Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der letzte Code - ein Roman über die Geschichte der Zivilisation

Der letzte Code - ein Roman über die Geschichte der Zivilisation

Titel: Der letzte Code - ein Roman über die Geschichte der Zivilisation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schneider
Vom Netzwerk:
Feuerstein. Er zersprang in mehrere Stücke. Die Männer lachten wieder. Doch einer kam ihm zu Hilfe. Es war der Anführer, der ihm zeigte, wie der Schlag des Hammersteins richtig anzusetzen war.
    „ !!AOO!! “, riefen die Männer anfeuernd, als Tamas es erneut versuchte. Diesmal gelang es. Er hatte einen Stein mit einer klingenähnlichen Seite. Er musste ihn noch weiterbearbeiten, damit er ihn auch gut anfassen konnte.
    Immerhin, keiner lachte mehr über den Verrückten, der sinnlos auf Steine hieb. Der Mann, der die ganze Zeit hinter der Gruppe hergegangen und -gelaufen war, war doch kein Versager, den man irgendwann ausschließen musste. Sie nickten Tamas aufmunternd zu.
    Auf die Bäume
    Ganz in der Nähe war plötzlich das Gebrüll eines großen Raubtieres zu hören. Die Dämmerung senkte sich, schwarze Wolken zogen auf. Nichts war gefährlicher für die Zweibeiner als die Dunkelheit. Die Mitglieder der Sippe kletterten schleunigst auf Uferbäume, die sie zuvor als Schlafplatz ausgesucht hatten. Es war höchste Zeit, denn die Nacht brach binnen Minuten herein. Von den Bäumen waren sie vor einigen Millionen Jahren heruntergestiegen, dachte Tamas. In der hereinbrechenden Nacht kehrten die Zweibeiner in den Schutz der Baumkronen zurück. Der Mond war zwischen zwei schwarzen Wolkenbergen zu sehen und tauchte die Umgebung in silbernes Licht.
    Aus höher gelegenen Astgabeln war leises Getuschel zu hören. Zischende Laute der Mütter, die ihre Kinder warnten, nicht zu viel Lärm zu machen, keine Spiele mehr in den Baumkronen und Astgabeln.
    Größte Vorsicht war angesagt, dachte Tamas. Die Fähigkeiten der äffischen Vorfahren waren zum Teil noch vorhanden, das Klettern, Springen, Sichzurechtfinden in den Gipfeln, das Balancieren auf biegsamen Ästen. Aber was passierte, wenn einer das Gleichgewicht verlor? Ein Sturz zwischen brechenden Ästen hindurch in die dunkle Tiefe wäre die Folge. Er würde es bestimmt nicht mehr schaffen, sich mit seinen im Vergleich zu den Affen kurzfingrigen Händen irgendwo festzuhalten. Noch nie hat er von seinen äffischen Verwandten gehört, dass einer vom Baum gefallen wäre.
    Schläfrig blinzelte er, rückte sich in der Astgabel zurecht. Er spürte, wie ihn Müdigkeit überwältigte. In seiner Vorstellung tauchte das Bild des Mondmädchens auf. Das Mondlicht und die davorziehenden Wolken ließen ein unruhiges Schattenspiel entstehen.
    Eine Bewegung am jenseitigen Ufer des Flusses riss ihn aus seinen Gedanken. Eine Tierherde? Menschen, die aus dem Schatten kamen und noch einen Schlafplatz für die Nacht suchten?
    Tamas richtete sich, wieder hellwach geworden, in seiner Astgabel auf. Er meinte, eine weibliche Gestalt zu erkennen, etwas abseits der anderen. Als würde sie, genau wie er, nicht wirklich dazugehören. Einsam und wie ausgestoßen.
    „Mond!“ Sie musste es sein! Sie hatte ihn in diesen Abschnitt des Spiels gelockt! Er wollte sie unbedingt sehen!
    „Bist du es, Kinderhüterin?“
    „ !!Schaa!! “
    Sein Gebrüll erregte Aufmerksamkeit und Ärger in seiner Gruppe.
    „ !!Sch!! “ – „Halt’s Maul!“, hieß das.
    Im unruhigen Schattenspiel, das das Mondlicht mit Büschen und Bäumen trieb, meinte er zu erkennen, wie sich die Frau zum Wasser hinunterbeugte, um mit den Händen Wasser zu schöpfen. Bewegten sich nicht bereits die kaum sichtbaren Kräuselwellen im Wasser?
    „Mondmädchen!“
    Ein Donnerschlag ließ die Erde erzittern. Im grellen Schein eines aufzuckenden Blitzes war er geblendet. Ein Kind schrie vor Entsetzen auf. Eine Frau beruhigte es mit leisen Zischlauten. Tamas verließ seinen Platz in der Astgabel, schob sich heraus aus dem Blätterdach, um besser die andere Seite des Baches überblicken zu können. „Hallo!“, schrie er, so laut er konnte. Er konnte nichts erkennen. Der Mond war hinter den Gewitterwolken verschwunden.
    Der nächste Donner zerriss die Luft direkt über dem Ufer. Ein Blitz, ungleich stärker als der erste, fuhr in einen benachbarten Baum. Tamas erkannte im Bruchteil einer Sekunde, dass drüben niemand war. Seine Sinne, sein Wunsch, das Mädchen zu sehen, hatten ihm einen üblen Streich gespielt.
    Nun geschah alles gleichzeitig. Tamas, der zu weit auf den Ast hinausgekrochen war, verlor den Halt und stürzte. Aus dem benachbarten Baum schossen Flammen heraus. Im Nu brannte er lichterloh und setzte das trockene Gehölz in Brand. Tamas spürte im Fallen, wie Äste und das hartblättrige Tamariskengebüsch am Fuße seines Schlafbaumes

Weitere Kostenlose Bücher