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Der letzte Drache

Der letzte Drache

Titel: Der letzte Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Schneider
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Seine jahrhundertealte Erfahrung hatte ihn gelehrt, dass Frauen diese Art von Gesprächen gewannen und man das von außen nicht beeinflussen konnte. Wenn man es versuchte, hatte man am Ende beide gegen sich. Daher säuselte er nun, so gut er als Drache säuseln konnte:
    “Ella hat Recht. Wir müssen zusammenbleiben.” Baldur warf ihm einen überaus missmutigen Blick zu und schweigend stampften sie los. Fafnir ging voran, Ella folgte dicht hinter ihm und Baldur bildete mit deutlichem Abstand den Schluss. Er schmollte und währen der Wanderung wechselten Ella und er kein Wort. Später kam die Erschöpfung dazu und das Schweigen blieb. Die Höhle verzweigte immer weiter. Wieder fanden sie große Hohlräume, verschieden farbigen Fels und immer wieder auch mal Wasser. Doch sonst nichts. Keine Spur von irgendwelchem Leben, geschweige denn Drachen. Bis.
    “Oh, Kinder, schaut mal, jetzt sind wir dran, hihihi.” Fafnir war ganz aus dem Häuschen. Der Raum, der sich jetzt vor ihnen öffnete, wies Zeichen von Besuchern auf. Hier hatte jemand ein Feuer gemacht und einige Rußspuren passten sehr gut zum Feuerstoß eines Drachen. Am beeindruckensten aber war ein Bild auf einer der Wände der Höhle. Es war offenbar mit verschiedenen Steinarten in den Fels geritzt und erinnerte an antike Höhlenmalerei. Es stellte ohne jeden Zweifel einen Drachen dar. Es ähnelte Fafnir, nur das der Drache irgendwie schlanker wirkte. Fafnir starrte das Bild verzückt an.
    “Oh, ist sie schön.”
    “Sie?”, hakte Ella nach.
    “Oh ja”, seufzte Fafnir. “Das Bild zeigt eine Drachin und zwar die schönste, die ich je gesehen habe.” Baldur war für derlei Schwärmereien derzeit nicht zu haben. Er berührte mit seiner Hand die Feuerstelle und schaute sich die Asche genau an.
    “Kalt und eine dicke Schicht aus Staub darüber. Es muss lange her sein, dass jemand hier war.” Die drei erforschten stumm die Höhle konnten aber keine weiteren Anzeichen von Besuchern entdecken. Das war also doch eine kalte Spur, aber der erste Hoffnungsschimmer seit sie angekommen waren. Fafnir seufzte.
    “Es wäre auch zu schön gewesen. Aber wo ein Bild, da ist auch ein Drache. Lasst uns zum Lager zurückkehren und Morgen können wir weitersuchen.” Ella und Baldur waren nicht nur erschöpft, sie waren auch zu erschöpft um sich jetzt wieder zu versöhnen. Sie trotteten hinter Fafnir her bis sie den Ausgangspunkt ihrer kleinen Wanderung erreicht hatten. Unterwegs hatte Ella mehrmals das Gefühl, sie hätte Geräusche gehört, die entfernt an das Brüllen eines Drachen erinnerten. Doch sie dachte sich, wenn da ein Drache wäre, hätte Fafnir das längst bemerkt. Und so behielt sie diese Eindrücke für sich.
    Nachdem sie ihr Nachtlager bereitet hatten hielten sie nochmals kurz Kriegsrat.
    “So können wir noch lange weitersuchen, das ist zu mühsam. Wir wissen nicht wie groß das Höhlensystem ist. Wir wissen ja nicht einmal in welchem Teil der Welt wir gelandet sind. Übrigens, Fafnir, kommen wir auf dem gleichen Weg überhaupt zurück?” Das war vielleicht die längste Rede gewesen, die Baldur gehalten hatte, seit das Abenteuer begonnen hatte. Nach den vergangen Tagen und den Gefahren, denen er bereits getrotzt hatte, hatte er erheblich an Selbstvertrauen gewonnen. Fafnir ging auf die letzte Frage lieber nicht ein und Ella machte einen Vorschlag zur Güte. Ihr schlug das angespannte Schweigen zwischen ihr und Baldur empfindlich auf das Gemüt.
    “Gut, dann machen wir es doch so, dass Fafnir und ich Morgen noch einmal das Höhlensystem erkunden und du schaust dich mal draußen außerhalb der Höhle um. Wir werden ja auch irgendwann neue Vorräte brauchen.” Fafnir nickte diplomatisch, drehte sich auf den Rücken und war in nullkommanichts eingeschlafen. Ella und Baldur versuchten es ihm gleichzutun doch trotz der Anstrengungen des Tages fiel es ihnen schwer, den Weg ins Land der Träume zu finden. Ihr Zwist nagte an Ihnen.

38 Cuba Libre
    Baldur wachte auf, als die ersten Strahlen der Sonne die Höhle erreichten. Die anderen beiden schliefen noch tief und fest. Fafnir produzierte von Zeit zu Zeit ein knarrendes Geräusch, das Baldur an Schnarchen erinnerte. Dabei zitterten die Nüstern wie bei einem leichten Erdbeben und Baldur fragte sich, ob ein Drache bei ungünstigem Schlafverlauf auch schon mal aus Versehen Feuer speien konnte. Um seine ohnehin seit dem Vortag angeschlagene Laune nicht noch weiter zu verschlechtern, verbannte er diesen Gedanken in

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