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Der letzte Bissen

Der letzte Bissen

Titel: Der letzte Bissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo P. Ard
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das Kästchen. Von dem roten Samt, mit dem das Kästchen ausgeschlagen war, lachte ihm ein gut gepflegtes Gebiss entgegen.
     
    Benommen öffnete Bastian die Augen und orientierte sich. Sarah saß neben ihm und starrte in die Dunkelheit. Er schaute auf die Uhr. Er hatte eine halbe Stunde geschlafen.
    »Und? Was Schönes geträumt?«
    »Wie man’s nimmt!« Bastian rieb sich die Augen.
    Sarah stieß ihn an. Scheinwerfer näherten sich vom Feldweg her der Straße. Bastian griff hinter seinen Sitz und zog ein Nachtsichtgerät hervor.
    Sarah beobachtete die Bewegung mit Erstaunen. »Ach, so viel Zeit, im Präsidium vorbeizufahren, hattest du also doch.«
    »Ja«, sagte er, öffnete das Handschuhfach und deutete auf ihre Dienstwaffen. »Für alle Fälle.«
    Er stieg aus und legte sich ins hohe Gras gegenüber dem Feldweg. Ein Lkw kam näher und bog auf die Landstraße. Bastian hatte genug gesehen und stieg in den Wagen.
    »Das war der, dem wir gefolgt sind. An den nächsten hängen wir uns dran.«
    »Wenn einer kommt.«
    Sarah hatte die Worte noch nicht ganz ausgesprochen, als sie die Scheinwerfer sahen. Bastian wartete, bis der Lkw einen ausreichenden Abstand hatte, dann startete er den Motor und folgte.
    Der Abstand wurde immer größer. Bastian hatte Schwierigkeiten, die Rücklichter zu erkennen. Der Fahrer vor ihnen hatte es offenbar eilig.
    »Gib mir mal das Nachtsichtgerät«, sagte Bastian. Er nahm es, hob es vor die Augen und gab Gas.
    »O Gott, ich werde das nicht überleben«, stöhnte Sarah.
    Plötzlich gab es einen dumpfen Stoß. Sarah schrie auf. Der Wagen kam kurz in Schleudern, dann hatte Bastian die Lage wieder unter Kontrolle.
    »Was war das?«
    Bastian zuckte mit den Schultern. »Vielleicht ein Reh.«
    »Das arme Tier. Wollen wir nicht nachsehen?«
    »Das ist jetzt nicht dein Ernst, nicht wahr?«
    Unter anderen Umständen wäre Bastian sofort in die Eisen gestiegen und hätte das Tier in seinen Kofferraum geladen. Längst hatte er nicht alle Rezepte seiner Sammlung von Wildgerichten ausprobiert. Die Wildpopulation hatte sich in den letzten Jahren enorm vergrößert, denn es gab immer weniger Jäger. Seit dem Inkrafttreten der Prohibition hatten die entsprechenden Verbände dramatisch an Mitgliedern verloren. Offenbar machte es den Doktoren und Rechtsanwälten im grünen Dress keinen Spaß mehr, einfach nur auf das Wild zu ballern, wenn es hinterher nicht auch im eigenen Kochtopf landete, sondern den staatlichen Zoos oder der Müllverbrennungsanlage zugeführt werden musste. Dafür war die Zahl der Wilderer gestiegen. Bei der brandenburgischen Polizei gab es ein Dezernat, das sich ausschließlich mit Wilddieben beschäftigte.
     
    Nach zwanzig Minuten endete die Reise. Der Lkw fuhr auf eine Fabrik zu, in der Düngemittel hergestellt wurde. Zumindest stand dies auf dem Schild neben dem Eingang zu dem Firmengelände.
    Bastian parkte den Citroën und schnallte sich das Holster um. Fragend sah er Sarah an.
    Die wies auf ihr hautenges Kleid und ihre hochhackigen Schuhe. »Wie stellst du dir das vor? Soll ich mich so da ranpirschen?«
    »Du kannst mir Deckung geben. Für alle Fälle.«
    Sarah schüttelte den Kopf. »Wir sollten das Glück nicht herausfordern. Wir wissen nun, dass sich hier ein Lager des Bergmanns befindet. Wir können morgen wiederkommen und die Bande mit einem SEK hochnehmen.«
    »Ich will die Fabrik nicht stürmen. Ich will nur mal gucken, was da so läuft.«
    Sarah machte keine Anstalten, den Wagen zu verlassen.
    »Okay, dann bleib hier.«
    Bastian schnappte sich das Nachtsichtgerät und stieg aus, Sarah sah ihm missmutig nach, bis er in der Dunkelheit verschwunden war.
     

20.
     
    Ein Trafohäuschen gab Bastian Deckung, als er über den Werkzaun kletterte. Auf der anderen Seite ging Bastian in die Hocke. Plötzlich hörte er ein lautes Schnaufen. Er erwartete, dass sich im nächsten Moment ein Wachhund mit scharfen, weißen Zähnen auf ihn stürzen würde. Besorgt spähte er in die Dunkelheit. Da fiel sein Blick auf ein stacheliges Knäuel: Ein paar Meter entfernt von ihm trieb es ein Igelpaar. Fasziniert verharrte Bastian in der unbequemen Stellung, um die Liebenden nicht zu stören. Immer wieder machte sich das Weibchen los, boxte ihren Lover in die Seite, lief ein bisschen und ließ sich erneut besteigen.
    Endlich konnte Bastian seinen Blick von dem Igelkarussell lösen. Er zog sich diskret zurück, lief in geduckter Haltung näher an das Fabrikgebäude heran und ließ sich ins Gras

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