würde: >Amtierender Oberstaatsanwalt rächt sich für alte Niederlage, verhindert Sabichs Wahl.< Wir lassen uns Zeit, solche Sprüche müssen wir uns nicht anhören.«
    »Am Obersten Gericht werden Richter für zehn Jahre gewählt«, sagte Brand.
    »Aber wenn sie des Mordes überführt werden, ist die Amtszeit zu Ende«, antwortete Tommy.
    »Und wenn wir nicht genug finden?«, fragte Brand. »Wenn wir ganz nah an ihn rankommen, aber nicht nah genug? Dann kommt der Kerl schon wieder ungeschoren mit einem Mord davon und sitzt noch dazu in gehobener Position, um uns das Leben schwer zu machen.«
    Tommy hatte die ganze Zeit gewusst, dass Brand das vorschlagen würde: Lass die Sache durchsickern und puste Rusty die Lichter aus. Ein wenig Gerechtigkeit ist immer noch besser als gar keine. Brand neigte nach wie vor dazu, im Eifer des Gefechts den einfachsten Weg zu nehmen. Wahrscheinlich war Tommy auch mal so gewesen, wenn er ehrlich war, und zwar ohne eine ähnlich gute Entschuldigung. Brands Vater war tot an seinem Schreibtisch bei National Can zusammengesackt, als Brand acht war. Er hatte noch fünf Geschwister. Ihre Mutter tat, was sie konnte, wurde Hilfskraft an einer Schule, aber sie waren in einer seltsamen Existenz gefangen, wohnten in einem schönen Vorstadthaus, das mit Dads Hypothekenversicherung abbezahlt war, in einer Stadt, deren Lebenshaltungskosten sie sich nicht leisten konnten. In Brands Schule hatten alle anderen mehr als er - bessere Klamotten, Urlaube, Autos, Mahlzeiten. Heutzutage versuchte Brand sich oft als Gourmetkoch - er und Jody trafen sich einmal im Monat mit drei anderen Paaren und probierten Menüs aus, die sie in irgendwelchen Yuppie-Kochsendungen gesehen hatten. Vor ein paar Jahren hatte Tommy ihn mal ganz nebenbei gefragt, was sein Interesse an Essen

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