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Der Letzte Bus Nach Woodstock

Der Letzte Bus Nach Woodstock

Titel: Der Letzte Bus Nach Woodstock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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bei einer Versicherungsgesellschaft. Town &Gown .«
    Newlove schüttelte den Kopf. »Vielleicht sind wir uns schon mal über den Weg gelaufen. Aber kennen tue ich sie nicht, und den Namen habe ich noch nie gehört.«
    »Sie haben ihr nicht zufällig geschrieben?«
    »Nein, wieso sollte ich – wenn ich nicht einmal weiß, wer sie ist?«
    Morse kaute an seiner Unterlippe. »Schreibt außer Ihnen sonst noch jemand mit Ihrer Maschine?«
    »Das kann ich nicht so genau sagen, aber möglich wär’s schon, daß der eine oder andere hereinkommt, um kurz mal etwas zu tippen. Ich schließe meist nicht ab, es sei denn, ich habe Examensarbeiten hier liegen.«
    »Heißt das, Sie lassen gewöhnlich alle Türen offenstehen, so daß jeder, der will, hier hereinschneien und sich ganz nach Wunsch bei Ihnen bedienen kann – Ihrer alkoholischen Vorräte, der Bücher und auch der Schreibmaschine?«
    »Ganz so, wie Sie es darstellen, ist es nun auch wieder nicht.«
    »Dann erklären Sie es mir.«
    »Also, von jeder, der will kann keine Rede sein. Wenn, dann handelt es sich höchstens um ein paar der hiesigen Fellows.«
    »Können Sie da Namen nennen?«
    »Nun, Melhuish zum Beispiel. Er ist noch nicht lange bei uns. Der schaut manchmal vorbei, borgt sich auch ab und zu etwas aus …«
    »Wer noch?«
    »Ein Dutzend andere. Es lohnt wirklich nicht, die alle einzeln aufzuzählen.«
    »Und ist Ihnen aufgefallen, ob einer Ihrer hm – Besucher besonderes Interesse für Ihre Schreibmaschine gezeigt hat?«
    »Nicht daß ich wüßte.«
    »Hat nicht sowieso jeder hier eine Maschine für sich – entweder vom College oder privat?«
    »Ja, ich vermute, schon.«
    »Da gibt es ja eigentlich nicht viel zu vermuten, oder?«
    »Nein, eigentlich nicht.«
    »Sie haben also keine Idee, wer die Maschine benutzt haben könnte?«
    »Ich bin Ihnen keine große Hilfe, ich weiß, aber …«
    Morse wechselte abrupt das Thema. »Kannten Sie Mrs. Crowther?«
    »Ja.«
    »Sie haben gehört, daß sie tot ist?«
    »Ja«, sagte Peter leise.
    »Auch, daß Bernard Crowther im Krankenhaus liegt?« Newlove nickte. »Sie beide sollen ziemlich enge Freunde sein …« Newlove nickte erneut. »Ich habe heute morgen sein Zimmer hier durchsucht, oder, wenn Sie es drastisch ausdrücken wollen, bei ihm herumgeschnüffelt. So etwas gehört unter anderem auch zu meinen Aufgaben – nicht daß ich es besonders gern täte.«
    »Ich verstehe«, sagte Newlove.
    »Das wage ich zu bezweifeln, Sir«, erwiderte Morse unwirsch.
    »Hat Crowther oft hier bei Ihnen gesessen?«
    »Ja, ziemlich.«
    »Wenn er sich etwas ausleihen müßte, würde er dann zu Ihnen kommen?«
    »Sie meinen, bevor er zu jemand anderem ginge?«
    »Ja.«
    »Ich glaube, schon.«
    »Wußten Sie, daß die Schreibmaschine in seinem Zimmer unbenutzbar ist? Es ist nicht mal ein Farbband drin.«
    »Nein, das ist mir neu«, log Peter.
     
    Nachdem er Morse am Lonsdale College abgesetzt hatte, fuhr Lewis weiter zum Gesundheitszentrum Summertown, Banbury – Ecke Marston Ferry Road. Er verstand nicht ganz, wozu Morse die Unterlagen jetzt noch brauchte, aber offenbar hielt er sie für äußerst wichtig, denn er hatte großen Wert darauf gelegt, daß sie noch heute abgeholt wurden. Irgend etwas schien den Inspector plötzlich wieder zu außerordentlicher Aktivität anzuspornen. Aber es sah so aus, als ob ihm das Element des Spielerischen, das seinem Vorgehen zu Beginn der Ermittlungen angehaftet hatte, inzwischen verlorengegangen sei. An seine Stelle war eine grimmige Unerbittlichkeit getreten, die Lewis manchmal fast erschreckte.
    Das Zentrum befand sich in einer ehemaligen Villa, einem der großen Klinkerbauten mit schönen Proportionen, wie sie sich einige der wohlhabenderen Bürger Oxfords in der viktorianischen Ära an der Banbury Road hatten errichten lassen. In das Innere gelangte man über eine breite, weißgestrichene Veranda. Lewis wurde erwartet und bereits nach wenigen Minuten zu dem Seniorpartner der von mehreren Ärzten gemeinschaftlich betriebenen Praxis vorgelassen.
    »Hier sind die Berichte und Befunde, die Sie erbeten haben, Sergeant.« Dr. Green übergab Lewis eine schmale Akte.
    »Und da ist auch alles drin, Sir? Inspector Morse legt größten Wert darauf, daß die Unterlagen wirklich vollständig sind.«
    Dr. Green räusperte sich unbehaglich. »Nun, äh … das einzige, was fehlen könnte, wäre der äh … Bericht über eine äh … möglicherweise zwischen mir und Miss Kaye geführte Unterhaltung über das äh

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