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Der letzte Bissen

Der letzte Bissen

Titel: Der letzte Bissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo P. Ard
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gesagt hätten, hätte ich einen anderen Fahrer genommen. Jetzt ist es zu spät.«
    »Ich weiß.«
    Wollweber wies auf eine Telefonzelle. »Da ist sie. Schauen Sie auf Seite 118 nach.«
    Samtlebe lenkte den Wagen an den Seitenstreifen, blickte sich sichernd um und betrat die Kabine.
    Wollweber fuhr mit der Hand über sein Kinn. Das war kein gutes Omen, wenn sein bester Mann um sein Leben fürchtete. Er tastete nach der DVD in seiner Jackentasche. Noch konnte er umkehren.
    Samtlebe kam zurück und reichte ihm einen Zettel. »Die Wegbeschreibung.«
    Der Kellner sah prüfend in sämtliche Spiegel. Eine Frau mit einem Kinderwagen überquerte die Straße, zwei Rentner schlichen den Bürgersteig entlang und erinnerten sich lachend an bessere Zeiten, drei türkische Kids verzierten eine Hauswand mit Graffiti. »Ich bin mir sicher, dass sie uns beobachten.«
    »Umso besser. Dann wissen sie, dass wir uns an die Abmachung halten.«
    Samtlebe gab Gas und glaubte, im Rückspiegel zu erkennen, dass die Frau in den Kinderwagen griff und ein Handy hervorholte.
    Aber sicher war er sich nicht.
     

62.
     
    Die Stelle, an der Bastian im Gras lag und mit einem Fernglas die Ruinen der Fabrik absuchte, war ihm bestens bekannt. Hier hatte er vor wenigen Tagen schon einmal gelegen. Ameisen und Käfer hatten das von ihm Erbrochene auf eine kleine, trockene Masse reduziert. Es kam ihm vor, als sei eine Ewigkeit vergangen, seit Sarah neben ihm gelegen und seine Hand gehalten hatte.
    Der Kollege Adrian hatte sich nicht getäuscht. Hinter dem Teil des Flachbaus, der die Explosion überstanden hatte, parkte ein Wagen. Das Nummernschild konnte Bastian nicht erkennen. Die Wand, auf die er schaute, war frisch verputzt, als habe man ein Fenster zugemauert.
    Bastian duckte sich tiefer ins Gras, denn ein Mann trat aus dem Bürogebäude und ließ seinen Blick über die Gegend schweifen. Der Mann trug Jeans, ein blaues ärmelloses T-Shirt und eine Maschinenpistole in der rechten Hand. Er schlenderte zu dem Wagen und entnahm dem Kofferraum eine Kühltasche.
    Bastians Magen knurrte und rief ihm in Erinnerung, dass seine letzte Mahlzeit aus einem Toast mit einer Scheibe Käseimitat bestanden hatte.
    Der Mann in Blau verschwand mit der Kühltasche in der Hand in dem Bürogebäude.
    Bastian spürte, wie etwas seinen Rücken traf. Im gleichen Augenblick bemerkte er ein paar Tauben, die über den Trümmern der Fabrik kreisten. Ein Vogelschiss auf seinem Sakko hatte ihm gerade noch gefehlt. Er tastete seinen Rücken ab, fand allerdings keine nasse Stelle.
    Jetzt landete ein kleines Steinchen neben seinem Kopf. Bastian drehte sich um, die Pistole fest im Griff.
    Ein paar Meter hinter ihm lag Sarah und winkte ihm zu. Bastian nickte und sie robbte heran.
    Noch aus Liebischs Büro hatte er Sarah angerufen und ihr von den Beobachtungen des Streifenpolizisten berichtet. Er hatte nicht geglaubt, sie umstimmen zu können, er wollte nur, dass jemand wusste, wo er war. Für den Fall der Fälle.
    Sarah hatte nach Bastians Anruf ihr Spiegelbild befragt und alle Gründe aufgelistet, die dagegen sprachen, sich mit ihm auf ein neues Abenteuer einzulassen. Sie hatte keinen Widerspruch gehört. Allerdings hatte sie sich während des Monologs flache Schuhe angezogen, ihre Pistole aufmunitioniert und eine Jacke bereitgelegt.
    Zehn Minuten nach Bastians Anruf war sie in ein Taxi gestiegen und hatte den Fahrer mit einer Tour an den Stadtrand Berlins glücklich gemacht. An der Straße, die zu chemicalindustrial productions führte, hatte sie sich absetzen lassen.
    »Tut sich was?«, fragte sie, als sie Bastian erreicht hatte.
    Bastian ließ sich nicht anmerken, dass ihn Sarahs Auftauchen freute. »Ja, aber ich weiß nicht, was. Ich habe einen Mann mit einer Maschinenpistole gesehen. Wahrscheinlich sind noch mehr Leute in dem Gebäude.«
    »Gibt es einen Hinweis, dass sie Boris Wollweber hier gefangen halten?«
    »Nicht wirklich, aber es wäre keine dumme Idee. Jeder geht davon aus, dass der Bergmann die Ruine aufgegeben hat.« Er reichte ihr das Fernglas. »Und an der Wand ist ein Fenster zugemauert worden, offenbar erst vor Kurzem.«
    Sarah spitzte die Ohren. »Da kommt ein Auto!«
    Sie machten sich flach wie Flundern. Ein Sportwagen fuhr auf den Hof und hielt vor dem Eingang der Büroruine.
    Der Mann mit der Maschinenpistole erschien in der Tür und ging auf den Wagen zu.
    Der Fahrer ließ sich Zeit mit dem Aussteigen. Sarah und Bastian erkannten ihn in dem Augenblick, als er dem

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