Der letzte Code - ein Roman über die Geschichte der Zivilisation
für dieses Mal erfüllt.“
„Mahasati, ich danke dir. Dass wir zu spät kamen, ist nicht deine Schuld. Ich bitte dich, bleibe bei uns. Wir wollen meinem Volk weiter nach Süden folgen.“
„Es war mir eine Ehre und Freude zugleich, Euch den Weg zu weisen. Doch nun muss ich fort.“
Die Augen hinter dem Beduinentuch blickten Tulu unverwandt an. Ihm wurde seltsam zumute. Kannte er diese Augen? Hatte er diese Worte nicht früher gehört.
„Warum, Mahasati?“
„Ich kann nicht frei entscheiden.“
„Wer bist du?“
Tulus Herz begann, heftig zu klopfen.
Sie nahm das Gesichtstuch fort.
Jetzt erkannte er sie!
„Mond, mein Mondmädchen!“
Beide sprangen von ihren Reittieren, gingen aufeinander zu und umarmten sich. Er küsste sie viele Male, ihren Mund, ihre Augen, streichelte ihre Haare.
„Dass ich dich getroffen habe!“
Sie erwiderte seine Zärtlichkeiten. Dann stieß sie ihn sanft von sich. „Wir müssen uns trennen, Lieber.“
„Nein! Jetzt nicht, ich würde vor Sehnsucht vergehen!“
„Lebe wohl. Meine Geschichte geht in einem anderen Teil der Welt zu einer anderen Zeit weiter. Doch wir werden uns wiedersehen, ich weiß es!“
Sie küsste ihn ein letztes Mal, schwang sich auf ihr Kamel und war in der vor Hitze flimmernden Ebene verschwunden.
„Mondmädchen!“ Tulus Ruf verhallte ungehört.
„Hast du gewusst, wer unser Führer war?“, fragte er den Falken, der auf einem Ast der Tamariske vor der Stadtmauer saß.
„Das war nicht schwer zu wissen.“
„Wieso?“
„ Mahasati ist ein selten gebrauchtes arabisches Wort für Vollmond .“
// DER SIEG DER KAMPFMASCHINEN //
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Die Römer wurden mit ihrem starken Eroberungswillen, mit großer Disziplin im bestens funktionierenden Militär zu den Herren der damaligen Welt. Die straff organisierten Mannschaften der römischen Legionen in ihren metallbelegten Lederpanzern besetzten im Laufe von mehreren Hundert Jahren alle Länder rund um das Mittelmeer. Das begann ab dem 4. Jahrhundert vor Christus. Ohne die Kampfkraft und die Waffentechnik, ohne Schwerter, Schilde, Wurfmaschinen, Pfeilgeschosse und Streitwagen wäre es nicht möglich gewesen, ein solches Riesenreich aufzubauen, das erst im 3. Jahrhundert nach Christi Geburt zu bröckeln begann. Auch nicht ohne den Lohn in Form von Gold, Silber und Landgütern, der den Tapfersten und Erfolgreichsten nach einem gewonnenen Feldzug winkte.
Es waren Profis, zum Teil Söldnerheere, deren Lebensinhalt der Krieg war. Warum sonst wären sie in mehreren Feldzügen gegen Karthago und andere afrikanische Regionen in voller Montur durch die glühend heiße Wüste marschiert, um ein Volk zu besiegen, mit dem sie bisher Handel getrieben hatten? Das Volk der Garamanten, nach Dürrezeiten und Hungersnöten geschwächt, hatte wie so viele andere Völker keine Chance. Es wurde viel Blut vergossen beim Kampf um Garama, der etwa zur Zeit von Christus stattfand. Viele wurden getötet, manche gerieten in Gefangenschaft und wurden als Sklaven nach Rom geschafft. //
Heil euch, ihr Söhne der Wüste!
Tulu und seine Krieger waren zu spät gekommen, die Stadt war bereits zum größten Teil zerstört. Er wurde zusammen mit anderen Männern, denen die Flucht nicht rechtzeitig gelang, gefangen genommen und in Ketten gelegt. Entsetzt wurde er Zeuge davon, wie sein Falke hoch über ihm vom Pfeil eines Söldners getroffen wurde. Ein schriller Schrei durchschnitt die Luft. Der Falke flatterte wild, versuchte, sich in der Luft zu halten. Vergebens. Als schwarzer taumelnder wirbelnder Punkte stürzte er ab und wurde von der gleißenden Hitzeschicht über dem Sand verschluckt.
„Eftigh!“, schrie Tulu und zerrte an seiner Kette.
Doch es kam keine Antwort mehr.
Betäubt vor Schmerz hatte Tulu dann den Zug der Gefangenen mitgemacht, alle aneinandergekettet durch die Wüste, dann mit der Galeere nach Rom.
Wie aus anderen fernen Welt hörte Tulu den Jubel der Massen, als er mit den anderen Gefangenen, eingesperrt in hölzernen Käfigen, durch die Straßen Roms gekarrt wurde.
„Heil euch, ihr Söhne der Wüste!“, schrien die Zuschauer. „Endlich frisches Menschenfutter für die Märzfestspiele! Einen Wüstenkönig haben wir noch nie in der Arena kämpfen sehen! Kämpft tapfer, ihr Wüstensöhne! Vielleicht könnt ihr euer Leben retten!“
„Was sollen wir tun?“, wandte sich ein Mitgefangener an den Königssohn. Tulu wusste keine Anwort. Er wollte nur noch weg hier. RAUS.
„Sie
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