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Der letzte Coyote

Der letzte Coyote

Titel: Der letzte Coyote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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und achtundzwanzig Jahre später vom Staat aufgelöst worden war, nachdem ein Jahr lang weder Erneuerungsgebühren noch Steuern bezahlt worden waren. Bosch wußte, daß dies an Enos Tod lag.
    »Interessiert Sie die Geschäftsführung?« fragte sie.
    »Ja, bitte.«
    »Okay, Präsident und geschäftsführender Direktor ist Claude Eno. Ich buchstabiere: E-N-O. Vizepräsident ist Gordon Mittel mit zwei T. Finanzchef ist Arno Conklin. Ich buchsta…«
    »Danke, ich hab’s schon.«
    Bosch hängte auf, nahm seine Reisetasche und die Segeltuchtasche und rannte zum Gate.
    »Gerade noch rechtzeitig«, sagte die Frau an der Tür leicht verärgert. »Sie konnten sich wohl nicht von den einarmigen Banditen losreißen, was?«
    »Genau«, sagte Bosch abwesend.
    Er ging an Bord. Das Flugzeug war nur zur Hälfte besetzt. Er ignorierte seine Platzreservierung und fand eine leere Reihe. Während er seine Sachen in dem Hängefach verstaute, fiel ihm etwas ein. Als er saß, holte er sein Notizbuch heraus und schlug es auf der Seite auf, wo er sich gerade Notizen gemacht hatte. Er betrachtete die abgekürzten Notierungen.
    Präs., gfD – C. E.
    VP – G. M.
    Finanz. – A. C.
    Dann schrieb er die Initialen nebeneinander.
    CE GM AC
    Er starrte eine Weile auf die Buchstaben, dann lächelte er. Er hatte das Anagramm entdeckt und schrieb es darunter.
    MC CAGE
    Bosch fühlte, wie das Blut durch seinen Körper raste. Es war das Gefühl, der Lösung nahe zu sein. Er war in Fahrt, und jeder Wurf glückte. Die Leute an den Spielautomaten und in all den Casinos dieser Wüste würden nie solch ein Glücksgefühl erleben, ganz egal, wieviel Siebenen sie würfelten oder wie oft sie beim Black Jack gewannen. Bosch war einem Mörder auf die Spur gekommen, und das Jagdfieber hatte ihn voll gepackt.

31
    E ine Stunde später verließ Bosch in seinem Mustang den Flughafenparkplatz in Los Angeles. Er hatte die Fenster heruntergedreht und ließ sich die kühle trockene Luft um die Ohren blasen. Als er den Wind durch den Eukalyptushain am Flughafen wehen hörte, fühlte er sich wieder zu Hause. Irgendwie gab es ihm ein Gefühl der Sicherheit. Es war eins der Dinge, die er an dieser Stadt liebgewonnen hatte. Er war froh, daß es ihn immer wieder begrüßte, wenn er von einer Reise zurückkehrte.
    Am Sepulveda Boulevard mußte er an der Ampel halten und benutzte die Zeit, um seine Uhr umzustellen. Es war fünf nach zwei. Er hatte noch genug Zeit, um nach Hause zu fahren, frische Sachen anzuziehen und etwas zu essen, bevor er zum Parker Center zu Carmen Hinojos mußte.
    Er fuhr unter der 405 hindurch und dann auf die bogenförmige Auffahrt, die auf den Freeway führte. Als er in die Kurve lenkte, merkte er, daß die Muskeln seiner Oberarme schmerzten. Er war sich nicht sicher, ob es von seinem Kampf mit dem Fisch herrührte oder von Jasmine, die seine Arme umklammert hatte, als sie sich liebten. Er dachte ein paar Minuten an sie und beschloß, sie von zu Hause aus anzurufen, bevor er nach Downtown fuhr. Ihr Abschied am Morgen schien schon so lange her zu sein. Sie hatten sich gegenseitig versprochen, sich so bald wie möglich wiederzusehen, und Bosch hoffte, daß das Versprechen gehalten würde.
    Die 10 sollte erst am nächsten Tag wieder für den Verkehr freigegeben werden. Bosch fuhr an der Abzweigung vorbei und blieb auf der 405, bis sie die Santa Monica Mountains überquerte und ins Valley hinunterführte. Er machte einen Umweg, weil er glaubte, daß es so schneller ging – und weil er ein Postfach in Studio City hatte, seitdem die Post nicht mehr in Abrißgebäude zugestellt wurde.
    Er wechselte auf die 101 und stand kurz darauf im Stau. Der Verkehr auf den sechs Fahrbahnen bewegte sich im Schneckentempo. Nach einer Weile riß ihm die Geduld, und er fuhr am Coldwater Canyon Boulevard ab. Auf der Moorpark Road kam er an mehreren Gebäuden vorbei, die noch nicht abgerissen oder schon wieder instandgesetzt worden waren. Die Sonne hatte die roten Aufkleber und gelben Absperrbänder inzwischen weiß gebleicht. Viele der zum Abriß freigegebenen Häuser trugen immer noch Schilder wie $500 Miete! und Frisch renoviert . Auf einem der Gebäude mit den charakteristischen Zickzackrissen hatte jemand einen Spruch gesprüht, den viele Bewohner der Stadt nach dem Erdbeben als Grabinschrift verstanden.
     
    Der Film ist gerissen
    Vorhang zu
     
    An manchen Tagen war es schwer, es nicht zu glauben. Aber Bosch versuchte, nicht das Vertrauen zu verlieren. Jemand mußte so

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