Der letzte Drache
solche Markierungen und ich wette, dass die berührt worden sind.” Für Jason gab das alles keinen Sinn, er konnte dem Berühren von Wandmalen keinerlei Erkenntnis abgewinnen, nickte aber ergeben.
“Also los, wir machen das jetzt auch. Jason, du legst deine Hände dort hin, einen Fuß nach hier und ich übernehme die anderen beiden Stellen.” Jason zweifelte an seinem Verstand, als der Raum vor seinen Augen verschwand. Das letzte was er hörte, war der Beginn eines euphorischen Jubelschreis von Lara.
37 Spannung
“Wow” Ella fand als erste die Sprache wieder, wenn man ihren Ausstoß bereits als Sprache betrachten wollte. Baldur stand neben ihr, den Mund noch ungläubig geöffnet. Der Drache schnaufte zufrieden. Sie befanden sich nun jedenfalls in einer anderen Höhle. Sie war größer, der Fels war dunkler, ein schwacher Schein erhellte den Raum. In der Richtung, aus der er kam, dürfte der Eingang liegen vermutete Baldur. Das Tor hatte funktioniert, sie hatten in denkbar kurzer Zeit ihren Standort gewechselt und befanden sich nun mutmaßlich irgendwo auf der Welt auf einem anderen Kontinent. Wenn die Geschichten denn stimmten.
“Das war sehr beeindruckend”, meldete sich Baldur zurück. Der Drache machte nun eine Art schnurrendes Geräusch.
“Super, ne? Ich hatte ganz vergessen wie schnell das geht, hihi.”
“Fühlst du dich denn jetzt geschwächt?”, fragte Ella.
“Nein, ich bin ja nach den leckeren Dosen prima bei Kräften. Das ist wie eine kleine Bergwanderung. Wenn man fit ist macht einem das nichts aus.” Baldur und Ella nickten und fragten sich, was der Drache wohl von Bergwanderungen verstand. Ella erinnerte sich an einen Wandertag ihrer Uni, der dafür gesorgt hatte, dass sie mit froschgroßen Blasen an den Füßen tagelang ihr Zuhause nicht verlassen konnte. Ihre Kleidung muffelte selbst nach der Wäsche noch nach Schweiß was ihr unendlich peinlich gewesen war und sie hatte solch archaischen Ritualen danach abgeschworen.
“So meine Lieben, wir sind ja nicht zum Spaß hier, hahaha.”
“Schön, dass du das Thema andenkst. Was genau suchen wir denn hier nun?” Ella fand, sie standen etwas ratlos herum und ein wenig Hilfestellung des Drachen würde sicher gut tun.
“Na ja, wie gesagt hoffe und vermute ich, dass wir hier noch andere Drachen treffen. Und dazu müssen wir uns natürlich hier mal umschauen.” Hätte sein Schuppengesicht eine Mimik erlaubt, man hätte eine gewisse Unsicherheit ausmachen können.
“OK, so ganz genau weißt du aber auch nicht, wo wir suchen sollen?”, fragte Baldur.
“Doch, doch, klar. Wir müssen uns einfach ein wenig umschauen.” Ella verdrehte die Augen. Der Drache hatte ganz offenbar keine Ahnung. Sie wollte nun die ganze Wahrheit wissen:
“Du warst noch nie hier, stimmt‘s?” Schuldbewusst blickte Fafnir zu Boden.
“Schon. Diese Höhle ist mir neu.”
“Im Buch steht die auch nicht?” Baldur fragte obwohl er die Antwort schon kannte. Fafnir bestätigte seine Vermutungen.
“In der Tat, das Buch zeigt nur unsere Höhle. Wenn es alle Höhlen der Welt zeigte, müsste es ein Vielfaches dicker sein.” Und es war ja so schon eine rechte Schwarte.
“Dann müssen wir also einfach auf gut Glück losziehen und uns mal umsehen.” Baldur machte dabei kein sonderlich begeistertes Gesicht, wollte aber das Beste aus der Situation machen.
“Am besten wir teilen uns auf, dann kommen wir schneller voran. Hier zweigen ja drei Wege ab, die ins Innere führen, das ist ja praktisch. Nimmt am besten jeder einen und heute Abend treffen wir uns wieder hier und tauschen uns aus.” Fafnir nickte mit seinem Kopf, so dass die Luft in der Höhle in Bewegung geriet und Staub aufwirbelte. Ella schüttelte entsetzt den Kopf.
“Das ist doch viel zu gefährlich. Wir haben keine Ahnung wo wir sind und was uns hier erwartet. Wenn wir uns trennen, schwächen wir uns unnötig.” Zum ersten Mal war Baldur nicht Ellas Meinung. Das ging ihm jetzt zu langsam. Er sah sich und die anderen schon wochenlang durch dieses unwirtliche Höhlensystem streifen.
“Ella, wir haben nicht ewig Zeit. Und wir bleiben ja über Gedanken in Kontakt” Und zum ersten Mal wurde Ella etwas unwirsch.
“Baldur, du weißt, dass der Kontakt nur bis zu einer bestimmten Distanz funktioniert und wir wissen nicht, wie weit sich die Höhlen auseinanderbewegen. Kommt nicht in die Tüte. Wir müssen zusammenbleiben.” Der Drache hatte den Disput verfolgt und sich diplomatisch herausgehalten.
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