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Der letzte Coyote

Der letzte Coyote

Titel: Der letzte Coyote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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hinter ihm. Seine Hand mit der Beretta senkte sich zum Schlag. Bosch sah seine Verblüffung, daß der Schlag ins Leere gehen würde. Der Schwung seiner Bewegung ließ keine Korrektur mehr zu.
    Als Jonathans Schlag vorbeiging und er für einen Moment wehrlos war, führte Bosch seinen Arm mit Wucht nach unten. In der letzten Sekunde versuchte Jonathan noch zur Seite zu springen, aber die Billardkugel traf ihn noch auf der rechten Seite seines Schädels. Es gab ein Geräusch, als platze eine Glühbirne. Sein Körper folgte der Bewegung seines Arms, er fiel mit dem Gesicht ins Gras und begrub die Waffe unter sich.
    Schon im nächsten Moment versuchte er wieder aufzustehen, aber Bosch versetzte ihm einen brutalen Tritt in die Rippen. Jonathan rollte zur Seite, und Bosch ließ sich mit den Knien auf ihn fallen. Dann schlug er ihm mit der Faust zwei-, dreimal auf den Kopf und in den Nacken, bevor er merkte, daß er noch immer die Billardkugel in der Hand hielt und den Mann wahrscheinlich schlimm genug zugerichtet hatte.
    Schwer atmend, als tauche er gerade aus dem Wasser auf, blickte Bosch sich um und entdeckte die Pistole. Er ergriff sie schnell und schaute sich nach Mittel um. Aber er war weg.
    Bosch vernahm schwach das Geräusch von Schritten auf dem Gras. Er folgte dem Geräusch mit den Augen und sah gerade noch, wie Mittel im dunklen Strauchwerk des Hügels verschwand.
    »Mittel!«
    Bosch sprang auf und rannte hinterher. An der Stelle, wo er Mittel zuletzt gesehen hatte, entdeckte er einen Trampelpfad, der sich durch die Büsche wand. Es war eine alte Coyotenfährte, nach und nach von menschlichen Füßen verbreitert. Er rannte den Weg entlang – nur einen halben Meter entfernt vom gähnenden Abgrund rechts, zu dessen Fuß die Stadt lag.
    Von Mittel war keine Spur zu sehen, und er folgte dem Pfad, bis das Haus hinter ihm nicht mehr zu sehen war. Schließlich hielt er inne. Es gab kein Anzeichen, daß Mittel in der Nähe war oder diesen Weg genommen hatte.
    Seine Kopfwunde pochte wie wild und er atmete schwer, als er einen Felsen erreichte, der sich neben dem Pfad erhob. Ringsum lagen alte Bierflaschen und anderer Abfall. Die Stelle schien ein beliebter Aussichtspunkt zu sein. Er steckte die Waffe in den Hosenbund, um freie Hände zu haben, und kletterte den drei Meter hohen Felsen hoch. Oben drehte er sich einmal um seine Achse, sah jedoch nichts. Er lauschte, aber das Rauschen des Verkehrs überdeckte jedes mögliche Rascheln in den Büschen. Er entschloß sich, die Suche aufzugeben und zum Haus zurückzukehren. Von dort würde er einen Helikopter anfordern, bevor Mittel ganz und gar entkommen konnte. Mit dem Suchscheinwerfer würden sie ihn finden, falls sie schnell genug kämen.
    Während er vorsichtig den Felsvorsprung hinunterrutschte, sprang Mittel ihn plötzlich von rechts aus der Dunkelheit an. Er hatte sich hinter dichtem Strauchwerk und spanischen Schwertlilien versteckt. Mittel traf seinen Bauch und warf ihn um. Sie kamen auf dem Pfad zu liegen. Bosch lag unten und fühlte, wie Mittel mit den Händen nach der Pistole griff. Aber Bosch war jünger und stärker. Der Überraschungsangriff war Mittels letzte Karte gewesen. Bosch schlang seine Arme um ihn und rollte nach links. Plötzlich war er von Mittels Gewicht befreit und Mittel war verschwunden.
    Bosch setzte sich auf und blickte um sich. Dann rutschte er an den Rand. Er zog seine Waffe aus dem Hosenbund und beugte sich über den Abgrund. Der Steilhang unter ihm war dunkel. Fünfzig Meter tiefer sah er die viereckigen Dächer von Häusern, die die Serpentinen säumten, die sich vom Hollywood Boulevard und der Fairfax Avenue hochzogen. Er drehte sich noch einmal um und sah dann erneut hinunter. Mittel war nirgendwo zu sehen.
    Er ließ seinen Blick über die Szenerie unten wandern, bis seine Augen wahrnahmen, wie hinter einem der Häuser Licht anging. Ein Mann trat aus dem Haus und trug etwas, das wie ein Gewehr aussah. Mit angelegter Waffe näherte er sich dem Whirlpool. Am Rand des Beckens blieb er stehen und bückte sich zu einem Schaltungskasten.
    Die Beleuchtung im Becken ging an und bildete im blauen Kreis die dunkle Silhouette eines Mannes ab, der im Wasser lag. Dann hörte Bosch die Stimme des Mannes mit dem Gewehr.
    »Linda, komm nicht raus! Ruf die Polizei an. Sag ihnen, wir haben eine Leiche im Whirlpool.«
    Dann schaute der Mann den Steilhang hinauf, und Bosch rutschte hastig zurück. Sogleich fragte er sich, warum er die instinktive Reaktion

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