Der letzte Exfreund meines Lebens
und stürzte aus dem Raum.
»Kate!«, rief Will ihr hinterher, aber ohne sich auch nur noch einmal umzudrehen, nahm sie zwei Stufen der Treppe auf einmal, und als sie oben angekommen war, hörte sie, dass jemand durch die Haustür kam.
»Kate?«, hörte sie die Stimme von Louise, doch sie blickte sich nicht um, sondern rannte den Korridor hinab, bis sie in ihrem Zimmer war, warf die Tür hinter sich zu und rutschte schluchzend daran herunter, bis sie auf dem Boden saß.
»Oh verdammt, verdammt, verdammt!«, entfuhr es ihr. Nie zuvor in ihrem Leben hatte jemand sie derart erniedrigt. Von Tina erwischt zu werden, war schon schlimm genug gewesen, aber was sie am meisten quälte, war, dass Will sie fortgestoßen hatte, als Tina erschienen war. Falls Kate jemals daran gezweifelt hatte, was er für sie empfand, wusste sie es jetzt genau. Er hatte kein Problem damit, sie für einen tröstenden Quickie zu benutzen, wenn er niedergeschlagen war, warf sie jedoch, sobald seine zickige Freundin auf der Bildfläche erschien, weg wie einen alten Schuh – als wäre sie ein Nichts. In seiner Panik, weil man ihn erwischt hatte, hatte er sie praktisch durch das Wohnzimmer geschleudert. Und sie hatte sich allen Ernstes eingebildet, er hätte sie gewollt und nicht einfach irgendeine Frau.
Und noch schlimmer war das Wissen, dass sie selber ebenfalls im Unrecht war. Auch wenn Tina ihr zuwider war, war sie seine Freundin und hatte deswegen alles Recht der Welt, außer sich vor Zorn zu sein, wenn ihm eine andere einen blies. Der Fairness halber musste sie sich eingestehen, dass Tina sie zu Recht geschlagen hatte – weshalb dieser Angriff noch erniedrigender für sie gewesen war.
Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie sich, an die Tür gelehnt, die Augen ausheulte, schließlich aber stand sie mühsam wieder auf und setzte sich aufs Bett. Da sie anfing zu zittern, zog sie einen Pullover über ihr dünnes Kleid und
dachte über ihr Dilemma nach. Ihr war klar, sie musste weg. Sie könnte Will unmöglich noch mal in die Augen sehen. Denn sie hielte seinen reservierten Blick, der die Folge seines Seitensprunges wäre, ganz einfach nicht aus, und wenn sie das Gestern-Abend-war-ein-Fehler-Gespräch mit ihm führen müsste, würde sie sterben. Außerdem würde Tina ihr die Augen auskratzen, falls sie die Gelegenheit dazu bekäme. Deshalb musste sie noch heute Abend aus dem Haus.
Während sie das dachte, hörte sie Louise, die an ihrer Tür vorbei in Richtung ihres Zimmers ging, und ihre Stimmung hellte sich ein wenig auf. Die Hilfe war ganz nah. Vielleicht schaffte sie es selbst nicht, einen schnellen Abgang zu organisieren, doch sie kannte eine Frau, die dazu in der Lage war.
Louise schlief ein paar Zimmer weiter, daher schlich sich Kate auf Zehenspitzen durch den Flur und klopfte leise bei ihr an.
»Kate!« Louise einladendes Lächeln schwand, als sie Kates unglückliche Miene und ihre verquollenen Augen sah.
»Ich muss nach Hause!«, drängte Kate mit unsicherer Stimme. »Kannst du mich hier wegbringen?«
»Nun, sicher …« Louise schaute sie verwundert an.
»Jetzt gleich?«, bat Kate sie inständig.
Louise zögerte nicht mehr. »Ja.«
Vor lauter Dankbarkeit brach Kate erneut in Tränen aus.
»Komm, ich helfe dir beim Packen«, erklärte ihr Wills Assistentin brüsk und zog sie hinter sich her den Flur hinauf in ihr eigenes Schlafzimmer zurück.
Kate war dankbar für die Hilfe. Ihre Hände zitterten so sehr, dass sie es nicht schaffte, irgendwas zu falten, und so warf sie ihre Kleider einfach in den Koffer, und Louise nahm sie wieder heraus, legte sie ordentlich zusammen und packte sie zurück. Dann wirbelte sie durch den Raum, entfernte eilig Kates gesamte Habseligkeiten daraus und packte sie in deren
beide Koffer ein. Sie spürte instinktiv, dass niemand was von ihrer Flucht mitbekommen sollte, und damit man sie aus Richtung Wohnzimmer, wo Tina noch immer schreiend irgendwelche Gegenstände nach Will warf, nicht sah, führte sie Kate auf leisen Sohlen durch die Küche aus dem Haus.
Kaum hatte Louise das Kommando übernommen, ging alles mit einer schwindelerregenden Geschwindigkeit. Obwohl sie es später seltsam finden sollte, war sie erst mal dankbar, weil Louise ihr keine Fragen stellte und auch nicht versuchte, sie dazu zu bringen, dass sie erst mal eine Nacht darüber schlief. Sie versuchte nicht, ihr zu erklären, dass am nächsten Morgen sicher alles besser wäre, sondern akzeptierte einfach, dass sie gehen wollte,
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