Der letzte Exfreund meines Lebens
natürlich musste sie es jetzt so darstellen, als ob das Märchen, das sie selber mitgeschrieben hatte, auch ein gutes Ende nähme. Dennoch konnte Kate sich des Gefühls nicht erwehren, dass May wusste, was sie schrieb – schließlich hatte sie ja in den letzten Jahren jede Menge Zeit mit den beiden verbracht.
»So schlimm ist es wirklich nicht«, versuchte Freddie sie zu trösten. »Abgesehen davon, dass sie deinen Namen etwas durch den Dreck gezogen hat. Ich meine, es hätte noch viel schlimmer kommen können, oder nicht?«
»So schlimm ist der Artikel selber nicht«, meinte auch Ken, schränkte dann jedoch ein: »Ich meine, das, was sie bisher geschrieben hat …«
Kate wusste, was er sagen wollte. »Trotzdem ist die Sache in der Welt.«
Der Artikel hatte die Geschichte öffentlich gemacht, nährte Spekulationen, heizte das Interesse an, und Kate hatte den schrecklichen Verdacht, dass dies erst der Anfang war.
Nach einer unruhigen Nacht erwachte Kate schon früh am nächsten Tag, fand aber trotzdem Ken und Freddie bereits in der Küche vor, wo das Paar Seite an Seite an der Frühstückstheke saß und Toast mit Marmelade aß. Freddie trug Boxershorts und ein altes Walking-Wounded-Tournee-T-Shirt, das für ihn so etwas wie ein Morgenmantel war, Ken aber hatte sich bereits mit einem eleganten Anzug, einem frisch gestärkten weißen Hemd und einem roten Schlips für die Arbeit fertig gemacht. Die Theke war mit Zeitungen bedeckt,
von denen Ken, als Kate den Raum betrat, eilig eine unter den Stapel schob.
»Morgen, Kate!«, begrüßte er sie übertrieben gut gelaunt.
Sie beäugte argwöhnisch die Zeitungen. »Die habt ihr alle geholt?«
Freddie sah von einem Boulevardblatt auf. »Ken ist gleich nach dem Aufstehen los, um sie zu kaufen.«
»Und?«, fragte sie ängstlich.
Ken schaute sie fragend an. »Womit soll ich anfangen, mit den guten oder mit den schlechten Nachrichten?«
»Gibt es etwa gute Nachrichten?«
»Nun, in der Irish Times steht nichts«, scherzte er schwach.
»Haha.« Sie blickte Freddie an, der noch immer in seiner Zeitung las. »Wie schlimm ist es?«, erkundigte sie sich.
»Ziemlich …«, setzte er langsam an, fuhr mit der Lektüre fort und riss die Augen auf. »… oder eher wirklich schlimm.«
»Und was ist wirklich schlimm?«
»Sie haben Einzelheiten.«
»Einzelheiten!«, kreischte Kate. »Du willst doch wohl nicht sagen …«
»Doch – sie bringen sämtliche Details. Dass du ihm einen geblasen hast und alles.«
»Ich dachte, dass sich Tina nicht geäußert hat«, warf Kate mit zitternder Stimme ein.
»Angeblich stammen die Informationen wahlweise von ›engen Freundinnen von Tina‹ oder von ›Personen, die Will und Tina nahe stehen‹.«
Gwen und Julie, dachte Kate. Ohne Zweifel hatte Tina ihr Okay dazu gegeben, dass die beiden plapperten, denn so konnte sie ihre Version der Geschichte in die Medien bringen, während es so aussah, als hielte sie sich selbst vornehm zurück.
»Nun, am besten höre ich mir einfach alles an«, erklärte sie mit größerer Überzeugung als sie tatsächlich empfand, atmete tief durch, kletterte auf einen Hocker den beiden Männern gegenüber, und Freddie drückte ihr eine aufgeschlagene Zeitung in die Hand.
»›Tinas Liebesrivalin‹« – Liebesrivalin! – »›ist die kurvenreiche Köchin Kate O’Neill (32) … zweiunddreißig‹«, quietschte sie. »Sie kriegen nicht einmal mein Alter richtig hin.«
»Hier bist du erst einunddreißig«, erwiderte Freddie und schwenkte die Zeitung, die er selber gerade las.
»Und hier dreißig«, fügte Ken hinzu.
»Und sie bezeichnen mich als kurvenreich – das ist eine Umschreibung für fett.«
»Hier formulieren sie es ganz ähnlich«, meinte Freddie. »Hört euch das mal an. ›Die üppige Kate (31) ist die Tochter von Grace O’Neill, einer der beliebtesten Schauspielerinnen Irlands.‹«
»Das wird Mum gefallen.«
»Hier wird sie auch erwähnt«, sagte Ken. »Hier steht: ›Die dralle Brünette …‹«
»Drall!«, kreischte Kate empört.
»›Die dralle Brünette‹«, wiederholte Ken, »›ist die Tochter von Grace O’Neill (56), einer der besten Schauspielerinnen Irlands.‹«
»Sechsundfünfzig!«, keuchte Kate. »Das wird ihr nicht gefallen!«
»Warum nicht? Wie alt ist sie denn?« Ken sah sie fragend an.
»Sechsundfünfzig.«
»Dann wird es ihr ganz sicher nicht gefallen«, stimmte Freddie ihr zu.
»Gott, wie viele Umschreibungen gibt es für plump?«,
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