Der letzte Code - ein Roman über die Geschichte der Zivilisation
wissen, was los ist.“
Pandora: „Was soll los sein?“
Tamas: „Wolltest du mir keinen Code mehr geben?“
Pandora: „Ich hatte es dir bereits gesagt, dass wir bald ein Ende machen müssen.“
Tamas: „Kannst du es nicht verhindern?“
Pandora: „Ich habe keinen Einfluss darauf.“
Tamas: „Warum?“
Pandora: „Ich habe keine Möglichkeit, die Programmkapazität zu erweitern. Die Möglichkeiten sind bald ausgeschöpft. Dann gibt es keinen Code mehr.“
Tamas: „Das geht nicht … Ich…Wann ist es so weit?“
Pandora: „Bald.“
Tamas: „Und dann? Gibt es eine Fortsetzung?“
Pandora: „Kann ich noch nicht sagen. Ich denke, du bist kaputt. Ruh dich aus, dann sehen wir weiter.“
Tamas: „Und der Code?“
Pandora: „Hier ist er.“
Tamas: „Der letzte?“
Pandora: „Noch nicht ganz.“
Level 15
Maler der Hölle
//1512//
Reale Zeit: Samstag, 30. Oktober, 11.30 Uhr
Realer Ort: Tamas’ Keller
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Virtuelle Zeit: 1512
Virtueller Ort: ’s-hertogenbosch,
atelier hieronymus Bosch
Höllentraum
In seiner ärmlichen Dachkammer auf dem Speicher des Lagerhauses über dem Atelier des Malers warf sich der Diener des Malers Hieronymus Bosch schweißgebadet auf seinem Strohsack hin und her. Er fühlte sich in eine Welt voller brennender Gruben und Öfen geworfen, aus denen Feuer hoch emporloderte. Menschen schmorten in großen Kesseln, in Flüssen und Seen wurden die Verdammten untergetaucht. Im Feuer einer Schmiede hantierten menschenähnliche Teufel mit Folterwerkzeugen und quälten die zur ewigen Verdammnis Verfluchten. Kröten, Drachen und Schlangen, die über Felsen herbeigekrochen kamen, fraßen ihre Eingeweide. Aber noch war das Ende des Schreckens nicht gekommen. Es tauchten immer mehr grässliche Gestalten auf, die aus Menschen und Tieren zugleich bestanden: höllische Mischungen, Fischschwänze, aus denen menschliche Beine wuchsen, Menschenkörper mit Vogelköpfen, mit Messern bewaffnet, instrumenteblasende Dämonen, körperlose grinsende Köpfe, Gerippe mit langem, sich ringelndem Schwanz … „Tamas, wach auf!“
Ein Arm hielt ihn, eine Hand streichelte seine Wange, wischte über die schweißnasse Stirn. „Tamas, Lieber, ich bin bei dir!“
Endlich gelang es ihm, die Augen zu öffnen.
„Du hattest einen Albtraum! Würde mich nicht wundern bei den Bildern von Meister Bosch.“
„Bist du es?“, stammelte der zu Tode Erschrockene und richtete sich auf. „Wieso bist du hier?“
„Ich wollte nach dir sehen. Du warst gestern nicht gut drauf.“
„Ach Mondmädchen, ich hab ein blödes Gefühl.“
„Ja. Ich weiß. Es ist gefährlich. Zieh die Notbremse und geh ganz raus aus dem System.“
„Nicht ohne dich! Ich habe Meister Bosch bereits mitgeteilt, dass ich meine Reise bald fortsetzen werde.“
Öfters kam Susana nun in die Werkstatt des Malers, um Tamas zu treffen oder Bosch und seinen Gehilfen bei der Arbeit zuzusehen.
„Du machst mir die schöne junge Frau noch abspenstig“, beschwerte sich Reuben dann mit einem Augenzwinkern bei Bosch, wenn sie sich unten im Eingang der Lagerhalle trafen. „Sie scheint sich bei Euch wohler zu fühlen als bei mir im Labor.“
„Ich denke, dass nicht ich oder meine Gehilfen der Grund für ihre Besuche sind, sondern Tamas, der Schreiber. Aber es ist wahr, ich habe bemerkt, dass der Geruch nach Wachs, Öl und allerlei Kredenzen sie anzieht, aus denen meine Gehilfen Farben für mich mischen. Sie fragt auch manchmal danach, aber die Zusammensetzung ist geheim.“
Wenn Susana ihren Gastleuten, der Familie Reubens, nicht zur Hand gehen musste oder bei Schorges Familie half, die Weiterreise vorzubereiten, besuchte sie Tamas und unterstützte ihn bei seinen Aufträgen für Meister Bosch. Sie besorgten hölzerne Malgründe und bearbeiteten sie mit Feile und Schmirgelpapier. Eine öde Arbeit, aber mit Susana an seiner Seite konnte Tamas es aushalten. Sie war immer in guter Stimmung. Über Schorges geheime Kanäle waren Nachrichten aus Granada gekommen, wonach es ihrem Vater, Nachum, gelungen war, die Geschäfte gut abzuwickeln. In ein, zwei Wochen würde auch ihr Vater in Brabant eintreffen. Geplant war, dass Nachum Teile seines Geschäfts in Rotterdam wieder eröffnen würde. Vorkehrungen dafür waren mithilfe von Geschäftsfreunden getroffen worden.
Warum er nicht lieber auf Leinwand malen würde, fragte Tamas den Maler an einem Nachmittag. Das sei doch allein vom Gewicht her
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