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Der letzte Coyote

Der letzte Coyote

Titel: Der letzte Coyote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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der Angestellten erst Mitte der sechziger Jahre registriert.«
    Conklin war zu der Zeit dort gewesen. Aber er war da schon District Attorney. Wahrscheinlich hatte er seine Fingerabdrücke nicht abnehmen lassen, besonders wenn er wußte, daß es Abdrücke in einer Mordakte gab, die man dann als seine identifizieren konnte.
    Bosch dachte an Mittel. Er war schon nicht mehr bei der Staatsanwaltschaft gewesen, als man begann, die Abdrücke aller Angestellten zu sammeln.
    »Und die Bundesdatenbank?« fragte er. »Falls jemand für den Präsidenten arbeitet und die Berechtigung erhält, ins Weiße Haus zu gehen: Sind solche Abdrücke gespeichert?«
    »Ja, doppelt. Einmal in der Datenbank für Bundesangestellte und einmal in der FBI-Datenbank. Sie bewahren die Abdrücke von allen Personen auf, deren Leben unter die Lupe genommen wurde. Aber nicht jeder, der den Präsidenten besucht, muß sich Fingerabdrücke abnehmen lassen.«
    Mittel bleibt also noch im Spiel, dachte Bosch. Aber nur gerade noch.
    »Abgesehen davon, ob die Datenbanken seit 1961 komplett sind oder nicht, heißt das also«, sagte Bosch, »daß von der Person, deren Abdrücke auf der Karte sind, keine Fingerabdrücke mit Namen archiviert wurden.«
    »Nicht hundertprozentig, aber so gut wie. Dieser Person wurden wahrscheinlich für uns nie Fingerabdrücke abgenommen – zumindest nicht von einer Institution, die die Daten ins Netz einspeist. Unsere Reichweite ist jedoch begrenzt. Wir können die Fingerabdrücke von jeder fünfzigsten Person in diesem Land abrufen. Diesmal hat es nichts gebracht. Tut mir leid.«
    »Ist schon in Ordnung, Hirsch, Sie haben’s versucht.«
    »Nun, ich werde mich wieder an die Arbeit machen. Was soll ich mit der Karte tun?«
    Bosch dachte einen Moment nach. Er überlegte, ob es noch andere Möglichkeiten gab.
    »Könnten Sie sie aufbewahren? Ich komme vorbei und hole sie ab, sobald ich kann. Wahrscheinlich heute im Laufe des Tages.«
    »Okay, ich stecke sie dann in einen Umschlag für Sie, falls ich nicht da sein sollte. Good bye.«
    »He, Hirsch?«
    »Ja?«
    »Es ist ein gutes Gefühl, oder?«
    »Was?«
    »Sie haben das moralisch Richtige getan. Sie haben keinen Treffer gehabt, aber Sie haben das Richtige getan.«
    »Ja, kann sein.«
    Er tat so, als verstünde er nicht ganz. Weil es ihm peinlich war. Aber er verstand.
    »Okay. Bis dann, Hirsch.«
    Nachdem er aufgelegt hatte, blieb Bosch auf der Bettkante sitzen und steckte sich eine Zigarette an. Er dachte darüber nach, was er mit dem Tag anfangen sollte. Hirschs Ergebnis war nicht gut, jedoch auch nicht entmutigend. Es entlastete jedenfalls nicht Arno Conklin und Gordon Mittel vielleicht auch nicht. Bosch war sich nicht sicher, ob bei Mittels Tätigkeiten für Präsidenten und Senatoren eine Überprüfung der Fingerabdrücke obligatorisch war. Er entschied, daß seine Ermittlungen noch nicht Schiffbruch erlitten hatten und er den Kurs deshalb nicht ändern würde.
    Er dachte an den Abend zuvor und an das Risiko, das er eingegangen war, indem er Mittel konfrontiert hatte. Er lächelte über seinen Leichtsinn und fragte sich, was Hinojos davon halten würde. Sicher, daß es ein Symptom seiner Probleme sei. Sie würde es nicht so sehen, daß er auf dezente Weise auf den Busch geklopft hatte …
    Er stand auf und schaltete die Kaffeemaschine ein. Dann duschte er, rasierte sich und zog sich an. Er nahm den Kaffee und die Schachtel Corn-flakes aus dem Kühlschrank mit auf die Veranda. Die Schiebetür ließ er offen, damit er die Radionachrichten hören konnte.
    Die Luft war kühl und frisch, aber es war vorauszusehen, daß es später warm werden würde. Eichelhäher flogen im ausgetrockneten Bachbett unter dem Haus hin und her, und er sah daumendicke, schwarze Bienen, die die Blüten des gelben Jasmins melkten.
    Die Nachrichten berichteten von einer Baufirma, die einen Bonus von vierzehn Millionen Dollar erhielt, weil sie mit dem Wiederaufbau des Freeways drei Monate früher fertig geworden war. Die versammelten Offiziellen verglichen den eingestürzten Freeway mit der Stadt. So wie dieser jetzt repariert war, so war auch die Stadt wieder hergestellt. Sie haben noch eine Menge zu lernen, dachte Bosch.
    Nach dem Frühstück ging er hinein, schnappte sich die Gelben Seiten und setzte sich in der Küche ans Telefon. Er rief alle großen Fluglinien an und verglich die Preise für Florida-Flüge. Der billigste Flug, den er kurzfristig bekommen konnte, kostete immer noch siebenhundert Dollar

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