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Der letzte Bissen

Der letzte Bissen

Titel: Der letzte Bissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo P. Ard
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nicht? Die Männer sind in drei Minuten tot.«
    Liebisch sah zu Sarah und ihr Blick war überzeugender als Bastians Worte. Er zog das Headphone zu seinem Mund.
    »Abbrechen! Sofort! Sprengsatz.«
    Das SEK trat den Rückzug an. Keine zwei Minuten später flogen ihnen die Steine um die Ohren. Die Druckwelle war gewaltig, die Helligkeit schmerzte in den Augen. Eine zweite Explosion folgte der ersten und die Fabrikhalle brach in sich zusammen. Befehle wurden gebellt, Feuerwehr und Krankenwagen alarmiert.
     
    Bastian saß sprachlos im Gras, Sarah hatte sich an ihn gelehnt, beide starrten auf die Flammen. Der Tod war eine abstrakte Angelegenheit, wenn man darüber sprach oder Leute in Fernsehfilmen sterben sah. Jetzt hatte sich der Tod bis auf sechs Minuten an sie herangepirscht, feige und hinterhältig. Bastian wurde flau im Magen, seine Innereien spielten verrückt, seine Gehirnzellen tanzten eine Polonaise. Da seine Beine sich weigerten, ihren Job zu tun, konnte er sich nur wegdrehen. Er erbrach sich.
    Sarah zog ihn von seinem Mageninhalt fort und bettete ihn auf die Seite. Mit der Linken hielt sie seine Hand, mit der anderen strich sie über sein Gesicht. Sie sagte nichts, lächelte ihn nur aufmunternd an. Bastian wurde warm ums Herz.
     

21.
     
    Es war weit nach Mitternacht, als sie das Präsidium erreichten. Unterwegs hatten Sarah und Bastian Liebisch berichtet, was vorgefallen war. Er hatte sie nicht unterbrochen, sondern kommentarlos zugehört. Nun wies er seinen Assistenten an, die beiden in sein Büro zu bringen.
    Unter den SEKlern hatte es einen Schwerverletzten gegeben, vier weitere waren mit leichten Verbrennungen in ein Krankenhaus gebracht worden. Das erfuhren Sarah und Bastian von dem ansonsten schweigsamen Assistenten.
    Die beiden hatten sich nichts mehr zu sagen, alle Messen waren gelesen. Sie waren müde, wollten nur noch ins Bett. Jeder in sein eigenes.
    Liebisch ließ sie eine halbe Stunde schmoren, dann trat er durch die Tür und komplimentierte seinen Adjutanten hinaus. Jetzt sah man ihm an, dass er sich der Pensionsgrenze näherte. Er wirkte ausgelaugt, zerschlagen, desillusioniert. Unter den Augen und unter den Fingernägeln machten sich schwarze Ringe breit.
    »Wer hat Ihnen den Auftrag gegeben, die Fabrik in die Luft zu sprengen?«
    »Bitte?« Sarah und Bastian tauschten einen verblüfften Blick.
    »Wie viel haben Sie dafür bekommen? Eine Gefriertruhe voller Rindersteaks oder nehmen Sie auch Bargeld?«
    Sarah stemmte die Hände in die Hüften. »Das ist doch nicht Ihr Ernst! Wir sind beinahe selbst draufgegangen und Sie beschuldigen uns der Täterschaft?«
    »Was haben Sie sonst da zu suchen gehabt? Von mir hatten Sie den Auftrag nicht, sich nachts im Zielobjekt aufzuhalten.«
    »Der Auftrag kam von mir!«
    Die drei drehten sich zur Tür. Unbemerkt waren Staatssekretär Eberwein und der stellvertretende Polizeipräsident Schröder in den Raum getreten.
    Eberwein hatte immer noch den Anzug an, den er auf der Vernissage getragen hatte. Er ging auf Liebisch zu und streckte ihm die Hand hin.
    »Ich bin Staatssekretär Eberwein, Innenministerium. Schön, dass wir uns mal kennen lernen, Herr Kriminalrat. Ich habe viel Gutes über Sie gehört.«
    Liebisch war zu verblüfft, um seine Hand wegzuziehen.
    Eberwein schüttelte sie ausgiebig. »Die beiden haben auf meine Anordnung gehandelt. Sie wissen, dass das Innenministerium nach § 26, Absatz 14 Polizeibeamte für außergewöhnliche Ermittlungen rekrutieren kann, auch ohne Wissen und Zustimmung der Dezernatsleiter.«
    Bastian warf Sarah einen fragenden Blick zu, die zuckte mit den Achseln.
    Eberwein machte eine Geste in Richtung des stellvertretenden Polizeipräsidenten, der aussah, als hätte man ihn erst vor fünf Minuten aus dem Bett geholt.
    »Die Polizeileitung hatte im Übrigen nichts dagegen, nicht wahr, Herr Schröder?«
    Schröder war nicht viel älter als Eberwein und hatte seinen Job wegen des richtigen Parteibuchs bekommen. Er galt als Streber, karrierebewusst und aalglatt. Er würde sich eher die Hand abhacken, als einem Staatssekretär zu widersprechen. Er befand, dass ein Nicken ausreichte. Bastian war sich sicher, dass Schröder später Liebisch gegenüber behaupten würde, ihm seien die Hände gebunden gewesen.
    Eberwein nahm unaufgefordert Platz. »Sie haben doch sicherlich nichts dagegen, wenn ich dem Gespräch beiwohne.«
    Gönnerhaft wies er Schröder einen Stuhl zu, doch der winkte ab. »Ich muss mich um die Pressemitteilung

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