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Der letzte Code - ein Roman über die Geschichte der Zivilisation

Der letzte Code - ein Roman über die Geschichte der Zivilisation

Titel: Der letzte Code - ein Roman über die Geschichte der Zivilisation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schneider
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hinüber in den Speiseraum. Er bat Susana und Tamas, mit dem Auftragen des Mahls zu beginnen.
    Sie schleppten Krüge schäumenden Bieres heran, frisches Roggenbrot und duftenden Schinkenspeck. Dabei sahen sie sich ein ums andere Mal voller Liebe an und hielten sich an der Hand.
    „Hörst du, wovon sie sprechen?“, flüsterte Susana Tamas zu, als sie im Vorraum zusammen mit Virgilie, der Küchenmagd, einen gebratenen Kapaun zerteilten und auf einer Platte zurichteten.
    „Die schreien so laut“, sagte Tamas, „dass man am Ende der Kwakkelstraat noch alles mitkriegt. Besonders der Prior scheint dem Gerstensaft schon mehr zugesprochen zu haben, als ihm guttut.“
    Das Gespräch kam noch mehr in Fahrt, als Rijn Geulen, ein angesehener und weit gereister Handelsmann aus der Stadt, von einem italienischen Künstler und Wissenschaftler mit Namen Leonardo da Vinci* und seinen Erfindungen erzählte.
    „Da ist er wieder, dieser Hochmut der Menschen!“, rief der Prior aus und schlug mit der Faust auf den Tisch. „Hätte Gott gewollt, dass der Mensch fliegen kann, hätte er ihm Flügel wachsen lassen. Nur Engel haben Flügel, denn sie sind himmlische Wesen nach Gottes Willen. Es ist Gotteslästerung, wenn sich Menschen wie dieser ketzerische Leonardo mit dem Erfinden von Flugapparaten befassen.“
    „Dann würde er wohl kaum in Diensten des Papstes Alexander VI. gestanden haben“, sagte Geulen. „Dieser Leonardo da Vinci, von dem in Italien alle Welt spricht, ist ein begnadeter Naturforscher, Ingenieur und Wissenschaftler. Für den Herzog von Mailand hat er Brücken und Festungen gebaut. Darüber hinaus ist er ein berühmter Maler. Vielleicht habt Ihr von ihm gehört, Meister Bosch? Ihr seid, soviel ich weiß, fast von gleichem Alter.“
    „Nein, von einem Leonardo war mir bislang nichts bekannt. Ich hörte von den berühmten Fra Angelico*, von Botticelli*, von Raffael*, die eigene Wege in der Malerei gehen. Die Kunde von einem Leonardo da Vinci drang bisher nicht bis nach Brabant.“
    „Es wird nicht lange dauern, meine Herren. Das prophezeie ich Euch. Sein Ruhm ist in Italien bereits so groß, dass er Portätaufträge von allen Großen bekommt. Wie es heißt, treibt er sogar wissenschaftlich anatomische Studien, um die genaue Beschaffenheit des menschlichen Körpers, den Aufbau und die Stellung von Sehnen und Muskeln zu untersuchen.“
    „Soll das heißen, er zerschneidet Leichen?“, schrie der Prior.
    „So wird es sein.“
    „Gotteslästerung! Der Mann gehört auf den Scheiterhaufen!“
    „Die Kirche scheint seine Arbeiten jedenfalls zu dulden. Anders ist nicht zu verstehen, warum man dieses Genie gewähren lässt.“
    Bevor der Prior zu einer erneuten Schimpftirade ansetzen konnte, sagte der bislang schweigsame van Scheltinga: „Vielleicht ist doch eine neue Zeit gekommen, wie man uns im Rauch des Athanors geweissagt hat.“
    „Ich verstehe kein Wort“, sagte der Prior. „Ist der Ofen des Alchemisten nicht dazu konstruiert worden, um aus unreinen Metallen Gold und Silber zu kochen?“
    „Das ist wahr. Doch mitunter erscheinen Traumgestalten und erklären uns die Zukunft.“
    Sein Blick ging hinüber zu Susana und Tamas.
    „Ja, alles verändert sich“, stimmte Meister Bosch mit ein. „Ich fühle, dass wir an der Schwelle zu einer neuen Zeit stehen. Rijns Erzählung hat mich in dieser Meinung bestätigt.“
    „Was soll das nur für eine neue Zeit sein?“, fragte der Prior. „Haben die Menschen nicht wohlbehalten im Schoß unserer lieben Kirche gelebt? Kann nicht jeder, der seine Sünden bereut, auf Vergebung und schließlich Erlösung hoffen? Zeigen nicht gerade die Bilder unseres Meisters Bosch, dass dereinst ein Aufstieg aus dem irdischen Jammertal in das himmlische Paradies kommen wird?“
    „Der Gastgeber kommt mir ziemlich still vor heute Abend“, sagte Tamas zu Susana, als sie in der Küche weitere Speisen zubereiteten.
    „Ja, Meister Bosch will es sich nicht mit den strengen Dominikanern verderben. Sie gehören zu seinen Auftraggebern. Er gibt sich Mühe, mit ihnen auf gutem Fuße zu stehen. Täusche dich nicht, Tamas. Er ist viel klüger, als er sich gibt.“
    „Mich wundert nur, dass die Kirche ihn in Ruhe lässt bei all den Teufeln und schrecklichen Gestalten, die auf seinen Bildern zu sehen sind.“
    „Ich glaube, sie hat deswegen nichts gegen seine Höllenfantasien einzuwenden, weil in seinen Bildern all die Dämonen und Schreckensgestalten, die Monster, Teufel, Todesreiter, die

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