Der letzte Bissen
und windarmen Tagen immer noch auf einhundertzwanzig Stundenkilometer. Im Windkanal hätte die Kiste sicherlich den zweiten Platz gemacht, direkt hinter einer Schrankwand.
Bastian öffnete galant die Beifahrertür und ließ Sarah einsteigen. Die Batterie hatte Gnade mit ihm, der Wagen sprang sofort an.
Auf dem Weg zum Kurt-Schumacher-Platz informierte Bastian Sarah über alles, was ihm Willi verraten hatte. Allerdings verschwieg er den Namen seines Informanten, er sprach lediglich von einem »Bekannten«, der ihm noch einen Gefallen schuldig war.
Sarah hatte schweigend zugehört. Es fiel ihr schwer, Bastians Ausführungen zu folgen. Immer wieder dachte sie an den blonden Engel an Eberweins Seite.
Sie brauchten am Kurt-Schumacher-Platz nur wenige Minuten zu warten, bis ein Lkw mit der Aufschrift Deutsches Gemüse - frisch auf den Tisch aus einer der Seitenstraßen kam und Kurs auf den Ring nahm. Bastian wahrte einen Sicherheitsabstand und folgte dem Transporter.
Der Lkw fuhr auf die Autobahn Richtung Hamburg, blinkte allerdings schon an der ersten Abfahrt.
»Hennigsdorf. Marwitz. Die Strecke kenn ich. Hanna, besagte Lyrikerin, kauft in Marwitz ihr Geschirr bei Hedwig Bollhagen, das ist so eine kleine Manufaktur.«
»Ich finde das ziemlich dilettantisch, was wir hier treiben. Wir hätten drei oder vier Fahrzeuge für die Observation gebraucht oder dem Lkw einen Sender verpassen sollen.«
»Dafür war keine Zeit. Es ist ein Versuch. Wenn er in die Hose geht, Pech gehabt.«
Der Wagen vor ihnen bog von der Hauptstraße ab, der Verkehr wurde dünner und bald gab es nur noch den Lkw und sie. Bastian ließ dem Transporter so viel Vorsprung, dass sie nur noch so eben die Rücklichter erkennen konnten.
»Das war es dann«, meinte Sarah. »Der Fahrer wird nicht blöd sein und hin und wieder in den Rückspiegel schauen.«
Als sei das ein Kommando, schaltete Bastian die Scheinwerfer aus.
Sarah schrie auf. »Bist du wahnsinnig!«
»Ich kann ganz gut im Dunkeln sehen. Solange wir die Rücklichter vor uns haben, geht die Straße immer geradeaus. Außerdem fahren wir nur fünfzig.«
Sarah ergriff mit beiden Händen den Sicherheitsgurt und presste sich in den Sitz. »Die Nummer hier ist doch ein Witz!«
»Was ist los mit dir?«
Bastian blinzelte in die Dunkelheit, das Steuer fest im Griff. »Du bist so gereizt.«
Sarah zuckte mit den Schultern. »Wer ist der Kollege, mit dem du auf dem Revier aneinander geraten bist?«
»Ein Kinderficker.«
»Was?«
»Wir sind vor einigen Jahren bei den Ermittlungen in einem Mordfall auf einen Pädophilenring gestoßen, der abscheuliche Bilder ins Internet gestellt hat. So sind wir dem Kollegen auf die Spur gekommen. Als wir ihn festnahmen, hat er behauptet, er habe dienstlich recherchiert. Aber niemand konnte sich an einen dementsprechenden Auftrag erinnern.«
»Und der schiebt weiterhin Dienst?«
»Wir doch auch.«
Sarah empörte sich. »Das ist doch ganz was anderes.«
»Für manche Leute nicht.«
Der Lkw stoppte, Bastian hielt ebenfalls an. Entweder hatte sich der Fahrer verfahren oder er wollte sehen, ob ihm jemand gefolgt war. Nach langen fünf Minuten bog der Lkw in einen Feldweg ab. Bastian spähte in die Einfahrt des Feldwegs.
»Warum fährst du nicht weiter?«
»Wir dürfen ihnen nicht zu dicht auf die Pelle rücken. Die Übergabe interessiert uns ja nicht. Ich schlage vor, dass wir hier warten. Vielleicht haben wir Glück und beide Lkws kommen hier wieder raus.«
»Vielleicht gibt es noch andere Zufahrten und Wege.«
»Das Risiko müssen wir eingehen. Einverstanden?«
Sarah entspannte sich. »Das ist deine Aktion.«
Bastian parkte den Wagen so, dass man ihn vom Feldweg aus nicht sehen konnte, und schaltete den Motor aus. Da seine Kollegin offenbar schlecht gelaunt war und nicht besonders gesprächig, brachte er den Sitz in eine bequeme Haltung und schloss die Augen.
Im Traum saß er mit Sarah an einem festlich gedeckten Tisch in einem Restaurant, das Ähnlichkeiten mit der Artischocke hatte. Kerzenschein, Schmusesongs aus den Boxen, halb volle Champagnergläser. Er streichelte ihre Hand, sie lächelte verliebt zurück. Dann griff sie in ihre Handtasche, zog ein Kästchen hervor und schob es ihm zu.
»Für mich?«
»Ja, Schatz«, hauchte Sarah.
Bastians Finger spielten mit dem Kästchen. Er traute sich nicht, es zu öffnen.
»Das hat meinem Vater gehört. Ich möchte, dass du es ab jetzt trägst.«
Bastian kamen Tränen der Rührung. Behutsam öffnete er
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