Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der letzte Drache

Der letzte Drache

Titel: Der letzte Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Schneider
Vom Netzwerk:
Rand des Brunnens vor dem Rathaus nieder und versank in eine Art Dämmerschlaf.
    “Baldur, guten Morgen.” Ella strahlte ihn an.
    “Morgen Ella” Er war stolz auf sich, er konnte sprechen. Ella hingegen sah man die letzte Nacht nicht an. Sie wirkte frisch, ausgeschlafen und voller Tatendrang. Ob sie Red Bull gefrühstückt hatte? Oder war sie einfach besser in Übung? Mehr Gedanken hintereinander schaffte Baldur noch nicht.
    “Du siehst aber ganz schön angegriffen aus. Kleiner Tipp: Immer schön viel Wasser zum Wein, das hilft für den nächsten Morgen. Hab mich schon Gestern gewundert, dass du kein Wasser dazu getrunken hast. Mein Vater ist kein Kind von Traurigkeit, aber auch der sagt immer, Wein ohne Wasser ist wie eine Rose ohne Dornen, oder wie Erdbeeren ohne Sahne. Als die Barbaren nach Konstantinopel kamen regte sich der dortige Adel darüber auf, wie ungebildet sie waren und machte das daran fest, dass sie ihren Wein unverdünnt tranken, ohne Wasser. Also wenn ich dir einen Rat geben darf, immer an das Wasser denken.”
    Stille. Sie hatte aufgehört zu reden. Schrecklich, das ertrug er so früh am Morgen ganz gewiss nicht, mit oder ohne Alkohol.
    “OK, gehn wir rein.” sagte Baldur, und ergriff Ellas Arm um ein Gespräch erst gar nicht zuzulassen.
    Ella war wie immer in Modefragen ganz vorne dabei. Sie trug einen engen knielangen Rock, hohe Stiefel und eine farblich passende Bluse. Man nannte die Farbe wohl Aubergine. Oder Zucchini. Nach irgendeinem Gemüse jedenfalls. Das verlieh ihr einen klassisch eleganten Look und das war wohl einer der Gründe für das was nun passierte.
    Sie betraten das Foyer des Rathauses und schon kam ihnen ein kleiner dicker Mann in einem schwarzen Anzug entgegen. Sein freundliches Gesicht lachte sie an, er war voller Energie.
    “Wie schön, dass sie schon da sind, dann kann ich sie ja gleich mit den Gegebenheiten vertraut machen. Es gibt doch keinen schöneren Tag im Leben.” Er nahm sie beide am Arm und versuchte sie in das erste Zimmer auf der linken Seite zu führe. Baldur war nicht in der Lage, Widerstand zu leisten. Ella las laut das Schild, das neben der Tür hing:
    “Standesamt. Entschuldigung, aber das ist heute nicht unser Ziel.”
    “Ach meine Liebe, ich kenne das, ich bin schon seit mehr als 20 Jahren Standesbeamter. Das geht jedem so. Jedenfalls bei der ersten Ehe. HaHa.” Er grinste.
    “Ich geb ihnen erst mal einen Tee und geh das Ganze mit Ihnen durch. Sie sehen übrigens bezaubernd aus meine Liebe. Schade, dass ihr Zukünftiger den Schnitt nach unten zieht.” Baldur hatte das erstbeste Paar Jeans und eines seiner Columbia Hemden gegriffen. Er sah nach Bergtour, viel Freizeit oder eben nach Uni-Campus aus. Aber ganz sicherlich nicht nach Hochzeit.
    “Aber zuerst das Wichtigste: Haben Sie denn an Ihre Ringe gedacht?” Nun machte er ein besorgtes Gesicht in dem sich die Erfahrung aus 20 Jahren “Oh Gott die Ringe” spiegelte.
    “Nein”, sagte Ella, “wir haben natürlich keine Ringe dabei, weil..”
    “Keine Panik, bloß keine Panik. Wir kriegen das hin. Es ist noch nicht zu spät.”
    “Wir wollen gar nicht heiraten.” gelang es nun Baldur dazwischenzuschieben. Verdutzt schaute der Standesbeamte ihn an.
    “Überlegen Sie es sich doch nochmal, nur weil sie die Ringe vergessen haben.”
    “Nein, Nein, wir wollten auch schon vorher nicht heiraten.”
    “Aber was wollen Sie dann hier bei mir? Im Standesamt?” Die Welt des Beamten geriet aus den Fugen.
    “Wir sind Toningenieure, die den großen Saal checken sollen. Wir wollen einen Kostenvoranschlag für den Umbau erarbeiten”, errichtete Ella das Szenario, mit dem sie sich Zugang zum großen Saal beschaffen wollten.
    Ungläubig hörte der sympathische, kleine, dicke Mann ihnen zu, bis er hinter Ihnen etwas entdeckt, dass seine Laune schlagartig wieder verbesserte.
    “Guten Morgen, meine Lieben”, schmetterte er zwei Neuankömmlingen zu. Das echte Brautpaar, auf das er gewartet hatte, war soeben eingetroffen.
    Erleichtert wandten Ella und Baldur sich ab und steuerten den eigentlichen Eingang zu den restlichen Räumen an. Dort residierte der Pförtner in seinem Glaskasten. Das Rauchverbot in öffentlichen Gebäuden hatte ihn offensichtlich noch nicht erreicht, aus den Sprechschlitzen seiner Kabine drang leichter Qualm. Er selbst saß bequem auf seinem Drehstuhl. Vor ihm lag die ATZ am Morgen, neben ihm stand eine Flasche, deren Inhalt nicht so ganz einfach zu identifizieren war und auf einem

Weitere Kostenlose Bücher