eine andere Zeit und ein anderer Ort auf sie wartete.
Nach Hause, dachte er mit gemischten Gefühlen. So vieles hatten sie erlebt, und nun würde er heimkehren. Mit Rolf und Hendrik, den Zwillingen, aber ohne Patzer, der ihm ans Herz gewachsen war. Und auch von Rednek hatte er sich nicht verabschieden können. Der Fischer und seine Familie waren mit dem Strom der anderen in der Nacht verschwunden...
Werde ich jemals hierher zurückkehren? dachte Bastian.
Er schüttelte die Gedanken von sich ab.
"Gehen wir?“, wandte er sich an seine Freunde.
Rolf nickte, und auch Hendrik schloss sich wortlos an.
Noch einmal winkten sie Manannan Mac Lir, dem Hüter der Isle of Man und Patzer, dem kleinen Unsterblichen zu.
Dann gingen sie durch das Tor.
Der Traum und der Spiegel
"Hey, Cowboy, aufstehn! Telefon für dich! Rolf ist dran. Und wenn du dir die Mühe machst, die Augen zu öffnen, wirst du feststellen, dass es schon fast Mittag ist. Selbst an einem schulfreien Sonntag sollte man um diese Zeit allmählich ans Aufstehen denken, oder?"
Die grässliche, laute Stimme, die seine Träume in alle Winde zerstreute, gehörte unverkennbar seiner Mutter!
Bastian tat es ungern, aber er öffnete die Augen.
"Telefon", wiederholte die Frau über ihm, die sich alle Mühe gab, grimmig zu schauen.
"Ich komm ja schon...".
Das Mutterschiff setzte Segel, drehte ab und verschwand besänftigt aus Bastians Zimmer.
"Mannomann!“, stöhnte Bastian und warf die Decke, die ihn bis zum Hals einhüllte, mit Schwung von sich. Da merkte er erst, dass er vollständig angezogen im Bett leg. "Ich glaub, ich spinne..."
Mit einem Satz war er draußen.
Dabei fiel ihm die Taschenlampe aus der Jacke auf den Boden, wo die Glasscheibe des Scheinwerfers und wohl auch die Birne zu Bruch gingen.
"Die ist im Eimer", murmelte Bastian, ohne recht zu begreifen, wie die Taschenlampe zu ihm ins Bett kam und warum er mit Hosen, Jacke und
Schuhen
geschlafen hatte.
"Der Traum!“, rief er plötzlich und schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn, als ginge ihm ein Licht auf.
"Teeeeleeeefoooon...!", rief seine Mutter von unten.
Klang das nicht langsam wirklich ungeduldig?
Bastian wirbelte aus dem Zimmer über den Gang und die Treppe hinunter.
"Oha", empfing ihn seine Mutter. "So schnell warst du ja noch nie angezogen."
Bastian nahm den Hörer in Empfang. "Rolf?", fragte er.
"Derselbe!", tönte es aus der Muschel. "Weshalb ich anrufe: Uns ist da etwas Merkwürdiges passiert..."
"Uns?"
"Hendrik und mir."
"Aber euch passiert doch ständig Merkwürdiges."
"Aber sowas noch nie. Du wirst es nicht glauben, wir haben heute Nacht beide das absolut Gleiche geträumt..." Und dann erzählte er Bastian kurz, um was es in diesem Traum gegangen war. "Du warst also auch dabei und hast natürlich mal wieder die Hauptrolle gespielt..."
Bastian hörte schon gar nicht mehr hin. Ohne zu überlegen feuerte er den Telefonhörer auf die Gabel zurück und rannte an seiner verblüfften Mutter vorbei zurück zur Treppe und dann nach oben ins Bad.
Eine einzige Frage brannte in ihm, während er sich über das Waschbecken hoch zum Spiegel schob und seine Stirn untersuchte:
Konnten drei Menschen zur selben Zeit… denselben Traum träumen...?
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Texte: © Copyright by Manfred Weinland Altheimer Str. 15 66482 Zweibrücken
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Tag der Veröffentlichung: 13.01.2014
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