Der letzte Drache
doch nicht ums Geld. Das nehmen wir.” Lara lächelte Jason zu, der das “so geht das, mein Lieber”-Lächeln nicht zum ersten Mal sah und wie immer pflichtschuldig mit der gebotenen Begeisterung zurücklächelte und nickte.
Frau Ruppig buchte Landrat Acker in eine einfachere Kategorie und löschte die Buchung von diesem Naturschützer. Mit seinem Öko-Outfit passte er eh nicht hierher. “Schade, da ist ihre Buchung wohl verlorengegangen”, sagte sie zu sich selbst und freute sich über das gute Geschäft, das sie gerade gemacht hatte.
“Ach ,” sagte Lara, ”sagen sie doch noch kurz wo wir Sauna, Fitnessraum und Schwimmbad finden und wie lange die geöffnet sind?”
“Es tut mir sehr leid, unsere Spezialität ist unsere gutbürgerliche Küche. Wir sind kein Wellnesshotel. Wir haben weder eine Sauna, noch ein Schwimmbad noch einen Fitnessraum. Aber”, das nun folgende Highlight unterstrich sie mit einer Kunstpause , ”hier habe ich für Sie zwei Ermäßigungsgutscheine für das städtische Hallenbad. Es ist nur eine Viertelstunde Autofahrt von hier und die haben, soweit ich weiß, auch eine kleine Sauna. Immer Mittwochs von 14:00-16:00 Uhr nach vorheriger Anmeldung.” Sie lächelte gönnerhaft und war stolz auf den sprichwörtlich guten Service ihres Hauses.
Lara ergriff die Gutscheine mit langen Fingern, reichte sie weiter an Jason und zeigte Frau Ruppig ein falsches Lächeln.
“Vielen Dank, das ist sehr liebenswürdig. Dann würden wir gleich noch eine Kleinigkeit essen wollen.”
“Aber gerne. Unsere Küche ist zwar ab 20:00 Uhr geschlossen, aber wir haben noch allerlei kleine Gerichte, die nicht gekocht werden müssen.”
Jason zog sich der Magen zusammen. Fitness und co war ihm egal, er würde morgen früh wie immer eine Runde laufen, aber er hatte Hunger. Er war schon nicht so recht überzeugt gewesen, ob die warme Küche wirklich eine Stärke des Hauses sein würde, aber hier deutete sich ein Fiasko an.
“Besonders ans Herz legen kann ich Ihnen unseren Wurstsalat und die hausgemachte Schweinskopfsülze.” Lara konnte ihren Ekel nur mit Mühe verbergen. “Das klingt fantastisch, aber leider sind wir Vegetarier. Wenn Sie einen Salat hätten?”
“Leider nicht, Sie müssen verstehen, dass hier in der Gegend Salat nicht so nachgefragt wird. Aber wir könnten Ihnen ein paar Käsebrote schmieren? Dazu einen schönen Hagebuttentee, da wird einem schnell warm ums Herz.”
Das war die Hotelhölle, das wurde Jason nun klar. Er ließ alle Hoffnung fahren. Aber darum ging es ja auch gar nicht. Sie hatten immer noch einen Vorsprung vor Ella und Baldur und waren auf der richtigen Fährte. Sie würden den Drachen zuerst finden und sie wussten, was zu tun war.
13 K
Baldur stand an der Ausfahrt des Rasthofes, Ella saß hinter ihm im Gras auf einem der Rucksäcke. Seit einer halben Stunde standen sie nun schon dort. Baldur hielt seinen rechten Daumen immer noch nach oben gereckt, doch sein rechter Arm begann zu ermüden. Wagen um Wagen fuhr an ihnen vorbei.
“Es scheint einfach nicht mehr in Mode zu sein, per Anhalter zu fahren. Die haben scheinbar alle Angst, dass ich Ihnen die Gurgel durchschneide.” Ella sah sich den schmächtigen Doktor der Geschichtswissenschaften an. “Mäßig wahrscheinlich, ich finde nicht, dass du gefährlich aussiehst.” Baldur ließ sich von seinem Gedanken nicht abbringen.
“Genau das wird es sein. Gerade weil ich so unscheinbar aussehe wittern sie Gefahr. Jeder kennt doch dieses Sprichwort von den tiefen stillen Wassern.” Die Wartezeit schien Baldurs Denkvermögen zu beeinträchtigen. Es war an der Zeit für Ella einzugreifen.
“OK, Baldur, dann lass uns mal abwechseln, Ich stell mich mal an die Straße.” Baldur setzte sich erschöpft und mit einem wohligen Seufzer auf den Rucksack. Ella strich sich den Rock glatt und zog ihn etwas höher. Sie öffnete die oberen beiden Knöpfe ihrer Bluse, richtete die Haare und stellte sich an die Straße. Das rechte Bein hatte sie ein wenig vorgestreckt. Baldur konnte nicht anders als zu denken, dass sie damit auch in einem anderen Gewerbe Erfolg gehabt hätte. Der nächste Wagen war ein Fiat 500, an dessen Steuer eine Frau saß. Sie sah Ella, kniff missbilligend die Lippen zusammen und fuhr vorbei. Der Mercedes hinter ihr hielt sofort. Der Fahrer stieg sogar aus, um Ella beim Gepäck zu helfen. Als er sah, dass dazu auch ein junger Mann gehörte, ließ er den missmutig mitfahren. Ella setzte sich auf die Rücksitzbank,
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