Der letzte Drache
doch nicht. Baldur zeigte Fafnir das Fieberthermometer.
“Hier hätten wir ein wenig Quecksilber. Wie wär es denn damit?”
“Das kenn ich, das hab ich bei einem Bruder, der Alchimist war, mal probiert. Das ist selbst für Drachen zu giftig. Das kann ich nicht essen.” Das war ein Tiefschlag. Baldur hatte auf das Quecksilber gewettet. Aber, sie hatten ja noch das Blei. Er zeigte es dem Drachen.
“Blei kenn ich auch. Das hatten ja schon die alten Römer als Rohre. Hab ich auch mal probiert. Danach hatte ich eine Woche lang eine Feuerverstopfung und es lag mir so schwer im Magen, dass ich nicht mal mehr fliegen konnte. Und satt wurde ich davon auch nicht.” Baldur wirkte nun niedergeschlagen. Beide Trümpfe hatten nicht gestochen. Ella zuckte hilflos mit den Schultern.
“Hey Leute, es tut mir so leid, ihr habt euch so viel Gedanken gemacht und so viel Mühe gegeben.”
Sollte die Geschichte hier enden? Mit dem geschwächten Drachen würden sie die Pforten nicht benutzen können.
“Es hilft nichts, Ella, wir müssen auch dringend was essen. Lass uns mal eine Dose Ravioli aufmachen.”
“Super Idee, aber wir haben eine Kleinigkeit vergessen. Nämlich den Kocher”. Baldur schlug sich mit der flachen Hand vor die Stirn. Nun durften sie kalte Ravioli essen. Wie eklig.
“Aber ihr habt doch mich, hihi. Lasst mich die Dose einfach ein wenig anfeuern.”
“Welche ist es denn?” Baldur legte sie dem Drachen vor den Kopf und der begann sein Flämmchen auszufahren. Ella fand, er schaute die Dose irgendwie gierig an. Und noch bevor sie Baldur auf ihre Beobachtung hinweisen konnten, schnappte der Drache plötzlich nach der Dose und weg war sie.
“ Tschuldigung, es überkam mich plötzlich einfach so, höhö” Baldur hielt es nicht mehr aus und öffnete eine Packung Cracker. Ella und er fielen wie die Tiere darüber her. Wenige Sekunden später wandten sie sich wieder Fafnir zu. Der wirkte seltsam gelöst.
“Nanu, kein Schluckauf, keine Pickel, keine komischen Verdauungsgeräusche?”
“Ja, das war ganz schön gut. Sehr leckeres Metall. Das weiche Zeugs da drin hat auch nicht wirklich gestört, das passte irgendwie ganz gut. Jamjam.”
“Und wie fühlst du dich jetzt?”, fragte Ella.
“Als könnte ich Bäume ausreißen.”
“Na ja, du KANNST Bäume ausreißen”, erinnerte ihn Baldur.
“Ja klar, lass mich mal was probieren.” Fafnir wandte den Kopf zum Höhleneingang und spie Feuer. Statt der bescheidenen Lötflamme kam ein Feuerstoß wie aus einem Flammenwerfer aus seinem Rachen.
“Wow, das war beeindruckend.” Ella klatschte in die Hände.
“Hurra, hurra, hurra, meine Flamme ist fast wieder da.” Der Drache wedelte übermütig mit dem Schwanz und Ella und Baldur pressten sich ängstlich an die Höhlenwand.
“Oh, Tschuldigung, hihi.” Er hielt den Schwanz wieder ruhig.
“Habt ihr noch mehr davon?” Baldur zeigte auf die beiden anderen Dosen mit dem Schriftzug “Ravioli”. Schneller als die beiden schauen konnten, war der Kopf herangetaucht und die lange Zunge hatte die beiden Dosen kurz nacheinander in den Rachen befördert. Der satte Drache strahlte nun große Zufriedenheit aus und ließ sich entspannt auf dem Bauch nieder.
“Sag mal, ich dachte du hättest immer nur wenige Gramm Gold gegessen.”
“Aber das hier war kein Gold. Außerdem hab ich einiges nachzuholen, hihi. Und das weiche Zeug da drin ist ja mehr eine Zutat, so richtig satt macht nur die Schale. Das ist gar nicht so viel.”
Baldur hatte nicht vor, mit dem Drachen zu diskutieren. Er war, ebenso wie Ella, heilfroh, dass sie doch noch etwas gefunden hatten, was ihm seine alte Stärke zurückzugeben schien.
“Super, dann können wir ja jetzt aufbrechen und die anderen Höhlensysteme erforschen”, jubelte Ella.
“Na ja, nicht so schnell. Wenn wir auf eine ausgedehnte Expedition gehen wollen, sollten wir uns vorher noch mit mehr Vorräten eindecken. Fafnir hat schon wieder nichts mehr zu essen. Oder bist du jetzt wieder für 10 Jahre satt, Großer?”
“Nö. Ich würde eher sagen, ich bin jetzt auf den Geschmack gekommen. So 5 bis 10 dieser kleinen, süßen Dosen sollten aber reichen, hihi.”
32 Hypermarche
Der nächste Morgen begann mit einem dampfenden Kaffee und drei zufriedenen Waffenbrüdern. Wieder hatten die ersten Strahlen der Sonne den Schlaf beendet.
“Und gleich nach dem Frühstück gehen wir los und füllen unsere Vorräte richtig auf.” Baldur kaute genüsslich auf Crackern mit Frischkäse
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