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Der Letzte Bus Nach Woodstock

Der Letzte Bus Nach Woodstock

Titel: Der Letzte Bus Nach Woodstock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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Direktor des Lonsdale College gewesen und seit dem Sommer emeritiert war. Sein Name war Tompsett. Seine Freunde, die dem Vernehmen nach nicht sehr zahlreich sein sollten, nannten ihn bei seinem Vornamen Felix. Die beiden Männer, die mit ihm zusammen gekommen waren, der eine hager und bärtig, Ende Zwanzig, der andere ein Mann mit freundlichem, offenem Gesicht und Brille, schätzungsweise 45, wollten beide einen Gin mit Tonic.
    »Drei Gin mit Tonic!« Tompsett hatte eine scharfe, befehlsgewohnte Stimme, und Gaye konnte sich gut vorstellen, daß er die Hausburschen im College ganz schön herumgescheucht hatte.
    »Ich hoffe, daß es Ihnen bei uns gefallen wird, Melhuish, mein Junge.« Tompsett legte schwer seine Hand auf die Schulter des jüngeren der beiden Männer. Bald waren alle drei in eine lebhafte Unterhaltung vertieft. Gaye hätte ihnen gern ein bißchen zugehört, mußte sich aber um eine Gruppe amerikanischer GIs kümmern, die sie, kaum daß sie hereingekommen waren, mit Fragen nach dem Bier und dem Essen bestürmten und wissen wollten, wie denn das mit dem Mord gewesen sei. Zum Schluß kam natürlich wie üblich die Frage nach ihrer Privatadresse. Sie konnte Amerikaner gut leiden und nahm es ihnen nicht weiter übel. Das Zapfen nahm einige Zeit in Anspruch, da aus dem Bierhahn wieder einmal mehr Schaum als Flüssigkeit kam. Gaye bemerkte, daß am anderen Ende der Theke der bebrillte Begleiter Professor Tompsetts offenbar darauf wartete, etwas zu bestellen.
    »Ich bin hier gleich fertig, Sir.«
    »Ich habe Zeit.« Er lächelte ihr zu, und sie sah in seinen dunklen Augen etwas wie Interesse aufblitzen. Sie beeilte sich, bei den kumpelhaften Amerikanern abzukassieren.
    »So, da wäre ich.«
    »Für uns drei dasselbe wie eben, bitte.« Gaye blickte ihn aufmerksam an. Sie hoffte, er würde noch etwas sagen, denn er sprach den weichen Dialekt der Leute aus Gloucestershire, den sie so mochte. Leider schwieg er, doch sie blieb trotzdem in seiner Nähe und nahm sich noch einmal die Martinigläser vor.
    Die Amerikaner streckten in gespielter Verzweiflung die Arme nach ihr aus: »Du kannst uns doch hier nicht so allein lassen, Schätzchen.« Gaye reagierte nicht darauf. Sie hatte nur Augen für den Mann aus Gloucestershire.
    »… hat es nicht mal für nötig gehalten, zu meiner Antrittsvorlesung zu kommen, obwohl ich zufällig weiß, daß er zu dieser Zeit in Oxford war«, beklagte sich der junge Hagere mit dem Bart. »Wie finden Sie das, Peter?«
    »Ach, nehmen Sie es ihm nicht zu krumm, Melhuish. Wir sind doch alle mehr oder weniger sowieso nur an dem interessiert, was wir selbst zu Papier bringen, und fast die ganze Zeit damit beschäftigt, uns einzureden, wie toll das sei, was wir fabriziert haben.«
    Tompsett stimmte Peter mit dröhnendem Lachen zu und nahm einen tiefen Schluck aus seinem Glas. »Schon mal hiergewesen?« wandte er sich an den Mann mit Bart.
    »Nein. Heute zum erstenmal. Es gefällt mir.«
    »Ja, ja. Erfreute sich auch allgemeiner Beliebtheit. Aber der Ruf wird wohl jetzt etwas angekratzt sein. Hatten letzte Woche einen Mord hier. Scheußliche Sache.«
    »Ich habe davon gelesen.«
    »Junge Blondine. Gleich hier draußen auf dem Hof vergewaltigt und ermordet. Die Zeitungen haben behauptet, sie sei ziemlich hübsch gewesen.«
    Melhuish war erst vor kurzem zum Fellow des Lonsdale College ernannt und somit in den inneren Führungskreis aufgenommen worden. Er war intelligent und strebsam. In den letzten Wochen war er ausschließlich von dem einen Wunsch beseelt gewesen, nur ja alles richtig zu machen. An diesem Abend hatte er zum erstenmal das Gefühl, als gehöre er wirklich dazu.
    »Läßt sich denn, wenn das Opfer tot ist, überhaupt eindeutig feststellen, ob tatsächlich Vergewaltigung vorliegt?«
    Tompsett leerte sein Glas. »Die Polizei behauptet, ja. Aber ich bin, was Vergewaltigung angeht, sowieso immer erst einmal skeptisch.«
    Melhuish war glücklich, auch etwas zur Unterhaltung beisteuern zu können. »Schon Konfuzius sagt ja: Frau mit Rock hoch läuft schneller als der Mann mit Hose runter.«
    Tompsett und der Mann mit Brille lächelten höflich, doch Melhuish wußte sofort, daß er etwas Falsches gesagt hatte. Wie hatte er sich nur so hinreißen lassen können! Es war absolut unpassend gewesen. Und anbiedernd.
    »Bin da ganz Ihrer Meinung, Melhuish«, hörte Gaye die laute Stimme Tompsetts. Offenbar wollte er den jungen Mann nicht im Kalten stehenlassen. So viel Taktgefühl hätte sie ihm

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