Der letzte Bissen
Mann mit der MPi die Hand zur Begrüßung reichte. Bei dem Besucher handelte es sich um Anwalt Harder.
Kaum waren alle in den Ruinen verschwunden, verließen Bastian und Sarah ihren Beobachtungsposten und schlichen näher an das Gebäude heran. Hinter einer halb eingefallenen Mauer gingen sie erneut in Deckung. Von hier aus hatten sie direkte Sicht auf den Eingang des ehemaligen Bürotraktes.
Kurz darauf trat ein weiterer Mann aus dem Gebäude, einen Blecheimer in der ausgestreckten Hand. Er lief direkt auf das Versteck von Sarah und Bastian zu und kippte mit leicht angeekeltem Gesicht den Eimer aus. Dann verschwand er wieder.
»Die drei werden nicht in einen Eimer pinkeln, wenn sie es an jeder Ecke tun könnten. Das kann doch nur eins bedeuten...«
»... da drinnen ist Boris Wollweber.« Sarah stieß Bastian mit dem Ellbogen an. »Du hattest den richtigen Riecher, Partner!«
»Partner?«
Sie lächelte. »Ich werde doch nicht zulassen, dass sie dir allein einen Lorbeerkranz aufs Haupt stecken. Ich will auch einen.«
Erneut vernahmen sie die Geräusche eines sich nähernden Wagens. Auch der Anwalt hatte sie gehört und stellte sich vor das Haus. Kurz darauf rollte Wollwebers Limousine auf den Hof.
Der Anwalt sah seinen Besuchern mit verschränkten Armen und ernstem Gesicht entgegen. Er wartete, bis Samtlebe Günther Wollweber in seinen Rollstuhl gehoben hatte, dann ging er auf die beiden Männer zu.
»Tut mir leid, dass ich Sie in dieser ungastlichen Umgebung empfangen muss.«
Er streckte Wollweber die Hand zur Begrüßung hin, aber der verweigerte die Annahme.
»Wir haben uns an die Abmachung gehalten. Sie auch?« Wollweber sah sich misstrauisch um.
»Natürlich. Es sind lediglich zwei Männer zur Bewachung hier. Übrigens, Kompliment für die Leberwurst. Sie hat mir ausgezeichnet geschmeckt.«
Der Alte im Rollstuhl verzog keine Miene.
»Herr Wollweber, nehmen Sie das alles nicht persönlich. Es geht doch immer nur ums Geschäft.«
»Dann lassen Sie uns zum Geschäftlichen kommen. Wo ist mein Sohn?«
»Wo ist der Film?«
»Ich will erst sehen, dass ihm nichts passiert ist. Dann bekommen Sie den Film.«
Harder pfiff durch die Zähne. Der Mann mit der Maschinenpistole erschien im Türrahmen.
»Bring ihn her!«
Sarah und Bastian starrten gebannt auf das Geschehen, das nur wenige Meter vor ihnen stattfand.
»Film. Was für ein Film?«, flüsterte Sarah.
»Es muss um diese Erpressung gehen.« Bastian kratzte sich am Kinn. »Liebisch hat mir doch erzählt, dass Wollweber die Regierung unter Druck setzt.«
Sie beobachteten, wie die beiden Bewacher Boris Wollweber aus dem Gebäude führten. Von der Sonne geblendet, hielt sich der Junior die Hand vor die Augen, schien ansonsten unversehrt.
Im nächsten Moment spürte Bastian den kalten Lauf einer Pistole in seinem Nacken. Aus den Augenwinkeln sah er, dass Sarah das gleiche Schicksal ereilte.
Der Mann, der neben Sarah hockte, hielt den Zeigefinger vor den Mund. Bastian erkannte, dass es Liebisch war, und seufzte im Stillen auf. Vorsichtig drehte er sich um. Hinter ihnen waren ein halbes Dutzend Polizisten in Deckung gegangen. Sie trugen Gesichtsmasken, schusssichere Westen und schwarze Kleidung.
Liebisch signalisierte, dass Sarah und Bastian sich gemeinsam mit ihm zurückziehen sollten. Die beiden befolgten, auf allen vieren kriechend, den Befehl.
»Wo kommen die denn her?«, flüsterte Bastian. Als Sarah nicht antwortete, wurde ihm klar, was das zu bedeuten hatte. »Du hast Liebisch Bescheid gesagt!«
Liebisch ermahnte Bastian mit einem strengen Blick.
Endlich waren sie weit genug von der Ruine entfernt. Hinter den Resten einer Mauer richteten sie sich auf.
Der Kriminalrat zog Sarah und Bastian nahe zu sich heran. »Das ist jetzt unser Job. Sie bleiben hier und rühren sich nicht von der Stelle.« Er winkte einen Polizisten herbei und wies auf die beiden.
Der Mann nickte und zog seine Pistole. Ehe Bastian oder Sarah protestieren konnte, war Liebisch schon wieder verschwunden.
Günther Wollweber umarmte seinen Sohn. »Geht es dir gut?«
»Ja. Alles okay.«
Der Maschinenpistolenmann zerrte Boris wieder von seinem Vater weg. Samtlebe machte einen Schritt nach vorn, aber sofort richtete der zweite Bewacher seine Waffe auf ihn.
Harder trat an Wollweber heran. »Jetzt möchte ich den Film!«
»Danach können wir fahren?«
Der Anwalt nickte.
Wollweber griff in die Tasche seines Sakkos und förderte die DVD zu Tage. »Das Original. Ersparen
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