Der letzte Drache
noch außer sich vor Begeisterung, lief im Kreis herum und versuchte seinen Schwanz zu haschen, hüpfte gelegentlich lautstark und summte eine lustige Melodie in seinem Kopf.
“Jetzt steht uns die Welt offen, alles wird gut”, trötete er in ihr Hirn. Auch Ella war ganz euphorisch und Baldur war sehr erleichtert, dass die Kletterpartie gut ausgegangen war.
Fafnir löschte das Licht, in dem er den Stein wieder vor die Sauerstoffzufuhr des Lampensystems rollte. Nach wenigen Augenblicken lag die Halle wieder wie unberührt in der Dunkelheit, die nur durch das Leuchten von Baldurs Amulett unzureichend gestört wurde und die drei begannen den Rückweg. Sie waren schon sehr gespannt auf die neuen Welten zu denen das Buch ihnen den Weg weisen würde.
29 Schatten
Wieder im vorderen Teil der Höhle angekommen war es mittlerweile dunkel geworden.
“Oh wie nett, lasst uns ein Lagerfeuer machen, hihi” Der Drache war noch immer bester Laune.
“Baldur, leg doch mal ein paar Holzscheite auf die Feuerstelle. Und Ella, neben den Fenstern liegen flache, runde Steine. Roll die doch bitte davor, damit kein Licht nach draußen dringt. Das kann man sonst meilenweit sehen.” Die beiden folgten den Anweisungen des Drachen. Nur gut, dass die Decksteine nur daumendick waren. So konnte Ella sie mit Leichtigkeit bewegen. Die Höhle war wirklich praktisch eingerichtet. Hier hatte sich jemand Gedanken gemacht. Aber nach dem, was sie im Berginneren gesehen hatten, war das hier natürlich Steinzeit.
“Baldur, das reicht schon. Wir wollen ja nicht die Höhle ausräuchern, höhö.” Baldur hatte beim Holz-tragen und -schichten ein wenig den Kopf frei bekommen und die Anspannung der letzten Tage war Schweiß und Schwielen gewichen.
“So, dann wollen wir mal schauen, ob ich das noch ankriege.” Fafnir senkte seinen Kopf und presste die Lippen an ein Holzscheit, so als wollte er ihm einen Kuss geben. Dann spie er seine Lötflamme. Zierlich züngelte sie aus seinem Mund am Scheit entlang. So verharrte er für mehrere Minuten, bis das Stück Holz zunächst zu Qualmen anfing und schließlich die Glut entfacht war. Fafnir ließ nun ab und begann so vorsichtig zu pusten wie es ihm möglich war. Sofort loderte die Flamme hell auf und in Windeseile waren auch die Nachbarscheite entzündet. War es in der Höhle gerade noch empfindlich kalt geworden, so breitete sich nun eine behagliche Wärme aus.
“Fantastisch, da ist sogar ein Kamin in den Fels gehauen, der Rauch zieht ab und die Luft bleibt klar”, staunte Baldur.
“Na, mein Held, glaubst du ich hätte dieses Mörderlagerfeuer ohne Rauchabzug angemacht? Dann lägen wir jetzt hier rum wie Schwarzwälder Schinken, höhö.” Baldur und Ella hatten eine Bank ans Lagerfeuer gezogen und ließen sich dort nieder. Auch die Echse legte sich ans Feuer und kringelte sich dort wohlig zusammen. Nach dem aufregenden Fund war keinem von ihnen nach Schlafen zumute.
“So, dann schlag mal auf und zeig mal den Atlas”, forderte Fafnir Baldur auf. Gemeinsam staunten sie über die vielen, fein gezeichneten Karten. Offenbar waren in diesem Buch nicht nur ihr eigenes Höhlensystem, sondern auch viele andere sehr genau kartographiert. Tatsächlich waren die Pforten exakt beschrieben. Bilder zeigten die Stand- und Druckstellen um die Pforten zu aktivieren. Das Buch war nicht sehr groß oder sehr dick, da die vielen Seiten recht dünn waren und die Zeichnungen waren zwar detailliert aber klein. Das war gut so, denn sie würden es in Zukunft mit sich tragen müssen, allein schon um den Rückweg aus anderen Höhlensystemen zu finden. Falls sie das Nahrungsproblem ihres Gastgebers würden lösen können.
“Schau mal, das ist unsere Höhle.” Ella zeigte auf eine Zeichnung im vorderen Teil des Buches. Nachdem sie sich einen ersten Überblick verschafft hatten, wollten sie nun mehr über das hiesige Höhlensystem erfahren und herausfinden wo sie die nächste Pforte finden würden.
“Oh ja, hier ist der Eingang und dort ist der Felsendom. Wenn ich die Karte richtig lese erreichen wir von hier aus gleich drei Pforten mit kleinen Wanderungen. Das dürften auch nicht mehr als jeweils eine Stunde oder so sein.” Baldur war aufgeregt. Dass die Karte so einfach lesbar sein würde, hatte er nicht zu hoffen gewagt. Der Drache hörte zufrieden zu. Die beiden schienen zu wissen was sie da taten. Bald schon würde er eine schnuckelige Drachin treffen. Er schloss die Augen und gab sich dem warmen Gefühl der Vorfreude
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