Der letzte Drache
Rolle, aber nach den Tagen in der Wildnis würde warmes Wasser und etwas Duschgel ihr Wohlbefinden steigern. Baldur sprossen Bartstoppeln, beider Haar nahm langsam einen leicht fettigen Glanz an. Baldur machte das nichts, aber dass Ella, die er für so eitel gehalten hatte, das weitgehend klaglos hinnahm, imponierte ihm.
“Was Fafnir wohl schmecken wird?” Ella grübelte laut vor sich hin. Baldur hatte sich auch so seine Gedanken gemacht.
“Gehen wir es mal wissenschaftlich an. Er mag Gold. Das haben wir nicht. Gold ist ein Metall. Es hat die Ordnungszahl 197. Andere Metalle in der Gewichtsklasse wären Platin, Iridium, Osmium, Thalium, Blei und Bismut.”
“Oh, hattest du Chemie als Nebenfach?” Ella schaute ihn ungläubig an. Sie hatte Chemie gleich nach der 11 abgewählt. Der Chemielehrer hatte stets alte Cordhosen getragen und war schlecht gekämmt.
“Auch. Ich mag eigentlich alle Naturwissenschaften.”
“Das ist ja praktisch. Dann besorgen wir also einfach diese anderen Metalle und eins von denen wird Fafnir schon schmecken”, freute sich Ella.
“Äh, ja. Ganz so einfach ist das nicht. Iridium zum Beispiel ist noch seltener als Gold und Platin. Es wird auch gar nicht frei gehandelt. Platin ist übrigens doppelt so teuer wie Gold, Iridium immer noch halb so teuer. Selbst wenn wir es kriegen, liegen sinnvolle Mengen nicht unbedingt in unserem Budgetrahmen. Quecksilber und Thalium sind sehr giftig. Bismut, das man früher auch Wismut nannte, kriegt man auch nicht einfach so im Supermarkt um die Ecke.”
Ella war beeindruckt. So musste ein Doktor sein. Der wusste was.
“Soweit die Theorie, aber da waren doch immerhin zwei Stoffe dabei, die nicht ganz so selten sind und die man vielleicht auch im Einzelhandel antrifft, nämlich Quecksilber und Blei. Versuchen wir es doch damit?” Baldur schätzte ihren Sinn fürs Praktische und nickte.
Es war ein herrlicher Morgen und sie genossen die Wanderung durch den Wald. Als sie auf eine Straße trafen folgten sie der bis sie die kleine Stadt erreichten, deren Kirchturm sie bereits kannten.
Es war eine typische mittelalterliche Stadt. Sogar die Stadtmauer war noch vorhanden. Innerhalb der Mauern reihte sich ein Fachwerkhaus an das andere. Sie hatten eigentlich leere Straßen erwartet, doch dem war nicht so. Immer wieder sahen sie schwarze Gestalten. Die ganze Stadt schien voll von Dragon Slayern zu sein.
“Na super, das hat uns grad noch gefehlt.” Baldur stöhnte leise.
“Ach, die kennen uns doch gar nicht. Lass uns schnell einen Laden finden, das Nötigste besorgen und ab durch die Mitte.” Ella lachte. Ihr gefielen die Stadt und die Aussicht auf etwas zu Essen. Es gab aber auch gar keine Alternative. Sie durchschritten das Stadttor, hielten sich dicht an der Mauer in deren Schatten und machten sich auf, die Umgebung zu erkunden.
“Oha, schau mal was ich gefunden habe.” Baldur hob einen Din A 4 großen Zettel auf, auf den er soeben getreten war. Er zeigte ihn Ella.
“Das sind ja wir” Sie zeigte aufgeregt auf die beiden Bilder.
“Und da steht: Gefährliche Kriminelle. Werden gesucht wegen Freiheitsberaubung und Kidnapping. Auf ihre Ergreifung ist eine Belohnung von 100.000 € ausgesetzt. Das ist eine Menge Geld.”
“Bring mich nicht auf dumme Gedanken”, flachste Baldur. Auf dem Blatt Papier war auch das Wappen der Dragon Slayer. Es war nicht klar zu erkennen, ob sie von der Polizei oder nur von der Rockerbande gesucht wurden. Nachdem es in der Stadt scheinbar deutlich mehr von letzteren gab, war das in der Praxis wohl auch egal.
“Jedenfalls müssen wir nun noch vorsichtiger sein. Von denen erkennt uns dann wohl jeder.” resignierte Baldur. Da konnte Ella nicht widersprechen, ihr Gesicht hellte sich aber Augenblicke später bereits wieder auf:
“Da ist genau das, was wir brauchen, ein netter kleiner Tante Emma Laden. Und er ist sogar geöffnet.” Sie schauten sich um, konnten aber keinen Drachentöter erkennen. Hurtig verschwanden sie in dem kleinen Geschäft.
“Ding dong” Eine Türglocke klingelte und hinter dem Tresen erschien eine alte Dame. Sie trug die grauen Haare als Dutt. Auf ihrer weißen Schürze stand “Bei Emmi”. Allem Anschein nach hatte sie diesen Kolonialwarenladen vor mindestens 50 Jahren eigenhändig eröffnet und ihn seitdem nicht freiwillig verlassen. Ein Wunder, das er sich all die Jahre behauptet hatte.
“Guten Tag meine Herrschaften, was kann ich für sie tun?” Ach ja, hier gab es noch keine
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