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Der letzte Drache

Der letzte Drache

Titel: Der letzte Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Schneider
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Abend, leider sind wir ausgebucht.” Baldur drehte sich um und verschluckte sich an seiner eigenen Spucke. Er stieß Ella leicht mit dem Ellenbogen an. Als sie sich umdrehte kam auch sie aus dem Staunen nicht heraus. Das Bild war Fleisch geworden. Sie musste einen Lachreflex unterdrücken, was ihr in bewundernswerter Weise gelang. Nicht nur das, es gelang ihr auch, die Frage unaufgeregt zu beantworten:
    “Das wäre aber sehr Schade. Wir sind den ganzen weiten Weg gekommen. Dann ist unser Wagen liegengeblieben. Gleich morgen früh brechen wir auf, aber für heute Nacht haben wir sonst keinen Ort wo wir hinkönnten.” Ella blickte die Frau mitleiderheischend an. Doch die ließ sich darauf nicht ein.
    “Ich sagte doch schon, wir sind voll. Hier können Sie nicht bleiben.”
    “Wissen Sie, wir sind Studenten und nicht anspruchsvoll. Wenn Sie irgendeine alte Kammer haben, wir haben Schlafsäcke dabei, wir brauchen nur ein Dach über dem Kopf. Notfalls könnten wir vielleicht in Ihrem Garten zelten?” Ella musste ob dieser unkonventionellen Vorschläge von Baldur innerlich den Kopf schütteln. Er schätzte diese Matrone völlig falsch ein.
    “Wenn Sie in unserem Garten zelten, hol ich die Polizei. Wir sind ein Hotel und kein Zeltplatz. Wir vermieten Zimmer, und die sind nun alle belegt. Da kann man nichts machen. Ich wünsche ihnen noch einen schönen Abend.” In ihren Worten klang keine Häme, einfach nur Kälte.
    Baldur empfand die Drohung, die Polizei zu holen als unangemessen und unverschämt. Das konnte er nicht ganz ohne Retourkutsche im Raum stehen lassen:
    “Na dann, wir werden schon etwas finden. Guten Abend. Schönes Bild haben Sie da übrigens” und er nickte boshaft grinsend in die Richtung der wandhohen Foto-Replikation.
    Frau Ruppig nahm den ironischen Unterton nicht war. Stattdessen freute sie sich, dass schon wieder jemand das Bild gelobt hatte. Anfangs hatte sich ja alle Welt den Mund darüber zerrissen, die Angestellten, die Nachbarn, jeder Handwerker der vorbeikam, aber jetzt schien sich ja allmählich die Meinung durchzusetzen, dass es sie und ihre kleine Familie von der besten Seite zeigte. Guter Geschmack setzte sich nun mal am Ende immer durch. Frau Ruppig lächelte selbstgefällig in sich hinein.
    Ella und Baldur folgten der Hauptstraße und gelangten direkt zum zentralen Platz, an dem nicht nur das Rathaus lag sondern auch ein schönes Straßencafé. Dort tranken die zwei einen Cappuccino und genossen die gute Luft nach der Autofahrt. Noch immer hing Zigarillogestank in ihrer Kleidung. Und sie erfuhren von der netten, jungen Bedienung, dass die einzige Alternative zum Hotel Ruppig die Jugendherberge war, die sich auch hier am Rathausplatz befand und zwar direkt gegenüber.
    “Und mal ehrlich. Wenn ich die Wahl hätte, ich würde die Jugendherberge immer vorziehen. Das ist allemal besser, als bei der jungen Ruppig zu wohnen. So ein Kotzbrocken.” Sie schaute sich verlegen um. Niemand hatte sie gehört. “Entschuldigung. Aber habt ihr das Bild im Foyer gesehen? Die Frau geht gar nicht.”
    Da konnten Ella und Baldur nur zustimmen. Wenige Minuten später standen sie an der Rezeption der Jugendherberge und versuchten einzuchecken. Baldur war besorgt, dass sie in ihrem Alter in einer Jugendherberge gar nicht übernachten durften. Er war seit einer kleinen Ewigkeit, genauer seit der Konfirmandenfreizeit vor mehr als einem Jahrzehnt, nicht mehr in einer Jugendherberge gewesen. Doch diese Sorge sollte sich als unbegründet erweisen. Das Alter war nicht das Problem.
    “Ja, zwei Betten haben wir schon noch frei. Wir haben da extra ein Zimmer für unsere volljährigen, alleinstehenden Gäste. Da können Sie sogar beide im gleichen Zimmer übernachten.” Baldur begrüßte diese liberale Grundhaltung.
    “Obwohl Sie, meine Liebe, nicht ganz passend für unser Haus gekleidet sind.”
    Den Dienst am Empfang versah Frau Vogelsang. Sie war mit einer Schürze gekleidet, das Haar ordentlich zum Zopf gebunden und sie hatte fraglos schon Generationen an Schulklassen schadlos überstanden. Sie liebte alles praktische, während Eitelkeit ihr physisch zuwider war. In Ellas modischem Outfit erkannte sie den Keim des Bösen.
    “Vielleicht haben Sie noch etwas praktischere Sachen dabei? Es wäre schön, wenn Sie sich zum Abendessen noch umziehen könnten.” Baldur musste grinsen und fing sich dafür von Ella einen tödlichen Blick ein.
    “Ich weiß nicht, was daran so lustig war, junger Mann. So leger, wie

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