Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der letzte Coyote

Der letzte Coyote

Titel: Der letzte Coyote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
Vom Netzwerk:
gehabt hatte, sich zu verbergen.
    Er stand auf und ging langsam auf dem Pfad zu Mittels Haus zurück. Unterwegs betrachtete er die funkelnden Lichter der nächtlichen Stadt und ließ sich für einen Moment von dem Anblick verzaubern. Er dachte an Conklin und Pounds und verscheuchte dann seine Gewissensbisse, indem er seine Gedanken auf Mittel richtete. Sein Tod schloß nach langen Jahren endlich den Kreis. Er vergegenwärtigte sich das Bild seiner Mutter, wie Monte Kims Foto es zeigte. Wie sie schüchtern an Conklins Arm vorbeigeschaut hatte. Nun wartete er auf das Gefühl der Befriedigung und des Triumphs. Es sollte sich doch einstellen, jetzt, da er seine Mutter gerächt hatte. Aber es blieb aus. Er fühlte sich leer und müde.
    Als er auf den perfekt gepflegten Rasen hinter dem großartigen Haus zurückkehrte, war Jonathan verschwunden.

43
    A ssistant Chief Irvin S. Irving stand in der offenen Tür des Untersuchungszimmers. Bosch saß auf einem gepolsterten Tisch und hielt sich einen Eisbeutel an den Kopf, den der Arzt ihm gegeben hatte, nachdem er seine Wunde vernäht hatte. Als er sich den Beutel in der Hand zurechtlegte, bemerkte er Irving.
    »Wie fühlen Sie sich?«
    »Ich werd’s überleben, denke ich. Wenigstens sagt man mir das.«
    »Nun, dann hatten Sie mehr Glück als Mittel. Der hat eine Bruchlandung gemacht.«
    »Hm. Was ist mit dem anderen?«
    »Keine Spur. Wir haben allerdings seinen Namen. Sie sagten der Streife, daß Mittel ihn Jonathan nannte. Das bedeutet, es ist wahrscheinlich Jonathan Vaughn. Er arbeitet schon lange für Mittel. Die Fahndung läuft. Wir überwachen alle Krankenhäuser. Sie müssen ihn ganz schön zugerichtet haben. Vielleicht taucht er also auf.«
    »Vaughn?«
    »Wir versuchen, etwas über seine Person herauszufinden. Bisher haben wir nicht viel. Er ist nicht vorbestraft.«
    »Wie lange war er bei Mittel?«
    »Das wissen wir nicht genau. Wir haben mit Mittels Leuten in der Anwaltskanzlei gesprochen. Sie sind nicht gerade kooperativ. Aber sie haben uns gesagt, daß Vaughn schon seit ewigen Zeiten für Mittel arbeitet. Er sei eine Art Faktotum.«
    Bosch nickte und speicherte die Information.
    »Es gibt auch einen Fahrer. Wir haben ihn festgenommen, aber er redet nicht viel. So ein kleiner Surfer-Rotzbengel. Er könnte nicht sprechen, selbst wenn er wollte.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Sein Unterkiefer ist gebrochen und mit einer Drahtnaht festgeschnürt. Darüber will er uns auch nichts erzählen.«
    Bosch nickte wieder und sah Irving an. Die Bemerkung schien keine versteckte Anspielung zu enthalten.
    »Der Doktor sagte, daß Sie eine schwere Gehirnerschütterung haben, aber keinen Schädelbruch. Nur eine Platzwunde.«
    »Schwer zu glauben. Mein Kopf fühlt sich an wie ein Zeppelin mit einem Riesenloch.«
    »Wieviel Fäden?«
    »Ich glaube achtzehn.«
    »Der Arzt meinte, Sie werden noch ein paar Tage Kopfschmerzen und Blutergüsse unter den Augen haben. Es sieht aber schlimmer aus als es ist.«
    »Gut, daß er wenigstens irgend jemandem sagt, was los ist. Mit mir hat er noch nicht gesprochen. Nur die Krankenschwestern.«
    »Er wird gleich da sein. Wahrscheinlich hat er darauf gewartet, daß Sie wieder bei vollem Bewußtsein sind.«
    »Was soll das heißen?«
    »Sie waren etwas benommen, als wir Sie fanden. Sind Sie sicher, daß Sie jetzt darüber sprechen wollen, Harry? Es kann warten. Sie sind verletzt und sollten …«
    »Ich bin okay. Ich will darüber sprechen. Waren Sie in Park La Brea am Tatort?«
    »Ja. Ich fuhr hin, als wir den Anruf von Mount Olympus bekamen. Ich habe übrigens Ihre Aktentasche im Auto. Sie haben sie dort vergessen, nicht wahr? Bei Conklin?«
    Bosch begann zu nicken, hielt jedoch inne, als sich alles zu drehen begann.
    »Gut«, sagte er. »Darin ist etwas, was ich behalten möchte.«
    »Das Foto?«
    »Sie haben die Aktentasche aufgemacht?«
    »Bosch! Sie müssen wirklich noch nicht ganz da sein. Die Tasche wurde am Tatort gefunden!«
    »Ja, richtig. Entschuldigung.«
    Er winkte ab, er hatte keine Lust mehr, sich zu streiten.
    »Also … das Team, das den Tatort oben auf dem Hügel untersucht, hat mir schon erzählt, was passiert ist. Wenigstens die vorläufige Version, basierend auf den Spuren. Ich verstehe aber nicht, warum Sie dort oben waren. Wie paßt das alles zusammen? Können Sie mir das erklären, oder wollen Sie lieber bis morgen warten?«
    Bosch nickte und wartete einen Moment, bis sein Kopf klarer wurde. Er hatte bisher nicht versucht, seine

Weitere Kostenlose Bücher