Der letzte Druide (German Edition)
mühevoll auf den Tisch zubewegte, wo er den Stein deponiert hatte. Tisch und Stein waren unversehrt, und auch der Druide schien keinen wirklichen Schaden davongetragen zu haben, während von der Schmiede kein Stein mehr auf dem anderen stand.
Es war, als müsste sich Saramoon durch eine unsichtbare Strömung kämpfen, um zu dem magischen Stein zu gelangen. Eine kleine Ewigkeit verging, bis er ihn erreichte und seine Hände danach ausstreckte. Er hob ihn auf, und augenblicklich verwandelte sich der Stein in ENBARR. Und dann geschah das, wovor sich Saramoon wohl insgeheim die ganze Zeit gefürchtet hatte. Das goldene Schwert erkannte die Aura des Bösen, die seinen einstigen Schöpfer mittlerweile umgab, wie sie auch die Dunkle Schmiede umhüllt hatte — und setzte sich dagegen zur Wehr!
Das Schwert in der Faust, begann der Druide kleiner und kleiner zu werden, seine imposante Gestalt schrumpfte zusammen. Gleichzeitig wurde die Lebenskraft des Mannes von ENBARR aufgesogen. Schreiend flüchtete Saramoon aus der Ruine und rannte davon. Patzer sah ihm nach, bis er seinem Blick entschwand und das Brüllen in der Ferne verklang. Das war das Letzte, was er von dem Druiden sah oder hörte. Er wollte sich gerade aus seiner Deckung hervorwagen, als Arawn auf der Bildfläche erschien. Allein. Von Bastian war keine Spur, und warum der Fürst der Unterwelt so rasch zurückgekehrt war, ließ sich nicht sagen.
Arawn wurde von dem Bild der Verwüstung ebenso überrascht wie später Bastian. Er suchte auch nicht nach Saramoon und dem Verbleib des magischen Schwertes. Statt dessen wartete er bis zum Einbruch der Dunkelheit und bis Mitternacht, um dann die bereits geschaffenen Schwerter an seine Baumkrieger zu verteilen. Dann zog er mit seinem Heer ab. Der gesamte Wunderwald hatte sich in Hunderte von Krieger verwandelt. Sie alle folgten ihrem Herrn.
Patzer verfolgte sie nicht. Er hatte anderes im Sinn. Es gelang ihm, die beiden Tropfen, die Saramoon gegen Hexenfluch geschaffen hatte, aus der Glut der magischen Esse zu holen. Er verwahrte sie sorgsam und trat damit den Heimweg zu Redneks Hütte an, wo er zwei Tage später anlangte und Rolf und Hendrik heilen konnte. Wenig später passierte die bereits erwähnte Verwandlung der Fischerfamilie in Bäume. Alles andere wusste Bastian bereits.
Er erzählte seinerseits, was ihm in dem seltsamen Gefängnis widerfahren war. Die Freunde hörten ihm staunend zu und bestätigten, dass sich auf seiner Stirn wieder ein leuchtendes Mal befand, jedoch kein Schwert, sondern ein siebenzackiger Stern.
Bastian ging nicht weiter darauf ein. Er erfuhr, dass inzwischen fast eine Woche vergangen war, seit er von Patzer getrennt worden war. Das war weit mehr, als er selbst vermutet hatte. Er musste in einem zeitlosen Zustand gefangen gewesen sein.
Jedenfalls war nun einigermaßen klar, warum sich Arawn nicht mehr um seinen Gefangenen gekümmert hatte. Wahrscheinlich war er selbst vom Lauf der Dinge überrascht worden und versuchte nun zu retten, was noch zu retten war.
Bastian schüttelte den Kopf. Das waren Spekulationen. Er wusste selbst nicht, wie er darauf kam, Arawns Macht könnte geschwächt sein.
Wunschdenken, sagte er sich.
Ein paar Stunden später erreichten sie ihr Ziel. Da war es bereits dunkel.
Vor ihnen brandete das nächtliche Meer. Die Insel bildete an dieser Stelle einen Hunderte von Metern hinausreichenden Ausläufer, der die Form eines Halbmondes hatte.
Knöchelhoher Schnee war gefallen, und noch immer fielen dicke weiße Flocken vom Himmel. Kein Stern war sichtbar, und dennoch war es nicht wirklich finster. Das Meer und der Schnee leuchteten scheinbar aus eigener Kraft und durchwoben die Nacht mit einem fahlen Schein.
Drei Jungen und ein unsterblicher Zwerg lagen auf der Lauer.
Ein gespenstisches Raunen lag in der Luft. Es rührte von den Hunderten und Aber Hunderten Menschen, die sich dort auf der Landzunge drängten!
Leute wie Rednek und Myrna und Pyter und Gryf und Kala und... und... und...
Bastian hatte keine Ahnung gehabt, dass es so viele Inselbewohner gab. Kaum einem waren sie auf ihren wegen begegnet. Nun erkannte er seinen Irrtum und erhielt einen kleinen Eindruck davon, welche Gemeinschaft hier lebte, wenn man sie in Frieden für sich selbst entscheiden ließ, sie nicht unter die Knechtschaft irgend eines mächtigen Zauberers zwang, der noch dazu die Eroberung ganz anderer Ländereien im Schilde führte...
Die Leute dort in der Nacht waren Fischer wie
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