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Der letzte Coyote

Der letzte Coyote

Titel: Der letzte Coyote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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werden kommen. Darauf können Sie rechnen.«
    »Ich falle nicht auf diesen alten Hände-hoch-ihr-seid-umzingelt-Trick rein. Die Sache mit der Dienstmarke … Irgendwie habe ich das Gefühl, daß Sie Ihre Kompetenzen überschritten haben. Ich glaube nicht, daß Ihre Ermittlungen offiziellen Charakter haben, und der Umstand, daß Sie einen falschen Namen benutzt haben und die Dienstmarke eines Toten bei sich tragen, scheint mir recht zu geben … Ich glaube also kaum, daß jemand kommt. Stimmt’s?«
    Bosch dachte fieberhaft nach, aber ihm fiel nichts ein und er schwieg.
    »Meiner Ansicht nach sind Sie ein mieser kleiner Erpresser, der irgendwie auf etwas gestoßen ist und jetzt Schweigegeld kassieren will. Nun, ich bin sicher, Sie werden schweigen, Detective Bosch.«
    »Es gibt Leute, die wissen, was ich weiß, Mittel«, stieß Bosch hervor. »Was haben Sie vor, wollen Sie alle umbringen?«
    »Ich werde über Ihren Rat nachdenken.«
    »Was ist mit Arno Conklin? Er kennt die ganze Geschichte. Wenn mir etwas passiert, wird er sofort zur Polizei gehen.«
    »Arno Conklin ist – sozusagen – in der Tat in diesem Moment bei der Polizei. Aber ich glaube nicht, daß er viel sagen wird.«
    Bosch ließ seinen Kopf hängen und sank in sich zusammen. Er hatte angenommen, daß Conklin tot sei. Und gleichzeitig gehofft, daß er sich irre. Er fühlte, wie sich die Billardkugel im Ärmel bewegte, und beugte den Arm wieder stärker.
    »Anscheinend hat sich der ehemalige District Attorney nach Ihrem Besuch aus dem Fenster gestürzt.«
    Mittel trat zur Seite und deutete auf die Lichter unten. In der Ferne konnte Bosch die Lichter von Park La Brea ausmachen. Am Fuße eines der Hochhäuser blinkten blaue und rote Lichter. Es war Conklins Pflegeheim.
    »Es muß ein traumatischer Schock für ihn gewesen sein«, fuhr Mittel fort. »Er hat es vorgezogen, sich umzubringen, statt sich erpressen zu lassen. Ein Mann mit Prinzipien bis zum bitteren Ende.«
    »Er war ein alter Mann!« schrie Bosch wütend. »Warum, verdammt noch mal?«
    »Detective Bosch, nicht zu laut! Oder Jonathan wird Ihnen die Luft abdrehen.«
    »Diesmal werden Sie nicht davonkommen«, sagte Bosch mit beherrschter und leiserer Stimme.
    »Oh, was Conklin angeht, denke ich, wird man es für Selbstmord halten. Sie müssen wissen, er war sehr krank.«
    »Genau. Ein Mann ohne Beine geht zum Fenster und stürzt sich hinaus.«
    »Falls die Polizei das nicht glauben sollte, entwickeln sie vielleicht eine andere Hypothese, wenn man Ihre Fingerabdrücke in dem Zimmer findet. Ich bin sicher, Sie haben uns den Gefallen getan und ein paar zurückgelassen.«
    »Zusammen mit meiner Aktentasche.«
    Mittel reagierte, als hätte man ihm ins Gesicht geschlagen.
    »Sie haben richtig gehört. Ich habe sie dagelassen. Mit genug Material, um die Polizei hierher zu locken. Sie werden Sie festnehmen, Mittel!«
    Bosch schrie den letzten Satz, um ihn auf die Probe zu stellen.
    »Jon!« bellte Mittel.
    Mittel hatte den Namen noch nicht ganz ausgesprochen, als ein Schlag von hinten Bosch auf die rechte Seite seines Halses traf. Er fiel auf die Knie. Dabei paßte er jedoch auf, daß sein Arm gebeugt blieb und die schwere Kugel sich nicht bewegte. Langsam – langsamer als nötig – stand er wieder auf. Da der Schlag ihn rechts getroffen hatte, nahm er an, daß Jonathan ihn mit der Waffe geschlagen hatte.
    »Sie haben mir gerade eine meiner wichtigsten Fragen beantwortet, nämlich, wo sich die Tasche befindet«, sagte Mittel. »Mich interessiert außerdem, was sie enthält, und inwiefern der Inhalt meine Person tangiert. Ohne die Aktentasche – oder die Möglichkeit, sie zu beschaffen – kann ich natürlich nicht überprüfen, ob Sie die Wahrheit sagen.«
    »Ich würde sagen, Sie sind in den Arsch gefickt.«
    »Ich glaube, das beschreibt eher Ihre Lage, Detective. Ich habe aber noch eine Frage, bevor Sie von uns gehen. Warum belästigen Sie mich mit einer so alten und unwichtigen Geschichte, Bosch?«
    Bosch sah ihn lange an, bevor er antwortete.
    »Weil jeder zählt, Mittel. Jeder.«
    Bosch sah, wie Mittel Jonathan zunickte. Das Gespräch war vorbei. Er mußte handeln.
    »Hilfe! «
    Bosch schrie so laut er konnte. Er wußte, daß der Gorilla sofort reagieren würde, und kam dem Schlag mit der Pistole zuvor, indem er sich nach rechts drehte und seinen linken Arm lang machte. Die Kugel rollte aus dem Ärmel in seine Hand. Er drehte sich weiter und schwang seinen Arm nach oben. Jonathan stand direkt

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