Der letzte Code - ein Roman über die Geschichte der Zivilisation
gewesen!
Sein Mondmädchen, das er liebte! Warum zeigte sie sich nicht mehr? Er hatte solche Sehnsucht nach einem neuen Zeichen von ihr. Ach mein Mondmädchen, wo bist du? Du hast mir früher geholfen, wenn ich dich brauchte. Bitte komm, ich rufe dich!
Sein Ruf schallte ohne Echo durch die rot beleuchteten Gänge. „Mein Mond…mäd...chen!
Vor Gott sind alle Menschen gleich
Tulu stieß in einer Nische auf eine Versammlung ernster Männer. Sie, die vielleicht schon morgen in der Arena ihr Leben lassen würden, saßen auf dem Boden und lauschten den Worten eines Gladiators, der schon eine Weile dabei war und viele Kämpfe überstanden hatte.
„Ich habe diesen Mann mit eigenen Augen gesehen, habe gehört, was er sagte“, berichtete der Gladiator. „Er war ein Prediger und zog schon seit Jahren mit ein paar Leuten durch die Wüste Palästinas. Alle Menschen seien Gottes Kinder, behauptete er. Er als Gottes Sohn sei berufen, diese Wahrheit zu verkünden.“
„Was für ein Spinner!“, rief einer der Kämpfer aus.
Die Frohe Botschaft
Es komme nicht darauf an, behauptete der Prediger, ob einer Macht habe oder nicht, ob einer Kaiser sei oder Sklave, reich oder arm, adlig oder der Letzte in der Rangfolge, vor dem einzigen Gott wären sie alle gleich, denn seine Liebe sei unendlich.
„Uns liebt er jedenfalls nicht“, warf ein Mann ein, der ganz hinten im Schatten saß. „Sonst ließe er uns nicht so verrecken!“
„Auch der größte Schmerz in der Welt hat einen Sinn. Wir mögen das nicht gleich durchschauen, doch auch das Unglück der Weinenden, die Angst der Verfolgten, die Pein der Leidenden werden die Menschen, die das alles ertragen müssen, selig machen und sie werden einst das Himmelreich erlangen. Die Menschen, so hörte ich von vielen erzählen, bevor man mich hier zum Gladiator machte, hörten diese Botschaft des Jesus von Nazareth begierig. Sie drang tief in ihre Seelen. Sie erkannten in dem Sohn des Zimmermanns den Messias, auf den sie so lange gewartet hatten. Noch niemals hatte ihnen ein Priester etwas von göttlicher Gnade erzählt, die allen zuteilwerde; von allumfassender und verzeihender göttlicher Liebe. Liebet eure Feinde, lehrte der Mann, tut denen Gutes, die euch hassen, segnet die, die euch fluchen, betet für die, die euch beschimpfen. Dem, der dir auf die Wange schlägt, halte auch die andere hin, und dem, der deinen Mantel wegnimmt, gib auch noch den Rock. Es kommt nicht auf die Gerechtigkeit an, sondern auf die Gnade!“
„Es reicht!“, rief Tulu, der längst in den Kreis der Zuhörer getreten war. „Ich will von diesem Unsinn nichts mehr hören!“
„Lass ihn weitererzählen“, forderten andere.
„Soll ich, der ich alles verloren habe, was mir lieb und teuer war, der ich vom König zum Sklaven wurde, auch noch das Letzte geben, mein armseliges Leben? Und das nur, weil es die wirre Lehre eines Wanderpredigers verkündet?“
„Das sollst du natürlich nicht“, sagte der Erzähler. „Du sollst nur verstehen, dass ohne Glaube, dass ohne Liebe alles ziemlich sinnlos ist. Der Wanderprediger sprach von einem wunderbaren Weg für die Menschen, einem Weg voller Liebe und Glaube an Gott, der Berge versetzen kann. Die Leute, vor denen er sprach, waren verzaubert von dieser Botschaft: ein göttlicher Vater, der für alle da ist. Dieser Gott ist einzig und unsichtbar. Von ihm hatten die Juden, unter denen Jesus gelebt und gepredigt hat, stets gelehrt.“
„Woher weißt du das alles, Bruder?“
„Weil ich dabei war.“
„Du warst ein Anhänger dieses Wanderpredigers?“
„Damals als Christus, der Gesalbte, wie er genannt wurde, durch das Land zog, noch nicht. Ich war römischer Soldat im besetzten Land Palästina. Ich war bei der Stadtwache von Jerusalem, ich war als Wachmann bei seiner Hinrichtung dabei.“
„Haben sie diesen Jesus aufgehängt?“
„Schlimmer, sie haben ihn ans Kreuz geschlagen – die höchste aller Strafen und die größte Schande, die einem Verbrecher zuteilwerden konnte.“
„Warum?“
„Weil der Mann immer mehr Zulauf bekam. Den Verwaltern der römischen Besatzungsmacht wurde das allmählich unheimlich. Sie sahen in ihm einen Aufrührer, einen Terroristen, der sich zum König der Juden machen wollte. Statthalter Pontius Pilatus, in dessen Mannschaft ich Dienst tat, sprach den Mann schuldig und verkündete das Urteil.“
Der Erzähler schwieg. Die Fackeln brannten ab.
„Und?“
„Es hieß, dieser Jesus Christus sei drei Tage nach seinem
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