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Der letzte Coyote

Der letzte Coyote

Titel: Der letzte Coyote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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führte, befand sich ein eisernes Tor, das geöffnet war. Bosch sah, daß mehrere Autos und mindestens drei Limousinen entlang der Auffahrt geparkt waren. Andere Wagen standen oben am Rondell. Er begriff erst, daß da oben eine Party im Gang war, als sich eine rote Gestalt näherte und seine Wagentür aufging. Bosch wandte sich um und sah in das Gesicht eines dunkelhäutigen Latinos, der ein weißes Hemd und eine rote Weste trug.
    »Guten Abend, Sir. Wir übernehmen das Auto hier. Wenn Sie die Auffahrt links hinaufgehen, kommen Sie zu den Leuten vom Empfang.«
    Bosch starrte den Mann an, ohne sich zu rühren.
    »Sir?«
    Bosch stieg zögernd aus. Der Mann in der Weste gab ihm einen Zettel mit einer Nummer, stieg ein und fuhr davon. Bosch war bewußt, daß er im Begriff war, die Kontrolle der Ereignisse dem Zufall zu überlassen – und daß er so etwas vermeiden sollte. Er sah den Rücklichtern des Mustangs nach. Dann gab er der Versuchung nach. Bosch schloß den obersten Hemdknopf und zog den Knoten seiner Krawatte wieder hoch. Oben angelangt, bot sich ihm ein überwältigendes Panorama der Lichterstadt. Er hielt inne und schaute. Die Sicht reichte vom Pazifik, der vom Mondlicht illuminiert wurde, bis zu den Türmen von Downtown. Die Aussicht allein rechtfertigte den Preis des Hauses, ganz egal wie viele Millionen es waren.
    Von links waren leise Musik, Gelächter und Stimmen zu hören. Er ging auf einem Steinweg in Richtung der Geräusche um das Haus herum. Der Abhang zu den Häusern unterhalb war steil und lebensgefährlich. Schließlich gelangte er zu einer beleuchteten, flachen Terrasse. Unter einem Zelt, das so weiß glänzte wie der Mond, war eine Menschenmenge in ständiger Bewegung – mindestens hundertfünfzig Gäste, die Cocktails schlürften und sich Horsd’œuvres von Tabletts nahmen, welche junge Frauen in kurzen schwarzen Kleidern, hauchdünnen Nylons und weißen Schürzen herumtrugen. Bosch fragte sich, wo die Rotwesten die ganzen Autos geparkt hatten.
    Er fühlte sich nicht passend angezogen und war sicher, man würde ihn sofort als ungebetenen Gast identifizieren. Aber die Szene war so unwirklich, daß er wie gebannt stehenblieb.
    Ein Surfer-Typ im Anzug näherte sich ihm. Er war ungefähr fünfundzwanzig, mit sonnengebräunter Haut und gebleichtem, kurzem Haar. Er trug einen Maßanzug, der aussah, als würde er mehr kosten als der ganze Inhalt von Boschs Kleiderschrank. Die Farbe des Stoffes war hellbraun, aber der Träger würde es als ›Cacao‹ bezeichnen. Er lächelte feindselig.
    »Guten Abend, mein Herr! Wie geht es Ihnen?«
    »Gut. Allerdings weiß ich noch nicht, was Sie von mir wollen.«
    »Mein Name ist Johnson, und ich bin für die Sicherheit der Veranstaltung zuständig. Dürfte ich fragen, ob Sie die Einladung dabeihaben?«
    Bosch zögerte einen Moment.
    »Oh, tut mir leid. Ich wußte nicht, daß ich sie hätte mitbringen sollen. Daß Gordon Wachschutz für so etwas braucht, hätte ich nicht gedacht.«
    Er hatte Mittels Vornamen fallenlassen, damit er nicht gleich hinausgeworfen würde. Der Surfer runzelte einen Moment die Stirn.
    »Dürfte ich Sie dann bitten, sich einzutragen?«
    »Natürlich.«
    Bosch wurde zu einem Tisch neben dem Eingang geführt. Ein Plakat hing vorne herunter. Darauf stand: UNSER KANDIDAT: ROBERT SHEPHERD! Bosch war nun im Bilde.
    Auf dem Tisch lag eine Gästeliste , und dahinter saß eine Frau in einem Cocktailkleid aus schwarzem Samt, welches ihre Brüste kaum bedeckte. Mr. Johnson schien sich dafür mehr zu interessieren als für Bosch, der sich als Harvey Pounds eintrug.
    Beim Schreiben bemerkte Bosch einen Stapel Spendenkarten und einen Champagnerkelch, der mit Bleistiften gefüllt war. Er nahm sich ein Informationsblatt über den Kandidaten und begann es zu lesen. Johnson riß sich endlich vom Anblick der Wahlkampfhelferin los und sah nach, was Bosch geschrieben hatte.
    »Vielen Dank, Mr. Pounds. Und viel Vergnügen.«
    Er verschwand in der Menge – wahrscheinlich um zu überprüfen, ob ein Harvey Pounds auf der Einladungsliste stand. Bosch entschloß sich, ein paar Minuten zu bleiben und zu sehen, ob er Mittel entdecken würde. Dann würde er verschwinden, bevor der Surfer ihn suchte.
    Er trat unter dem Zelt hervor und überquerte einen kleinen Rasen zur Stützmauer. Dabei tat er so, als genieße er einfach die Aussicht. Sie war wirklich atemberaubend.
    Bosch drehte sich um und sah wieder zu der Menge unter dem Zelt hinüber. Er studierte die

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