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Der letzte Coyote

Der letzte Coyote

Titel: Der letzte Coyote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Er war ihm total unbekannt.
    »Welches Arschloch sind Sie?«
    Er bückte sich und nahm die Schachtel mit seiner Korrespondenz vom Couchtisch, wo sie vor einem der Männer gestanden hatte.
    »Detective«, sagte Irving. »Das ist Lieutenant Angel Brockman und das ist Earl Sizemore.«
    Bosch nickte. Er erkannte einen der Namen.
    »Ich hab’ von Ihnen gehört«, sagte er zu Brockman. »Sie haben Bill Connors zum Wandschrank geschickt. Ich wette, Sie sind danach im DIE zum Spieler des Monats gewählt worden.«
    Der Sarkasmus in seiner Stimme war unüberhörbar. Die meisten Cops bewahrten ihre Waffen nach dem Dienst im Wandschrank auf. ›Zum Wandschrank gehen‹ war Polizeislang für Selbstmord. Connors war ein alter Polizist im Hollywood-Revier gewesen. Er hatte sich im vorigen Jahr umgebracht, nachdem er vom Dezernat für Interne Ermittlungen untersucht worden war, weil er angeblich Trebegängerinnen für Sex kleine Mengen Heroin gegeben hatte. Nach seinem Tod hatten die Mädchen zugegeben, ihn fälschlicherweise beschuldigt zu haben, weil er ständig versuchte, sie aus seinem Revier zu vertreiben. Er war ein aufrechter Mann, glaubte aber, schlechte Karten zu haben. Also hatte er sich erschossen.
    »Das war sein freier Entschluß, Bosch. Und Sie haben jetzt die Wahl, ob Sie uns sagen wollen, wo Sie in den letzten vierundzwanzig Stunden gewesen sind«.
    »Wollen Sie mir nicht erst sagen, was hier abläuft?«
    Er hörte ein dumpfes Geräusch, das vom Schlafzimmer kam.
    »Was zum Teufel?« Er ging zur Tür und entdeckte einen anderen Anzug in seinem Schlafzimmer, der sich über eine geöffnete Nachttischschublade beugte. »He, du Arsch! Raus hier! Raus!«
    Bosch ging ins Schlafzimmer und knallte die Schublade mit dem Fuß zu. Der Mann machte einen Schritt zurück, hob seine Hände wie ein Gefangener und ging ins Wohnzimmer.
    »Und das ist Jerry Toliver«, erklärte Irving. »Er ist vom DIE und gehört zu Lieutenant Brockman. Detective Sizemore arbeitet für Raub-Mord.«
    »Fantastisch«, sagte Bosch. »Jetzt kennen wir uns also alle. Was geht hier vor?«
    Er sah Irving dabei an. Wenn er von jemandem eine klare Antwort bekommen würde, dann von ihm. Irving hatte bisher nie versucht, ihn hinters Licht zu führen.
    »De … Harry, wir müssen Ihnen einige Fragen stellen«, sagte Irving. »Es ist am besten, wenn wir alles andere hinterher erklären.«
    Bosch spürte, daß die Angelegenheit ernst war.
    »Haben Sie einen Durchsuchungsbefehl?«
    »Zeigen wir Ihnen später«, sagte Brockman. »Gehen wir.«
    »Wohin?«
    »Downtown.«
    Bosch hatte oft genug Schwierigkeiten mit dem DIE gehabt, um zu erkennen, daß hier nicht die übliche Routine abgezogen wurde. Schon allein der Umstand, daß Irving, die Nummer Zwei der Polizeiführung, anwesend war, war ein Indiz für den Ernst der Lage. Er schätzte, daß es um mehr als um seine Privatrecherchen ging. Sonst wäre Irving nicht hier. Etwas mußte passiert sein. Etwas Fürchterliches.
    »Okay«, sagte Bosch. »Wer ist tot?«
    Alle sahen ihn mit steinernem Gesicht an und bestätigten so seine Vermutung. Bosch fühlte, wie sich seine Brust zusammenzog, und erst jetzt bekam er Angst. Die Namen und Gesichter der Leute, die er hineingezogen hatte, schossen ihm durch den Kopf. Meredith Roman, Jake McKittrick, Keisha Russel, die zwei Frauen in Las Vegas. Wer noch? Jazz? Hatte er sie in irgendeiner Weise der Gefahr ausgesetzt? Dann wurde es ihm klar: Keisha Russel. Die Reporterin hatte wahrscheinlich getan, was er ihr untersagt hatte. Sie hatte Conklin oder Mittel aufgesucht und ihnen Fragen zu dem alten Zeitungsartikel gestellt. Sie war ahnungslos zu ihnen gegangen und hatte ihren Fehler mit dem Tod bezahlt.
    »Keisha Russel?« fragte er.
    Er bekam keine Antwort. Irving stand auf und die anderen folgten. Sizemore hielt immer noch die Mordakte in der Hand. Er würde sie mitnehmen. Brockman ging in die Küche, holte die Reisetasche und ging damit zur Tür.
    »Wie wär’s, wenn Sie mit Earl und mir fahren, Harry?« sagte Irving.
    »Wie wär’s, wenn wir uns in Downtown treffen?«
    »Sie fahren mit mir.«
    Sein Ton war bestimmt und ließ keine Widerrede zu. Bosch hob die Hände zum Zeichen, daß er keine Wahl habe, und ging zur Tür.
    Bosch saß hinten in Sizemores LTD, direkt hinter Irving. Er schaute aus dem Fenster, während sie bergab fuhren, und dachte an das Gesicht der jungen Reporterin. Ihr Übereifer hatte sie umgebracht, aber er war mitschuldig. Er hatte ihre Neugier mit

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